Boruto: Naruto Next Generations (Staffel 1 – 3)

Mit Boruto: Naruto Next Generations ging 2017 die TV-Fortsetzung des zehn Jahre lang erfolgreich gelaufenen Naruto Shippuden an den Start. Naruto hat nicht nur in seiner eigenen Ninja-Welt einen legendären Status, gegen den sich sein Nachwuchs Boruto behaupten muss. Nach drei Staffeln trägt nun auch er das ikonische Ninja-Stirnband mit dem Wirbel-Laubblatt, während er seine ersten Missionen ausführt. Ein guter Zeitpunkt für ein Zwischenfazit zum Abschluss des ersten großen Handlungsbogens über die Ausbildungszeit an der Ninja-Akademie.

  

Das Ninja-Dorf des Feuers Konoha ist zerstört: “Das Zeitalter der Ninja ist vorbei”, spricht ein mysteriöser Kawaki. “Und doch bin ich ein Ninja!”, antwortet Boruto, ehe er sein Strinband anlegt und zum Schwert greift. Doch war dem nicht immer so, als Kind hielt Boruto nicht viel vom Ninja-Beruf und noch weniger mochte er den Posten des Hokages, der seinen berühmten Helden und Vater Naruto ständig mit Überstunden ins Büro fesselt. Eingeschult wurde aber aber dennoch in die Ninja-Akademie und überaus talentiert ist er obendrein auch noch. Bevor der Ernst des Ninja-Daseins zuschlägt, erlebt Boruto mit seinen Klassenkameraden, einige friedliche, aber anregende Momente, während so manch andere alte Bekannte der Vorserie Naruto im Hintergrund ihre eigenen Abenteuer im Arbeitsleben haben.

Season 1: Ein Schatten beschleicht das moderne Konoha

Die erste Folge beginnt mit einem sehr ersten Auftakt zwischen einem erwachsenem Boruto und Kawaki. Aber sehr schnell springt die Serie einige Jahre zurück und stellt dem Zuschauer ein friedliches, modernisiertes Konoha vor: Züge fahren ums Dorf, das nun so groß ist, dass es eher einer Stadt gleicht. Es gibt Fernseher, Computer oder Kinos. Boruto ist ziemlicher Fan von Videopiel-Handhelds und hängt gerne mit Freunden in einem Fast Food Restaurant ab. Den Ninja-Beruf gibt es allerdings weiterhin und zeigt auch in Friedenszeiten seinen praktischen Anwendungsseiten wie den Einsatz von Wasserkünsten bei der Feuerwehr. Die Moderne hat er auf jeden Fall nicht abgeschrieben und startet repräsentativ dafür Denki, der auf Befehl des Vaters in die Ninja-Akademie eingeschrieben wurde und mit Boruto zusammen eingeschult wird. Allerdings hat der Junge so seine Bedenken hat, ob das zu ihm passt. Mit unausgesprochenen Sorgen und Nöten geplagt, wird Denki Opfer eines mysteriösen Schattens, den Boruto und seine Kumpels später “Ghost” taufen und der im Laufe der weiteren Folgen auch von anderen Besitz ergreift. So fern Boruto als Shounen-Actionserie von einer Magical Girl Serie wie z.B. Sailor Moon oder des Pretty Cure-Franchises auf den ersten Blick entfernt sein mag, so ähnlich sind sich viele ihrer grundlegende Erzählmuster: Viele episodische Slice of Life-Folgen, die den zahlreichen Nebenfiguren, alten Bekannten aus Naruto sowie neuen aus Boruto, Raum zum Atmen geben. In der ersten Staffel bedient sich die Serie auch dem bekanntesten Haupthandlungsmuster: Es gibt eine böse Macht, die die Heimat der Helden heimsucht und sich in Figuren aus der Umgebung der Helden manifestieren und am Ende von eben diesen wieder vertrieben werden. Am Ende wird die Ursache des Bösen detektiert und als solche aus der Welt geschafft. Dabei wird noch eine verlorene Seele gerettet. Statt glitzernder Magie und Worten über Liebe und Freundschaft sind es hier nun Ninja-Künste sowie die schon aus Naruto bekannten Motive von Freundschaft und Familie. Doch dieser simple Rahmen wird mit vielen Elementen ausgepolstert, die man in der Anime-Landschaft ausgesprochen selten antrifft: Die Welt aus Boruto baut auf der von Naruto auf und schöpft sie in vollen Zügen aus. Nicht nur, dass die Kameraden um den alten Helden als Erwachsene etabliert existieren, Naruto und Co. sind fester Bestandteil der Handlung. Während Boruto, ganz der Sohn seines Vaters, sich in alles mögliche einmischt und öfters einmal den Tag rettet, untersucht die Elterngeneration die Situation im Hintergrund auf eigene Art und bettet alles in einen viel größeren Zusammenhang ein.

