Jujutsu Kaisen 0

Bevor Yuji Itadori auf den Geschmack von dämonischen Fingern kommt und sich so einen ziemlich fiesen Untermieter anlacht, durfte ein anderer schon in die Welt der Flüche eintauchen. Wobei das ebenfalls nicht freiwilliger Natur ist. Was soll der gute Yuta aber auch tun, denn seine eigentlich tote Angebetete wird schnell handgreiflich und ist eifersüchtig ohne Ende. Wo die Liebe halt hinfällt! Wer seine Neugier auf dieses ungewöhnliche Pärchen stillen möchte, darf sich den Prequel-Film Jujutsu Kaisen 0 nicht entgehen lassen. Basierend auf dem gleichnamigen Manga von Gege Akutami setzte Studio Mappa (Attack on Titan Staffel 4) den Einzelband als abendfüllendes Actionfeuerwerk um. Im Rahmen der KAZÉ Anime Nights 2022 feierte dieser im März seine Deutschlandpremiere sogar groß in Berlin vor dem regulären Kinostart am 29. März 2022. Unsere Exorzistenuniform ist gebügelt, das stibitzte Weihwasser aus der Kirche steht bereit, also Zeit den Film zu besprechen.

Nach außen hin sieht Yuta Okkotsu wie ein ganz normaler Oberschüler aus. Doch der Schein trügt, denn der ruhige Junge hat einen Fluch an der Backe und nicht nur irgendeinen. Seine ehemalige Kindheitsfreundin Rika begleitet ihn auch nach ihrem Tod und greift jeden an, der ihrem Liebsten auch nur versucht eines seiner schwarzen Haare zu krümmen. Kein Wunder, dass die Welt der Fluchaustreibenden auf ihn aufmerksam wird. Doch anstatt den Jungen zu töten um den Fluch verschwinden zu lassen, nimmt ihn der Lehrer Satoru Gojo mit an eine Schule, die Exorzisten ausbildet. Der seinem Leben selbst schon eine Ende setzen wollende Yuta ist anfangs alles andere als begeistert. Seine drei Klassenkameraden schleichen sich jedoch schnell in sein Herz, weswegen er neuen Mut fasst. Allerdings weckt er (bzw. die als Sonderfluch eingestufte Rika) die Aufmerksamkeit eines Mannes, der die Welt gehörig verändern will. Pech für uns Normalos, denn wir müssen dafür von der Bildfläche verschwinden. Nicht gut …

Bis dass der Tod sie nicht schied

Originaltitel Jujutsu Kaisen 0
Jahr 2022
Laufzeit 105 Minuten
Genre Action, Fantasy, Horror
Regie Sunghoo Park
Studio Mappa
Kinostart: 29. März 2022

Unsere Sportskanone Yuji geht für das Abenteuer Jujutsu Kaisen 0 wieder in den Keller Filme anschauen und macht damit Platz für Yuta und seine Freundin Rika. Für den Anfang etwas ungewohnt, doch der schwarzhaarige Strubbelkopf ist einer dieser Hauptcharaktere, die aufgrund der Umstände schnell Mitleid erwecken. Immerhin mobben ihn seine Klassenkameraden und zu allem Überfluss hängt seine große Liebe als Monster in seinem Nacken. Verständlich, dass er unter dieser Last leidet. Daher freut es einen, dass er an der neuen Schule schnell Freunde findet, die ihn eben so akzeptieren wie er ist. Emotional läuft einiges zwar im Speed-Durchlauf, bleibt dabei aber der Vorlage sehr treu, was wiederum Manga-Kennende freuen wird. Im Vergleich zu dem Gespann Yuji und Sukuna schlägt das Pärchen zum Glück auch in eine andere verfluchte Kerbe. Rika ist von Kopf bis zur Schwanzspitze verliebt, was sich dank perfekt platzierter Rückblicke erklärt.

Wiedersehen macht Freude

Yuta ist selbst kein unbeschriebenes Auftragsblatt in der Jujutsu Kaisen-Welt, denn schon in der ersten Anime-Staffel fällt sein Name, allerdings war es das auch schon. Eher dürfen sich Fans hier auf viele andere sehr liebgewonnene Figuren freuen. Allen voran Satoru Gojos blaue Augen und sein unverwechselbarer Charakter erstrahlen mehrfach über die Leinwand. Maki, Toge und der flauschige Panda dürfen als Yutas Klassenkameraden ihren Alltag im ersten Lehrjahr präsentieren. Dabei erfahren eingefleischte Fans zwar nichts Neues über diese Figuren, jedoch eignet sich der Film dank Yuta, vielen Erklärungen und eben den erneuten Charakter-Vorstellungen auch als Einstiegsmedium für dieses Franchise. Klare Empfehlung ist aber den Prequel-Film erst nach der Anime-Staffel zu schauen, da gerade das Finale nur so vor bekannten Gesichtern strotzt und es einfach mehr Spaß macht, diese zu erkennen. Wenn Nanami einmal richtig auf den Putz haut, sollte man höflicherweise erstaunt und nicht verwirrt sein!

