Neues vom US-Comicmarkt (September 2018 – Teil 1)

In diesem Format stellen wir euch ausgewählte aktuelle Comics des US-Markts vor, die wir monatlich begleiten. 

The Magic Order #4 © Image Comics

England, 1945: Eine kleine Gruppe trifft sich an einer Klippe. Im Kofferraum eines Autos befindet sich ein Mädchen. Wie sich herausstellt, ist sein Name Cordelia und es stammt aus der Zukunft. Wenige Minuten später fährt Cordelia mit einem Auto davon… nämlich zurück in die Zukunft.
Gegenwart. Cordelia und Regan betrauern den Tod ihres Vaters. In Regan schäumen die Gefühle über und Cordelia kann ihn kaum zurückhalten. Im Abington Hotel, einem Ort außerhalb von Raum und Zeit finden sich die beiden ein. Dort treffen sie auf Lady Albany, doch ein Kampf oder der Einsatz von Magie ist an jenem Ort nicht möglich. Zwar können Menschen aus Gegenwart und Zukunft dort aufeinandertreffen, aber zu kämpfen ist ausgeschlossen. Albany stellt ihre Forderung: Die gesamte Bibliothek des verstorbenen Vaters soll in ihre Hände fallen. Und sie hat bereits ein weiteres Ass im Ärmel. Unheil ist auf dem Weg zu Gabriel. Der sitzt gerade im Auto und telefoniert, als er von einem Horoglobin überrascht wird. Ein Wesen, das einen Sturm erschafft, der Lebensjahre stiehlt, kommt man mit ihm in Berührung…

Die vierte Ausgabe The Magic Order strotzt nur so vor kreativen Einfällen. Ich weiß gar nicht, ob ich das Abington Hotel als Ort oder den Horoglobin genialer finden soll. In beiden Fällen wird Lust auf mehr gemacht. Gabriel zeigt in dieser Ausgabe, wie agil er als Magier ist und mittels Zeitanhalten gelingt es ihm, den Horoglobin einzufangen. Ein tückisches Wesen. Da nun auch Cordelia und Regan an Ort und Stelle eintreffen und Louise ebenfalls gerettet ist, schlägt das Quartett im fünften Teil zurück! Ein wirklich kurzlebiges und spannendes Kapitel. So richtig bringt es keine Figur in ihrer Entwicklung weiter, dafür gibt es reichlich gute Ansätze, welche die Vorstellungskraft dessen, was das The Magic Order-Universum alles zu bieten hat, noch stärker ausweiten. Hätte mir die Serie nicht von Anfang an direkt gefallen, dann spätestens jetzt!

 


Superman (2018) #3 ©DC

Die Erde ist in der Phantom Zone gefangen und Superman findet heraus, dass es alles nur ein dummer Unfall ist. Die Wissenschaftler von S.T.A.R.Labs wollten doch nur ein paar Daten sammeln und irgendwas lief schief. Genaue Details sind zunächst nicht von Belang, aber einige der klügsten Köpfe der Justice League sind schon dabei die Lage durchzusprechen. Überall auf der Erde herrscht Katastrophenalarm, Helden sind im Dauereinsatz um Menschenleben zu retten und es bleibt die Frage, ob es dauerhafte ökologische Schäden gibt, selbst wenn die Welt mit einem Schnippen wieder am rechten Fleck wäre. Die Zeit drängt also. Und nebenbei macht Schurke Rogol Zaar Bekanntschaft mit anderen Bewohnern der Phantomzone. Die perfekte Art von Abschaum, um eine Armee aufzubauen.