Season 2: Das normale Leben wie gehabt, das Uchiha Erbe und ein kleines Familiendrama

Nach den Abenteuern des “Ghost”-Vorfalls, kehrt wieder Normalität ins Schulleben ein und die Helden schlagen sich mit ganz anderen Alltagsproblemen herum: Zwei Klassenkameraden laufen Gefahr, durch ein Examen zu fallen, Sarada verliert wichtiges Gepäck ihrer Mutter Sakura im Zug und Borutos Familienleben hat eine kleine Krise, als seine Schwester Himari sich erkältet. Das Kernstück der zweiten Season ist jedoch die leicht expandierte Adaption von Der siebte Hokage und der Scharlachrote Frühling (erschienen bei Carlsen Manga), der Einzelbandfortsetzung der NarutoMangareihe, die noch von Masashi Kishimoto stammt, eher er für die Boruto-Serie den Baton an seinen Assistenten Mikio Ikemoto übergab. In diesem Arc übernimmt Sarada die Hauptrolle, die ihren Vater Sasuke noch nicht einmal zu Gesicht bekommen hat, da er laufend auf irgendwelchen Missionen außerhalb des Dorfes unterwegs ist. Selbst ihre Mutter Sakura gibt nicht wirklich viel über ihn und der Bedeutung ihres Familiennamens Uchiha preis. Nahezu vollkommen im Dunkeln gelassen, stellt sich Sarada schon die Frage, ob sie überhaupt ihre Mutter sein kann. Inspiriert durch ihre Klassenkameradin Chouchou, mit der sich sich im Gepäckverlustvorfall angefreundet hat, macht sie sich auf, ihren Vater zu suchen. Zufällig wird der gerade von Naruto aufgesucht, an dessen Fersen sie sich hängt. Die Geschichte beleuchtet den Ursprung von Saradas späteren hartnäckigen Inspiration ebenfalls Hokage zu werden und führt den Uchiha-Klan und dessen spezielle Augenfähigkeit des Sharingan Bluterbes für neue Zuschauer noch einmal ein. Für alte Fans ist es interessant zu beobachten, was aus so manch einer Nebenfigur nach all den Jahren geworden ist. Sowohl alle Mitglieder des ehemaligen Teams Falke haben einen Auftritt, als auch Orochimaru und selbst Itachi findet eine Erwähnung.

Season 3: Ein Schulausflug ins Nebeldorf und die letzten Tage vor dem Abschluss

Originaltitel Boruto: Naruto Next Generations
Jahr 2017
Episoden 52+
Genre Action, Abenteuer
Regisseur Yamashita Hiroyuki, Abe Noriyuki
Studio Studio Pierrot