Die Nacht der 100 Dämonen

Dass Jujutsu Kaisen 0 kein einfacher Fillerfilm ist, zeigt sich schon alleine beim Gegenspieler, der von Anfang an seine machthungrigen Finger im Spiel hat. Niemand Geringeres als der charismatische, undurchschaubare und starke Suguru Getou hat es hier auf Rika abgesehen und erklärt sogar seinen ehemaligen Kolleginnen und Kollegen den Krieg. Sehr interessant ist dabei sein Verhältnis zu Satoru Gojo, das in einigen kurzen Rückblicken angedeutet wird. Dazu hätten es ruhig mehr Szenen sein dürfen, es bleibt aber die Hoffnung, dass der dazugehörige Abschnitt aus der Manga-Hauptreihe ebenfalls noch einen animierten Weg einschlägt. Auf jeden Fall begeistert das große Finale mit wirklich atemberaubenden Kampfchoreografien. Achtung: Blinzeln verboten! Ihr verpasst sonst zu viel oder müsst den Film schlicht noch einmal anschauen, wobei sich das für diesen Teil mehr als lohnt.

Trauer im Sonnenuntergang

Bereits die erste Staffel von Jujutsu Kaisen begeisterte durch ihre flüssigen Animationen und aufwendig produzierten Kämpfe. Da liegt natürlich der Spielfilm eine Schreinlatte noch einmal höher! Ein rotgetränkter Sonnenuntergang, der durch die Fenster eines Klassenzimmers fällt, ein lichtdurchfluteter einsamer Gang einer Tempelanlage oder eine dunkelgrün gehaltene Einkaufspassage mit gruseligen Monstern – für genau jede Szene setzte Regisseur Sunghoo Park (The God of High School) die passenden Farben ein, um jedem Handlungsabschnitt auch noch einmal mehr Ausdruck zu verleihen. Die detaillierten Hintergründe laden zum Staunen ein, ebenso wie die ausgefeilten Aufeinandertreffen der Monster und Exorzisten. Visuell bleiben keine Wünsche offen, genauso wie auf musikalischer Ebene. Arisa Okehazama, Hiroaki Tsutsumi (Tokyo Revengers) und Yoshimasa Terui (Hi Score Girl) taten sich auch hier wieder zusammen, um für den passenden Soundtrack zu sorgen. Für den rockigen Opener und Abschluss schlug die Band King GNU (Ranking of Kings) ordentlich in die Saiten.

Dämonenjäger oder Evangelion-Pilot?

Die leibhaftige Synchron-Legende Megumi Ogata, die für ihre Rolle als Shinji Ikari im Evangelion-Universum einen ewigen Platz in den Herzen der Anime-Schauenden besitzt, verlieh Yuta ihre Stimme. Doch im Deutschen muss sich Nicolás Artajo (Muichiro Tokito in Demon Slayer: Kimetsu no Yaiba) nicht hinter einem großen Fluchgeist verstecken, da er seinen Job ebenfalls abwechslungsreich gestaltet. Mit Kana Hanazawa (Rotes Blutkörperchen in Cells at Work!) trat ebenfalls eine erprobte Sprecherin für Rika ans Mikrofon. Ihr deutsches Gegenstück dürfte einigen Ohren bekannt vorkommen, da Léa Mariage nicht nur in Anime-Produktionen, sondern auch in Spielfilmen à la Enola Holmes zu hören ist. Es lohnt sich daher, beide Sprachvarianten anzuhören, da auch für alle bereits bekannten Figuren die gleichen Sprechenden an die Arbeit gingen. Gerade im Deutschen lag die Vertonung wieder beim selben Team der Oxygen Sound Studios, weswegen sich sowohl Film als auch Serie wie aus einem Guss anhören.

Fazit

Mit Jujutsu Kaisen 0 schließt sich eine erzählerische Lücke über die in der Serie erwähnte „Nacht der 100 Dämonen“, weswegen Fans nicht drumherum kommen werden, sich diesen Film anzuschauen. Das ist natürlich aber nicht der einzige Grund, denn das Wiedersehen mit vielen bekannten Figuren, die atemberaubenden Kämpfe und neue Hintergrundfetzen über Suguru machen den Film sehenswert. Nur vermisst man unser Energiebündel Yuji und seinen Untermieter Sukuna, da Yuta zwar ein nettes Kerlchen ist, aber doch sehr in die Kerbe des Standardhelden schlägt. Vor allem seine emotionale Wandlung erzählt die Handlung etwas zu schnell. Wer noch gar keine Fluch-Austreibung miterlebt hat, kann übrigens den Film als Einstieg benutzen, wird aber mehr Spaß daran haben, ihn nach der ersten Staffel zu schauen. Visuell gibt es auf jeden Fall nichts zu fluchen, der Soundtrack passt mit jeder Note und die deutsche sowie die japanische Sprachfassung wissen zu überzeugen.

© Kazé Anime

Aki

Aki verdient ihre Brötchen als Concierge in einem großen Wissenstempel. Nie verlässt sie das Haus ohne Mütze, Kamera oder Lesestoff. Bei ihren Streifzügen durch die komplette Medienlandschaft ziehen sie besonders historische Geschichten an. Den Titel Sherlock Holmes verdiente sie sich in ihrem Freundeskreis, da keine Storywendung vor ihr sicher ist. Dem Zyklus des Dunklen Turms ist sie verfallen. So sehr, dass sie nicht nur seit Jahren jeden winzig kleinen Fetzen zusammensammelt. Nein, sie hat auch das Ziel, alles von Stephen King zu lesen.

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