Totman Gehends Jahresrückblick 2021

Games

Viele schöne Spiele in diesem Jahr. Da hätten wir zum Beispiel die Mass Effect Legendary Edition, die es einem erlaubt, die Story um Commander Shepard bugfrei, aufpoliert und entspannt mit nur einem Launcher (inkl. sämtlicher DLCs) zu erleben; wundervoll. Dann Halo: The Master Chief Collection: Endlich konnte ich als oller PC-Mensch die Halo-Story weiterspielen, die ja lange Zeit exklusiv der XBox vorbehalten war. Auch eine Erwähnung wert: Inscryption, die größte spielerische Wundertüte überhaupt in diesem Jahr, bei der man nur raten kann, wofür man sich da eingeschrieben hat. Genau für solche Spiele treib ich mich gerne in der Indie-Szene herum.

Aber kommen wir zu meinen Top 3. Den dritten Platz belegt Hades. Ein Rogue-lite-Game aus dem Hause Super Giant Game, das progressive Action mit einer sich langsam entwickelnden Story verbindet und durch seinen glücksspielmäßigen Aufbau absolut süchtig macht.
Auf dem zweiten Platz steht, stellvertretend für die gesamte Reihe, Darkest Dungeon 2. Zunächst einmal sei erwähnt, dass ich nach 200 Stunden den ersten Teil der Reihe endlich auf »normal« abschließen konnte (»normal« heißt übrigens »schwer«, muss ja meine Reputation irgendwie wahren) und es sogar geschafft habe, die Hauptfiguren Reynauld und Dismas lebendig bis zum Finalgegner durchzuschleppen (Achivement unlocked!). Scheinbar als Belohnung erfolgte dann im Oktober die Veröffentlichung des Early Access von Darkest Dungeon 2. Besser gehts einfach nicht für den geneigten DD-Fan.
Kommen wir zum ersten Platz: Disco Elysium – The Final Cut. Ein interaktives Buch, das mich derart beschäftigt hat, dass ich es vier Mal am Stück durchspielen musste und dessen Finale ich immer ganz classy mit einem Aperol Spritz begossen habe. Auf Kim und Harry, das beste Cop-Duo ever.

Bücher

Relativ wenig gelesen in diesem Jahr, und wenn, dann tatsächlich nur Sci-Fi. u.a. Maschinen wie ich von Ian McEwan, der jedem, der ihn als »Sci-Fi-Autor« bezeichnet, damit droht, das eigene Haustier »auf den Couchtisch zu nageln«. Sehr interessant auch Daniel Kehlmanns Minibüchlein Der Algorithmus und ich. Hier versucht der Schriftsteller gemeinsam mit einer K. I. einen Roman zu schreiben. Manchmal scheint die K. I. auch tatsächlich so etwas wie »freie assoziative Kunst« zu kreieren, doch meistenteils ist es einfach nur Mumpitz – lesenswerter, witziger Mumpitz.

Kommen wir zur Feldspitze. Auf Platz 3 macht sich – wie auch schon im letzten Jahr – der Killerbot breit, dieses Mal mit dem zweiten Ableger der Reihe: Der Netzwerkeffekt. Killerbot wie er leibt und lebt in echter Romanlänge. Auf Platz 2 findet sich Andy Weirs Der Astronaut; eine Geschichte, die vor allem deswegen so überraschend, fesselnd und tatsächlich auch herzerweichend ist, weil sich der Klappentext so schön bedeckt hält. Das muss ich an dieser Stelle also leider auch tun. Zu guter Letzt ganz vorne auf Platz 1: Helligkeit fällt vom Himmel, der zweite und letzte Roman von James Tiptree Jr.. Die Geschichte über eine Gruppe von Touris, die auf einem fernen Planeten das Phänomen der »Novafront« bestaunen möchte. Beginnt wie ein britischer Kriminalroman mit einer illustren Gesellschaft voller kauziger Originale (Pornostars, Aquamänner, 5-jährige Prinzen …), wird aber späterhin vermutlich in einer genozidalen Vollkatastrophe enden. Ehrlich gesagt bin ich mit dem Buch noch nicht ganz durch, aber als bedingungsloser James Tiptree-Fan nutze ich jede Gelegenheit, um ihn (bzw. richtiger wäre sie) ins verdiente Rampenlicht zu stellen.

Filme

Tja, weiß auch nicht. Filmmäßig ist dieses Jahr echt Durststrecke gewesen. Na, ich nehm mal die Halo-Verfilmung Halo 4: Forward Unto Dawn, einfach weil sie nicht so grottig ist wie erwartet. Stattdessen haben die Macher unerwartet stilsicher eine grundsolide Story auf die Leinwand gebracht. Selbst der CGI-Auftritt der riesenhaften Jäger ist ziemlich elegant gelöst; nicht zu nebulös, nicht zu plastisch, sondern genau die richtige Mischung aus beidem. So, dass man keinen Uwe Boll-Cringe verspürt sondern den Film genießen kann. Geeignet ist der Streifen allerdings trotzdem nur für Halo-Fans. Alle anderen werden wohl kaum abgeholt.

Serien

Platz 2: Arcane. Eine Serie, die so unerwartet gut geschrieben und spannend zu verfolgen ist (selbst für solche, die null Ahnung von League of Legends haben) und derart häufig den Eyeporn-Vogel abschießt, dass sie eigentlich auch auf Platz 1 stehen könnte. Allerdings hat sich dort schon Disneys The Bad Batch breit gemacht, denn … nun, was soll ich sagen – ich bin halt Klon-Fan.

Anime

Da fällt mir ehrlich gesagt kaum etwas ein, das in irgendeiner Weise aufs Treppchen gehören würde. Der Heist-Anime Great Pretender hat mich gelangweilt, die zweite Staffel Beastars war ebenfalls ein einziger Turndown und der Space-Western und Uralt-Klassiker Cowboy Bebop, den ich mir als absoluter Spätzünder endlich mal gegönnt habe, ist zwar toll, ließ aber den jahresrückblickprägenden Impact vermissen. Allerdings hat mir Kollege Mort OddTaxi empfohlen, und das hätte es mit seinem cleveren Mix aus Genres und Stilen und seiner komplexen und doch geerdeten Story und dem überall umherwabernden Mystery-Feeling durchaus verdient, aufm Podest zu stehen – weil die Serie eben ein Underdog ist und von vielen vermutlich aus dem Grunde ignoriert wird, da er Tiere zu Protagonisten hat (immer dieser »beschissene Furry-Kack«, wa?).

Manga

Endlich ist mal wieder die Manga-Spalte in einem meiner Rückblicke vertreten, wenn auch nur mit einem einzigen Titel: Ajin. Nach neun Jahren (seit ihrem Erscheinen in Japan) und ganz knapp noch im Jahre 2021, ist die Serie über unsterbliche Menschen und ihre mumifizierten Pokémon auch hierzulande geendet. Mein erster und einziger Manga, den ich treu von Anfang an über so eine lange Zeit begleitet hab. Darauf ein Prost.

In diesem Sinne, liebe Leser jedweden Geschlechts: Neues Jahr, neue Schlacht.

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Totman Gehend

Totman ist Musiker, zockt in der Freizeit bevorzugt Indie-Games, Taktik-Shooter oder ganz was anderes und sammelt schöne Bücher. Größtes Laster: Red Bull. Lieblingsplatz im Netz: der 24/7 Music-Stream von Cryo Chamber auf YouTube.

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