Ninja gibt es nicht nur in Konoha und mittlerweile bekriegen sie sich auch nicht mehr überall, sondern ihre Länder sind miteinander alliiert. Das Nebeldorf ist sogar noch stärker modernisiert als Konoha selbst und so stehen überall Wolkenkratzer herum. Doch der Frieden schmeckt nicht allen: So manch einer wünscht sich das alte Dorf des Bluts wieder, dessen inoffizielle Bezeichnung durch eine gnadenlose Ninja Abschlussprüfung bekannt wurde, bei der sich die Absolvent gegenseitig töten müssten. Die Zeit hatte z.B. Ninja wie Zabuza hervorgebracht, der einst der erste großen Gegner Narutos und einer der berühmten Sieben Schwertträger war. Veranlasst wurde die blutige Prüfung durch das damalige Dorfoberhaupt, Yaguras Enkel Kagura, der nun mit einigen Komplexen zu kämpfen hat. Die Handlung ist wie im ersten Arc ziemlich simpel: Boruto freundet sich mit ihm an. Einige Halbstarke, die hinter den Sieben Schwertern her sind, versuchen, ihn auf die böse Seite zu ziehen, von der er durch die Helden wieder entrissen wird. Dabei wird noch eine politische Krise, die zu einem Krieg hätte führen können, abgewendet. Interessant hierbei ist weniger die Haupthandlung des Arcs, als das Augenmerk darauf, mehr Seiten der Welt vorzustellen, die in Naruto meist nur rudimentär als blanker Schauplatz angerissen werden , soweit die Handlung es erfordert. So haben sowohl die ehemalige Mizukage Mei als auch der aktuelle Choujuurou deutlich mehr Charakter und ihr Land ist nicht bloß eine Erwähnung auf einer Landkarte wert. Der Abschluss naht bald darauf und so manch einer aus der Klasse muss sich Gedanken um seine Zukunft machen. Hier offenbart sich wieder etwas, das in in der Vorserie gerne untergeht: Die Welt besteht nicht nur aus Ninjas und deren Kämpfen mit Superkräften. In der modernen Welt des Friedens nehmen sie sogar an Bedeutung ab. Es gibt so manch andere Berufsentscheidungen, die man realistisch treffen kann. Die Akademie ist vor allem eine Schule, in der Kinder umfassend ausgebildet werden sollen, aber auch ihren Spaß haben möchten. So auch Boruto, der mit allen vor dem Abschluss ein gemeinsames Angel-Camping Erlebnis feiern möchte. Ebenfalls in dieser Staffel untergebracht ist die Adaption der Kurzgeschichte ‘Der zunehmende Mond erleuchtet den Pfad’. Diese Kurzgeschichte ist die letzte, die von Masashi Kishimotos eigener Feder gezeichnet wurde und dem ersten Boruto-Mangaband als Zusatz beiliegt. Sie schildert Mitsukis Vergangenheit, ehe er zur Akademie kommt und nach dem gemeinsamen Abschluss mit Boruto und Sarada ein Team bildet.

Alles in Allem: Ein kanonischer solider Prolog eines ambitionierten Sequels

Naruto ist einer der größten internationalen Anime-Franchises überhaupt. Boruto erblickte die Welt erstmals im Epilog des letzten Mangakapitels, das alsbald mit einem weiteren Mangaband sowie diversen Light Novels und vor allem mit Boruto: Naruto The Movie erweitert wurde. 2016 begannt die Manga-Serie, die zeitlich mit der Handlung des Films startet. Die TV-Serie begann relativ nahtlos zum Ende der Ausstrahlung von Naruto Shippuden. Anders als diese ist sie jedoch von Anfang an als eine Serie konzipiert, die viele Jahre wöchentlich laufen wird. So beginnt Boruto nicht mit der Adaption des Mangas, sondern setzt zeitlich weiter vorne bei der Ausbildung an. Was bei vielen Fans mit “Filler!!”-Entsetzen bedacht wurde, entpuppt sich als kanonische Vorgeschichte, deren Abenteuer in sehr enger Zusammenarbeit mit Naruto-Autor Masashi Kishimoto und Boruto-Autor Ukyou Kodachi entstanden und in Japan als Light Novel publiziert werden. Durch den episodischeren Anteil entrinnt die Serie dem Problem, Handlungen extrem strecken zu müssen oder mitten in einer größeren Handlung redundante, ablenkende Zwischenhandlungen unterbringen zu müssen. In Boruto werden zukünftige Ereignisse schon weit im Voraus in kleineren Arcs angedeutet und die Beziehungen der Figuren mit einer gemeinsamen Vergangenheit ausgearbeitet. In kleinen Schritten wird die Welt wesentlich detaillierter ausgebaut, als es Naruto je gestattet wurde. Besonders erstaunlich ist, dass Boruto gerade als Nachfolger von Naruto Shippuden, welches für zahlreiche grobe Zeichenfehler und Animationsschnitzer bekannt ist, auch nach fast einem Jahr Ausstrahlung keines von beidem zu bieten hat. Besonders zu Beginn der Serie gibt es kontinuierlich etliche kleinere oder auch größere Animationshighlights. Neun Folgen am Stück hat Studio Pierrot in dieser überdurchschnittlichen Qualität durchgehalten. Seither sind zwar Abstriche zu erkennen, doch geschehen sie in langsameren Slice of Life-Folgen, in denen ohnehin nicht viel animierte Aktion erforderlich ist. Zur Klimax eines Handlungsbogens kann man mittlerweile immer mit einigen sehr gut animierten Sequenzen rechnen. Und bei nicht wenigen gehen die Animatoren ziemlich in die Vollen.

