Im Interview: Tales of Nebelheym

Bereits seit 2012 musizieren die sieben Stuttgarter von Tales of Nebelheym zusammen, treten auf Mittelaltermärkten oder Messen auf und haben bereits zwei Alben veröffentlicht. Die Steampunkband spielt hauptsächlich Folkmusik, weswegen sie ihre Musikrichtung als Steam-Folk bezeichnen. Beim Hören ihrer Lieder begibt man sich auf einen Streifzug durch Nebelheym und erfährt so Stück für Stück mehr von dieser Welt, die sie selbst geschaffen haben – so schlagen sie mit jeder CD ein neues Kapitel auf und sind noch lange nicht am Ende ihrer Reise. In unserem Interview erzählen sie uns, wie sie zu ihren Geschichten kommen und deuten an, was die Fans der Band in Zukunft erwarten können.

Liebe Nebelheymer, ihr gehört optisch eindeutig der Steampunk-Szene an und bezeichnet eure Musik als Steam-Folk – was darf man darunter verstehen?

Wir haben eine Welt geschaffen, in der es gewisse Elemente gibt, die dem Steampunk-Genre zuzuordnen sind. Wir stehen hier noch relativ nah am Anfang der Entdeckung von Dampfmaschine und dergleichen. Daher wird man optisch und thematisch auch einige Elemente aus dem Mittelalterbereich finden. Ebenso werdet Ihr allerdings auch Dinge sehen und hören, welche aus dem Fantasy-Bereich kommen. Wir haben zum Beispiel einen Drachen namens „Tíadran”, sowie eine unheimliche Kreatur aus dem Moor namens „Blunff“.

Was gab für euch den Ausschlag, dass ihr euch dem Steampunk verschreibt?

Als wir uns Nebelheym ausdachten, haben wir nicht gesagt: „Wir wollen jetzt unbedingt was steampunkiges machen“ – das hat sich einfach so entwickelt. Das Erscheinungsbild unserer Welt und der Grundgedanke gingen einfach wunderschön einher mit der Steampunk-Thematik. Wir richten uns jedoch auch nicht streng nach den „Regeln“. Wir machen das, was zu unserer Welt passt, egal ob das aus dem Steampunk-, Mittelalter- oder Fantasy-Bereich kommt.

Für eure Musik und die Geschichten, die ihr mit ihr erzählt habt ihr eine ganze Welt erschaffen. Wie kam es dazu?

Jeder mag Geschichten. Und so geht es uns auch. Wir möchten mit unserer Musik die Menschen unterhalten und ihnen einen roten Faden geben, der sie durch unser Konzert oder unser Album führt. Ich mag es, wenn man kleine Hinweise streut, die eine Andeutung auf ein anderes Stück machen. Wenn man sich die Texte durchliest und sich die Songs genau anhört, wird man feststellen, dass es eine Verbindung zwischen dem ersten und dem zweiten Album gibt. Personen, die im ersten Album vorgestellt werden, finden ganz subtil Erwähnung auf dem zweiten und umgekehrt. Manchmal springt es einem sofort ins Auge und manchmal muss man schon etwas suchen.

Diebe, Träumer, Poeten oder Piratenkapitäninnen – die Bandbreite eurer Texte auf den ersten beiden CDs scheint unermesslich. Welche Themen oder Figuren schweben euch für die dritte Reise durch Nebelheym vor?

Wir haben bereits begonnen, uns darüber Gedanken zu machen, welche Geschichten und Charaktere wir auf unserem dritten Album vorstellen möchten. Wir wollen natürlich nicht zu viel verraten, aber es wird das eine oder andere Wiedersehen mit Personen geben, die wir bereits kennen, sowie eine neue zwielichtige Figur namens “Mr. Shark“.

Auf eurer zweiten Platte „The Way Ahead“ befindet sich mit „Und sie tanzten“ erstmals ein Lied auf Deutsch – wird es davon in Zukunft mehr geben?

