The Twilight Zone (Folge 1×05)

Der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika trägt viel Verantwortung. Es ist ein harter, schwieriger und zeitraubender Job. Man stelle sich vor, ein Kind wolle den übernehmen. Mit Wutausbrüchen, ohne Ahnung von Dingen wie Steuergesetzen und Bedacht auf hohe Klickzahlen auf Social Media Kanälen. Sowas gibt’s doch nur in der Twilight Zone.

Raff Hanks (John Cho, Star Trek) wurde einst als Wunderkind gehandelt. Politische Kampagnen konnte er problemlos in Siege verwandeln. Bis nach einem Wahldebakel der amtierende Präsident der USA keine zweite Amtszeit bekam. Raff fiel in Ungnade und das Land stürzte in eine Krise, da sie auf das falsche Pferd gesetzt hatten. Jetzt trinkt Raff lieber in einer Bar und sieht im Fernsehen eine Story über den Jungen Oliver (Jacob Tremblay, Raum), der auf YouTube einen viralen Hit gelandet hat. Der Elfjährige wäre gern Präsident, denn er hat die Erwachsenen satt, die alle nur Krieg führen und Menschen arm machen. Er möchte lieber Videospiele für alle. Die Leute sind begeistert und Raff wittert eine Chance, wieder ins Geschäft zu kommen. Zwar muss Olivers Mutter offiziell auf dem Wahlzettel stehen, aber Oliver ist der Star.

Originaltitel The Twilight Zone
Jahr 2019
Land USA
Episode 5 / 10
Genre Fantasy, Horror, Science-Fiction
Cast Raff Hanks: John Cho
Oliver Foley: Jacob Tremblay
Helen Foley: Kimberley Sustad
Maura McGill: Allison Tolman
James Stevens: John Larroquette
Der Erzähler: Jordan Peele

The Wunderkind

Diese Episode bedarf im Grunde nicht vieler Worte. Die Vorstellung ist doch ziemlich albern, dass ein kleiner Junge zum Präsident der USA gewählt wird. Er versagt in Debatten, hat offensichtlich keine Ahnung vom Job, macht vollmundige Versprechungen, die sich gut anhören, ohne Hinblick, ob sie gesetzlich umsetzbar sind. Wer würde so eine Person ernsthaft wählen? Und damit hält die Twilight Zone den Spiegel der Zeit hoch. In 30 Jahren müssen Schulkinder vielleicht ein Geschichtsbuch aufschlagen, um zu verstehen, dass so etwas Absurdes passieren kann. Auch wenn der Präsident kein prä-pubertierender Junge ist, sondern ein erwachsener Mann, der seine Wutanfälle über Twitter ablässt. Nachdem klar wird, dass Oliver selbst keine Ahnung hat, verspricht er einfach, dass er sich mit den klügsten Menschen umgeben wird, die er finden kann. Kaum im Amt, hat er aber nur noch Interesse daran, sich mit Leuten zu umgeben, die lächelnd zu allem Ja und Amen sagen. Das ist schon keine versteckte Anspielung mehr.

Solide Folge ohne besondere Schnörkel

Der Autor der Folge ist Andrew Guest, der vor allem für bissige Comedy-Serien wie Community, Suburgatory und Brooklyn Nine-Nine schreibt. Diese drei Serien beziehen ihren Humor nicht aus der Dummheit der Charaktere und haben einige scharfe Beobachtungen über den sozialen Umgang unter Menschen parat. Da ist diese 40minütige Realsatire fast schon plump. Regisseur Richard Shepard (Girls) fängt das Ganze gekonnt ein, hält sich aber weitestgehend mit Spielereien zurück. Erst wenn Raff langsam erkennt, dass Olivers Unfähigkeit echte Konsequenzen nach sich zieht und niemand ihm offen widerspricht, spiegelt sich auch in der Bildsprache das große Unbehagen wider.

Meinung

Ich möchte nicht gehässig klingen, aber ich denke doch, dass „The Wunderkind“ viel böser hätte sein können. Es ist nicht nur ein Schuss gegen einen bestimmten Politiker, den ich namentlich gar nicht erst nennen will, sondern gegen dieses System, das solche Nonsense-Wahlen unterstützt und fördert. Gelungen finde ich aber diese kleine Rahmenerzählung, denn alles beginnt und endet mit Raff auf einem OP-Tisch. Da bleibt die Frage, was ihm passiert ist, und dass Oliver schon die ganze Zeit meckert, wenn es um das Thema Ärzte geht, beißt ihn kräftig in den Hintern. Oliver geht nicht gern zum Arzt, vor allem nicht zu so alten Männern. Deshalb hat er verboten, dass diese überhaupt praktizieren dürfen, und ein Junge kommt, um Raff zu operieren, was in Geschrei und vermutlich Tod endet. Ein klassisch bitterböser Abgesang. Interessant finde ich zudem, dass ich mich selbst dabei ertappt habe, während dieser Episode an den Klassiker „Die lächelnde Stadt“ („It’s a Good Life“) von 1961 zu denken. Da hat ein Junge ein Städtchen fest im Griff, weil er gottgleiche Kräfte besitzt. Und wenn jemand nicht macht, was er möchte, hat das drastische Konsequenzen. Eine fantastische Folge Twilight Zone in mehrerlei Hinsicht. Bei „The Wunderkind“ werden dem Jungen die Kräfte durch eine Wahl zugeschoben. Irgendwie also doch eine böse Erzählung. Einen Bonuspunkt muss ich auch dafür geben, wie Oliver mit seinem Fahrrad durchs Weiße Haus fährt und es an The Shining erinnert. Kinder und Horror gehören zusammen.

Misato

Misato hortet in ihrer Behausung fiktive Welten wie ein Drache seinen Goldschatz. Bücher, Filme, Serien, Videospiele, Comics - die Statik des Hauses erlaubt noch ein bisschen, der Platz in den Regalen weniger. Am liebsten taucht sie in bunte Superheldenwelten ein, in denen der Tod nicht immer endgültig ist und es noch gute Menschen gibt. Íhr eigenes Helfersyndrom lebt sie als Overwatch Support Main aus und adoptiert fleißig Funko Pops.

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