Boruto hat sich für mich als große Überraschung entpuppt. Es ist kein reiner Naruto-Abklatsch, doch hält es dessen Geist weiter am Leben. Viele der episodischen Folgen sind auf den ersten Blick nicht besonders aufregend, aber mit zunehmender Anzahl werden spätere Folgen sehr davon profitieren, da bestimmte Figuren, deren Motive und Beziehungen oder die Welt schon längst vorgestellt wurden. Eine Strategie, deren Früchte z.B. die bekannte andere langlaufende Shounen-Serie Gintama beim Zusteuern auf dessen Finale derzeit erntet. Boruto lehnt sich allerdings in seiner Vielseitigkeit der Genres nicht ganz so sehr aus dem Fenster wie Gintama, doch kommt es auch ohne gut aus. Die Welt von Naruto hat selbst in der sehr selektiven Vorstellung der fiktiven Weltgeschichte Millionen von Herzen begeistert und bietet mehr als genug Nährboden für erweiterbare Stellen. Die vielen Referenzen auf die Vorserie sind gut gestreut, sodass alte Fans schmunzeln können, neue Fans aber nicht nur trotzdem der Handlung, sondern auch den Ködern folgen können, um ein riesiges Franchise nachzuholen. Am meisten beeindruckt mich aber, wie gut sich die Serie als Familienserie eignet, die Generationen zusammenbringt: Die Fans der Naruto-Zielgruppe aus erster Stunde waren Teenager, als die Serie startete. Viele von ihnen sind nun selbst Eltern, wie der ehemalige Held Naruto. Während die Kinder den Abenteuern Borutos mitfiebern können, würde ich absolut darauf wetten, dass so manch ein japanischer Salaryman und Vater nicht nur in Nostalgie versinken kann, sondern sich auch in Narutos notorischer Überarbeitung wieder findet.

Zweite Meinung:

2014 wurde uns die neue Generation zum ersten Mal vorgestellt, denn damals erschien das abschließende Kapitel von Naruto. Dass sich daraus eine Serie entwickeln würde, war bereits früh relativ klar, dennoch habe ich mir extrem gefreut, als endlich Boruto: Naruto Next Generations in den Startlöchern stand. Nach einigen Episoden bin ich sogar positiv überrascht, da sich die Serie doch irgendwie deutlich von Naruto / Shippuuden abhebt, sich jedoch gleichzeitig noch heimisch anfühlt. Das hat mich etwas gewundert, gerade weil man sich an die modernisierte Ninjawelt wirklich erst einmal gewöhnen muss. Dass der Anime diesmal nicht an das Papiermedium gebunden ist, tut ihm sogar erstaunlich gut. Das, was viele als “Filler” sehen, empfinde ich als schöne Episoden, die einem die Charaktere auch wirklich näher bringen. Die kleinen Momente aus den Abenteuern haben später doch noch viel Bedeutung, was zu einem runden Gesamtbild führt. Das Erzähltempo finde ich sowieso sehr angenehm, da man hier auch erst einmal die Akademie-Zeit noch etwas mitbekommt. Dass Boruto jedoch daran zweifelte, ob er wirklich Shinobi werden will, hat mich wirklich überrascht. Dieser unerwartete Aspekt gefällt mir aber, da es realistisch wirkt und den Blondschopf erneut von seinem Vater abhebt. Allgemein sind die meisten Charaktere sympathisch, auch wenn ich dafür z.B. mit Chocho nichts anfangen kann. In jedem Falle gefällt mir das Sequel bis jetzt doch sehr gut und es macht einfach unfassbar viel Spaß, den Sprösslingen unserer altbekannten Helden zuzusehen. Einige Charaktere werden hoffentlich noch etwas mehr Screentime bekommen, aber das wird die Zeit zeigen, immerhin hat der Ninjaweg von Boruto, Sarada und Co. erst begonnen.

Luna

Luna residiert auf dem Mond mit ihren beiden Kaninchen. Als solche hat sie eine Faible für flauschige Langohren und ist auch nicht um die ein ums andere Mal etwas entrückte Sicht auf die Weltordnung verlegen. Im Bestreben, sich verständigt zu bekommen, vertreibt sie gerne die Zeit mit dem Lernen und Erproben verschiedener Sprachen und derer Ausdrucksformen.

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