Das kann ich Dir leider nicht konkret beantworten. Wir sind eine Band, die vorwiegend englische Texte schreibt. “Und Sie Tanzten“ war ein Experiment, das sehr gut angenommen wurde. Das Lied existierte schon lange vor “Nebelheym“ und als wir uns entschieden, den Song aufs Album zu packen, waren wir uns einig, dass wir diesen Text nicht ins Englische übersetzen wollen. Aber wer weiß, vielleicht gibt es ja in Nebelheym eine Region, in der noch Deutsch gesprochen wird. Es wird sich aber erst mit der Produktion der dritten CD herausstellen, ob wir auch weiterhin mit deutschsprachigen Texten vertreten sein möchten.

Einer meiner Favoriten ist das Stück „Choices“, in dem ihr mit der Geschichte eines jungen Mannes aufzeigt, dass man sich auch ohne Gewalt für eine bessere Gesellschaft einsetzen kann – dies ist ein beliebtes Thema im Steampunk. Wie sehr orientiert ihr eure Texte an der Philosophie dieses vielfältigen Genres?

Um ehrlich zu sein so gut wie gar nicht. Wir überlegen nicht, ob ein Text oder eine Geschichte zum Steampunk passt oder nicht. Wir achten nur darauf, dass sie sich für unsere Welt „Nebelheym” eignet. Die Einstellung, dass es auch ohne Gewalt in dieser Gesellschaft geht, ist ja allgegenwärtig und gerade zu heutigen Zeiten muss man sich das leider immer wieder ins Gedächtnis rufen. Unsere Geschichten spiegeln natürlich schon zu einem gewissen Teil unsere Einstellungen wider. Deshalb geht es in unseren Texten auch um starke Frauen, die Schönheit der Natur und den Wunsch, diese zu bewahren, sowie um eine gewaltfreie Gesellschaft. Wir möchten nicht allzu moralisch sein und gewiss nicht predigen, aber in manchen Bereichen ist „Nebelheym“ sicher fortschrittlicher als die heutige Gesellschaft.

Man findet euch vor allem auf Steampunk-Märkten, jüngst aber auch auf der Comic Con Stuttgart. Wie empfandet ihr dieses Erlebnis? Könnt ihr euch vorstellen, vermehrt auf solchen Events aufzutreten?

In der Tat können wir uns das sehr gut vorstellen und sind sogar schon im Gespräch mit einigen Veranstaltern. Wir sind selbst irgendwie Geeks (jeder für sich in seinem eigenen Feld). Wir haben LARPer, Rollenspieler (DSA), den Comic-Leser und Film-Nerd, den Computer-Nerd, etc. … da macht es natürlich unglaublich viel Spaß, sich in diesem Umfeld zu bewegen.

Zum Schluss noch eine Frage zu euren Konzerten: Habt ihr bei solchen Auftritten Lieblingslieder, die ihr spielt? Lieder, die euch besonders am Herzen liegen?

Natürlich haben wir das. Jeder Einzelne hat so seinen Favoriten. Wir sind uns aber unabhängig davon einig, dass die Songs, die dem Publikum gefallen, bei denen sie kräftig mitsingend einfach Spaß haben, unsere größten Favoriten sind, auch wenn wir sie schon 1000 Mal gespielt haben.

Vielen Dank für das interessante Gespräch!

Das Interview führte MadameMelli für Geek Germany.

MadameMelli

MadameMelli ist im Berufsalltag als Informationsninja unterwegs und hilft Suchenden, die passende Literatur zu finden. In ihrem Freundeskreis ist sie als Waschbär bekannt und dementsprechend ist auch kaum ein Buch, Manga oder Comic (oder Tee) vor ihr sicher – alles wird in die Hand genommen, begutachtet und bei Gefallen mit nach Hause geschleppt. Nur nicht gewaschen, das wäre zu viel des Guten. Sinniert gerade darüber, ob es als Waschbär sehr gefährlich ist, Wölfe zu lieben, lässt sich davon aber nicht abhalten und schreibt in ihrer Freizeit selbst Geschichten. Manchmal auch über Wölfe. Oder Tee.

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