Der dritte Teil der Unity Saga bleibt der eingeschlagenen Linie treu. Autor Brian Michael Bendis präsentiert ein sehr ernstes Endzeitszenario und beruhigt mit einer Portion Humor für die Unterhaltung. Ich finde es etwas schade, dass der kurze Trip zu S.T.A.R.Labs noch kein Licht ins Dunkel bringt, was genau passiert ist, aber vermutlich ist das für die Story selbst egal und erst von Belang, wenn es an den Rückweg geht. Immerhin gibt es dafür einen kurzen Auftritt von Livewire, der mich amüsiert hat. Sie sucht das Labor heim, da sie hofft im Chaos etwas für sich herauszuschlagen. Superman ist wenig begeistert, merkt in Gedanken aber sofort an, dass er sie für keine größere Bedrohung hält. Als Babysitter ist er auch in einer späteren Szene unterwegs, wenn er einen plündernden Mob mit ein paar strengen Worten dazu bewegt, sich anständig zu benehmen. Diese Leichtherzigkeit mittendrin weiß zu überzeugen und gibt dem Szenario ein greifbares, menschliches Element. Zeichner Ivan Reis bringt das Chaos gekonnt zu Papier und trumpft vor allem bei den Momenten mit Rogol Zaar auf. Ein doppelseitiger Faustkampf mit vielen Details bringt Dynamik ins Spiel. Und der beste Gag kommt im Zusammenspiel von Skript und Zeichnung. Aquaman wagt es, die Frage aller Fragen zu stellen. Wenn die Erde in der Phantomzone ist, was ist dann dort, wo die Erde hingehört? Die nächste Seite zeigt Adam Strange, der neben einem einsamen Satelliten im All schwebt. Ein Zoom auf sein nicht amüsiertes Gesicht und es geht zurück zur Action. Das einzige, was mich stört, ist die erneute Erwähnung der vergifteten Atmosphäre. Total logisch, aber die Auswirkungen sind doch extrem sporadisch verteilt, dass Batman noch immer über der Kloschlüssel hängt und The Flash etwas neben sich steht. Da müsste eigentlich schlimmeres passieren.


Outpost Zero #3 © Image Comics

Die Auswirkungen des Sturms überschatten weiterhin das Leben im Außenposten. Während sich die einzelnen Gruppen über das beste Vorgehen streiten, versucht Alea, aus Sam herauszubekommen, was in dieser Nacht wirklich geschah. Dabei schreckt sie nicht davor zurück, Sam zu erpressen. Dieser muss sich vor seiner Adoptivmutter rechtfertigen, entwickelt aber verhandlungstechnisches Geschick, um die Wahrheit zu verbergen. Und auch Alea gegenüber rückt er kein Wort heraus. Die junge Frau muss im Gespräch mit der Leiterin des Außenpostens feststellen, dass sie nicht so hart und schlau wie erhofft ist. Aus Verzweiflung bricht sie in das Haus ein, um in Sams Zimmer Antworten zu finden. Außerdem erfährt der Leser, dass es auch in Outpost Zero Katzen gibt.Comics

Das zweite Kapitel kündigte bereits das neue Tempo in Outpost Zero an, jedoch be- oder besser entschleunigt dieses im aktuellen Kapitel noch mehr. Die offenen Handlungen aus den vorangegangenen Teilen werden fortgeführt und die Jugendlichen versuchen sich mehr oder weniger erfolgreich zu beweisen. Das Ganze wirkt jedoch ein bisschen zäh und wie eine reine Aufbauepisode. Am meisten überrascht die Tatsache, dass es mindestens eine Katze auf diesem Planeten gibt. Warum sollten die Menschen ausgerechnet Haustiere gerettet haben? Obwohl natürlich nichts über Katzen als Haustiere geht wirkt es verschwenderisch. Im Nachwort wird angedeutet, dass sich diese Frage im nächsten Kapitel klärt. Die dritte Episode von Outpost Zero konzentriert sich auf wenige Personen und es kristallisiert sich immer weiter heraus, dass Sam und Alea die Hauptfiguren sind. Das wirkt angesichts sympathischer Charaktere wie Lyss ernüchternd und ich hoffe, dass sich die Balance in den kommenden Teilen wieder herstellt.

 

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