Fate/Grand Order Absolute Demonic Front: Babylonia
Im Winter 2016 setzten ein Magier und seine heldenhafte Gefährtin zu einer langen Reise an, um die Menschheit vor dem Untergang zu retten. Doch nach Fate/Grand Order: First Order hieß es im animierten Bereich erst einmal im Warteraum Platz zu nehmen, die Waffen putzen, die Magie im Körper sammeln und Tee schlürfen, denn bis mit Fate/Grand Order Absolute Demonic Front: Babylonia eine Fortsetzung erschien, gingen drei Jahre ins Land. Also viel Teegenuss! Dabei übersprang das produzierende Studio CloverWorks (My Dress-Up Darling) fast drei Viertel der gleichnamigen Game-Vorlage, so wie es sich Fans wünschten. Na, ob das gut ging? Peppermint Anime veröffentlicht die Anime-Serie seit dem 16. Juni 2022. Für uns also höchste Zeit, einen Trip ins alte Mesopotamien anzutreten und damit zum finalen Kampf der Menschen gegen die Götter. Und zum Glück für euch müsst ihr das nachfolgende Review nicht in Keilschrift lesen!
Magier Ritsuka Fujimaru und seine Servant-Partnerin Mash Kyrielight sind ihrem Ziel zum Greifen nah, das Schicksal der Menschheit zum Guten zu wenden. Nur noch eine Singularität müssen sie bereinigen. Dabei versteckt sich der letzte Heilige Gral im Jahre 2655 v. Chr. im alten Mesopotamien. Kurz nach ihrer Ankunft dort finden sie verwüstete Ortschaften und umherziehende Monster. Zum Glück treffen sie auf den Magier Merlin und seine Partnerin Ana, die ihnen nicht nur den Weg zur Hauptstadt Uruk zeigen, sondern auch erzählen, was sonst noch im Land vor sich geht. Die „Allianz der drei Göttinnen“ stellt ein gewaltiges Problem dar, da es sich dessen Mitglieder zum Ziel setzten, alle Menschen vom Angesicht der Erde zu tilgen. Gewaltige Monsterherden stürmen deswegen zu Hauptstadt. Allerdings erbaute König Gilgamesch eine gewaltige Schutzmauer, welche er mit herbeigerufenen Heldengeister besetzte. Wie lange können diese noch standhalten?
Wenn Fans entscheiden dürfen
Originaltitel | Fate/Grand Order: Zettai Majuu Sensen Babylonia |
Jahr | 2019‒2020 |
Episoden | 21 (in 1 Staffel) |
Genre | Action, Fantasy |
Regie | Toshifumi Akai |
Studio | CloverWorks |
Veröffentlichung: 16. Juni 2022 |
Dass Regisseur Toshifumi Akai (Darling in the FranXX) ganze sechs Spielabschnitte überspringt, war nicht seine Idee. Bei einer Umfrage des Medienunternehmens Aniplex durften die Fans abstimmen. Dabei erhielt Absolute Demonic Front: Babylonia die meisten Stimmen, was keinen überrascht, wenn ein Blick auf die auftauchenden Helden fällt, weil alleine mit König Gilgamesch eine wahrlich glänzende Persönlichkeit erneut ins Rampenlicht tritt. Wer das Spiel allerdings nicht kennt, stößt schnell auf ein paar Wissenslücken. Auf einmal ist von einem Magiekönig die Rede, eine Prolog-Folge erzählt Mashs traurige Vergangenheit in Kurzfassung und auch ihr neuer Lebenswille kommt von irgendwoher. Letzteres ist sehr schade, denn ihre lehrreichen Gespräche mit anderen Helden aus den verschiedenen Zeiten schneidet die Handlung nur in kurzen Rückblicken an. Wer sich dennoch auf dieses Fate/Grand Order-Abenteuer einlässt, darf sich auf einiges freuen.
Mythen, Legenden und das Gilgamesch-Epos
Mesopotamien stellt ein faszinierendes Land voller Geschichte, Errungenschaften, aber auch einer interessanten Topografie dar. Wie auch in den anderen Reisen unseres Heldengespanns lernen wir einiges über den Austragungsort des Gral-Kampfs. In diesem Fall tauchen wir alleine mit dem König in die älteste überlieferte, schriftlich fixierte Dichtung – das Gilgamesch-Epos – ein, dabei stellt vor allem die tragische Freundschaft zwischen dem Halbgott und dem Wesen Enkidu einen wichtigen, emotionalen roten Faden dar. Gilgamesch ist im Gegensatz zu seiner Darstellung in Fate/Zero nicht nur ein arroganter Kerl, sondern ein einsamer Held, der alles unternimmt, um sein Volk zu retten. Trotzdem dürfen sich Zuschauende wie immer auf seine hochmütigen Reden freuen. Da will man schon fast sein Haupt senken!
Wenn ein Samurai auf einen britischen Magier trifft
Jedoch wuseln nicht nur der blonde Schönling und sein plötzlich wieder aufgetauchter toter Freund in Fate/Grand Order Absolute Demonic Front: Babylonia herum, nein, eine ganze bunte Palette an tollen Helden und anderen göttlichen Wesen mischen ordentlich mit. Neben der heimischen Göttin Rin … Oh, pardon, Ishtar treffen wir auf die charismatische Samurai-Kriegerin Lord Yoshitsune alias Ushiwakamaru, die Azteken-Göttin Quetzalcoatl und zum Beispiel den aus der Arthus-Sage bekannten Magier Merlin. Viele lernen wir im Laufe der Folgen besser kennen und erfahren so von deren spannenden Lebensgeschichten oder Ursprüngen – eben das, was die Fate-Reihe am besten kann und auch hier zeigt. Es macht viel Spaß herauszufinden, wer alles mitkämpft, denn nicht jede Figur stellt sich sofort komplett vor. Ebenso meißelten diese ihre Namen nicht dauerhaft auf Mitgliederlisten der Kriegsparteien, was für spannende Twists sorgt, allerdings fand sich nicht für jede Figur ausreichend Zeit im Drehbuch.
Da will man fast selbst zur Waffe greifen
Packende Herausforderungen stehen vor Ritsuka und Mash: Um den letzten schicksalsändernden Gral zu erobern, der sich zum Glück und Unglück im Besitz des Königs von Uruk befindet, müssen die beiden die feindlichen Göttinnen besiegen. Keine leichte Aufgabe, denn damit gehen einige verzwickte Probleme einher, welche die beiden interessanterweise nicht immer nur mit der Waffe lösen. Die Drehbuchschreiber säten den Weg dennoch mit vielen spektakulären Kämpfen. Dabei krachen Schwerter gegen Monster, magische Ketten gegen Sicheln und eben alles, was unsere Kämpfenden unter ihren Mänteln oder ihren knappen Bekleidungen verstecken. Langweilig wird es dabei nie. Im Gegenteil: Jede Konfrontation setzte das Animationsteam in atemberaubenden Szenen um, bei dem Blinzeln eine schlechte Idee ist, da wir sonst bei den schnellen Schlagabtäuschen viel verpassen. Dank gut platzierten ruhigeren Charakter-Szenen gelingt es dem Titel, das Ableben der Figuren besonders schwer zu machen, denn böse Überraschungen stehen auf den Tontafeln der Front.
Ein Segen für Augen und Ohren
Selbst unser eingebildeter König hätte positive Worte für die Arbeit von Studio CloverWorks übrig, weil die malerischen Hintergründe ein Genuss für die Sehnerven sind. Diese in Kombination mit den flüssigen, toll choreografierten Kämpfen und dem ansprechenden, vorlagentreuen Charakter-Design bilden einfach eine Animationsarbeit auf höchster Stufe. Nur einige CGI-Sachen fallen negativ auf, lassen sich aber verkraften. Neben den visuellen Eindrücken verdient aber auch der heroische Soundtrack aus der Feder von Ryo Kawasaki (To Your Eternity) und Keita Haga (Fate/Grand Order: Camelot) einen Daumen nach oben. Neben den flotten Kampfmelodien bezaubern auch die ruhigen, sanften Klänge. Unison Square Garden sponserten den flotten Song „Phantom Joke“. Das komplette Lied ergibt sich durch die beiden Openings, was eine amüsante Idee ist. Bei den Endings erwarten uns hingegen drei gefühlvolle Stücke: Eir Aois „Hoshi ga Furu Yume“ und milet mit „Prover“ und „Tell me“.
Schön, alte Bekannte zu hören
Trotz der vergangenen Zeit zwischen dem Prolog und dem Babylonia-Abschnitt kehrten viele Sprechende zurück ans Mikro. So schlüpft erneut Jannik Endemann (Megumi Fushiguro in Jujutsu Kaisen) in die Rolle von Ritsuka, René Dawn-Claude (Ayato Kirishima in Tokyo Ghoul:re) in die von Gilgamesch und Sebastian Schulz (Saichi Sugimoto in Golden Kamuy) erklingt als Romani Archaman. Als Mesh ist diesmal Julia Meynen (Nezuko Kamado in Demon Slayer: Kimetsu no Yaiba zu hören, die damit Julia Stoepel ersetzt. Den im Original von Takahiro Sakurai (Reigen in Mob Psycho 100) vertonte Merlin spricht im Deutschen Dirk Stollberg (Mikleo in Tales of Zestiria the X). Gleich in einer Doppelrolle ist Jennifer Weiß zu hören, da sie ihrer Figur Rin aus den anderen Fate/-Ablegern treu bleibt und damit Ishtar und Ereshkigal spricht. Auch bei den anderen Rollen finden sich viele namenhafte Sprechende und summa summarum liegt hier eine sehr passende deutsche Vertonung vor.
Fazit
Ohne Game-Vorwissen ist nicht alles bei Fate/Grand Order Absolute Demonic Front: Babylonia einfach zu verstehen. Gerade Mashs Entwicklung befindet sich in der letzten Phase, doch ihren langen Weg dahin zeigt uns dieser Abschnitt nur in kurzen Rückblicken. Schade, dafür wiegt die traurige Geschichte rund um Gilgamesch und Enkidu sowie der anderer Figuren vieles wieder auf. Alleine die ganzen Helden und Götter kennenzulernen bereitet Vergnügen und atemberaubend sind die Kämpfe, welche von der ersten bis zur letzten Folge ein hohes Animationsniveau halten. Viele Wendungen in der Story sorgen für eine immer wieder in die Höhe schnellende Spannungskurve, doch auch die ruhigeren oder kurzen lustigen Szenen überzeugen. Sich in die fotorealistischen Hintergründe zu verlieben, fällt absolut nicht schwer. Ebenso muss sich der passende Soundtrack nicht hinter dem Schutzwall verstecken, womit am Ende keine perfekte Anime-Serie übrig bleibt, aber eine, die weit entfernt von Merlins Schlafzaubern ist.
© Peppermint Anime
Veröffentlichung: 16. Juni 2022