Star Wars: Andor (Folge 1×10)

Zu was Menschenmassen mit einer großen Portion Wut im Bauch und mit dem Mut der Verzweiflung fähig sind, wird grandios in der zehnten Folge von Andor mit packender Action und Emotionen gezeigt. Endlich kommt der Ausbruch aus dem Gefängnis auf Narkina 5, auf den die Star Wars-Serie in den letzten beiden Folgen bereits hingearbeitet hat. Andor sorgt hier für deprimierend-spannende Glanzmomente und beweist, dass für Veränderungen Beharrlichkeit genauso wichtig ist wie die Fähigkeit die Massen zu überzeugen – zwei Eigenschaften, die insbesondere von Cassian und Kino repräsentiert wurden.

Inhaltsangabe

Cassian überzeugt Kino mit eindringlicher Beharrlichkeit, ihn bei seinem Fluchtversuch bei der Ankunft eines neuen Gefangenen am nächsten Tag zu unterstützen.

Der anfängliche kleine Widerstand Einzelner eskaliert und greift auf die gesamte Gefängnisanlage über. Den wenigen Wärtern bleibt schlussendlich als einzige Option, sich zu verstecken und die Insassen ziehen zu lassen. Cassian und Melshi entkommen hierbei gemeinsam und müssen Kino unter dramatischen Umständen zurücklassen.

Auf Coruscant treffen sich derweil Mon Mothma und Tay Kolma mit dem zwielichtigen Gangster Davo Sculdun (Richard Dillane, Spartacus), um eine Lösung für Mons Geldproblem zu finden. Davo fordert für seine Hilfe einen für Mon Mothma inakzeptablen Preis, der zwar keine Credits aber dafür ihre Tochter beinhaltet. Erzürnt über dieses Angebot wirft die Senatorin Davo aus ihrem Anwesen. Derweil trifft sich Luthen mit seinem ausstiegswilligen Informanten Lonni (Robert Emms, Chernobyl) von der „Imperialen Sicherheitsbehörde“ und offenbart dabei seine eigene Skrupellosigkeit im Namen der Rebellion.

Die zwei Gesichter des Gefängnis-Aufstands

Dass der Fokus der zehnten Folge von Andor auf dem Gefängnisausbruch liegen würde, war den Zuschauenden seit Folge 9 allerspätestens bewusst. Spannend dagegen ist in diesem Fall, wie der Ausbruch umgesetzt wird. Klar, die obligatorische Action im Kampf gegen die Gefängniswärter wird schon gezeigt, genauso wie die Skrupellosigkeit, mit der Cassian seinen erbeuteten Blaster bedient. Doch bedeutender sind die Emotionen zwischen den einzelnen Insassen, die durch das nahe Heranhalten der Kamera an die Schlüsselcharaktere eingefangen werden. Hierbei sticht insbesondere Andy Serkis in seiner Rolle als Kino Loy heraus. Er schafft es, Gefühle von reiner Verzweiflung, blankem Zorn, Ratlosigkeit und Angst während einer flammenden Rede aus der Steuerzentrale des Gefängnisses heraus allein mit seinen Augen zu transportieren. Die Rede, inspiriert von Cassians Worten, verfehlt ihre Wirkung nicht, denn kurz darauf ist das Chaos auf Narkina 5 perfekt. Doch Kinos Worte und die Flucht vieler, vieler Menschen aus dem Star Wars-Knast wäre nicht ohne Cassians Beharrlichkeit und Planung möglich gewesen. Denn wo Kino im finalen Augenblick laut mit seinen Gefühlen die Massen mitgerissen hat, agierte Cassian bereits lange zuvor im Hintergrund und zeigte Spionage-Fähigkeiten vom Feinsten.

Im Namen der Rebellion gehe ich über

Lucasfilms zeigt in Andor deutlich die finsteren Seiten des Imperiums. Folter, Unterdrückung, Angst und Einschüchterung herrscht in der Galaxis und löst Widerstand aus. Luthen symbolisiert die Schaffung eben dieses Widerstands und erklärt in einem langen Monolog deutlich, dass man auch mit guten Absichten unmoralisch und grausam handeln kann oder sogar muss, um das Imperium zu besiegen. Ein Fakt, der im Star Wars-Universum noch nie so deutlich wie in Andor zur Sprache gebracht und in düsteren Bildern gezeigt wurde. Diese Erfahrung Luthens muss auch Mon Mothma machen, als sie im Namen der Rebellion mit dem Gangster Davo Sculdun sprechen muss. Allein die Tatsache, dass eine Senatorin, die im Namen von Recht und Gesetz handeln sollte, sich gezwungen sieht außerhalb dieser zu agieren, unterstreicht dies. Dramatisch wird es, als Davo vorschlägt ihre Kinder miteinander bekannt zu machen und Mon Mothma ihn daher wütend des Hauses verweist und dabei selbst immer mehr realisiert in was für eine Situation sie sich mittlerweile gebracht hat. Die zehnte Folge von Andor öffnet daher wieder einmal die Büchse der Kernfragen: Was ist Moral und ab wann handelt man moralisch richtig? Ist man ein guter Mensch, wenn man im Namen der Gerechtigkeit Böses tut? Luthen hat diese Frage für sich schon beantwortet. Er ist zu dem Bösen geworden, was er geschworen hat zu bekämpfen. Mon Mothma dagegen scheint sich diese Fragen zum ersten Mal richtig bewusst zu werden.

Fazit

Andor fesselt mit spannungsgeladener Ausbruchs-Action, tiefe Charaktermomente, gut gespielten Emotionen und der einen oder anderen überraschenden Wendung. Dass Kino nicht die ersehnte Freiheit erlangt, war ein plötzlicher Twist, mit dem ich ehrlich nicht gerechnet habe. Auch wie weitreichend Luthens Netzwerk ist, erstaunt immer und immer wieder. Jetzt stehen noch zwei Folgen aus und ich bin gespannt wie der Bogen einer Schwester der Nacht wie es mit Cassian und insbesondere seiner Ziehmutter weitergeht. Immerhin scheint es Maarva auf Ferrix auch immer schlechter zu gehen und wird nach wie vor vom Imperium, aber auch von Cinta beschattet.

© Disney

Lady Narmora

Als Sinologin liebt Lady Narmora die asiatische und allen voran die chinesische Kultur sowie Literatur. Sie liebt Fantasy, Sci-Fi und spannende Historienromane, in denen fremde Orte und Philosophie hochgeschrieben werden. Daher ist Literatur mit einem interessanten und spannenden Worldbuilding für sie sehr wichtig; gerade, dann wenn es um Speisen, Feste, Geschichte und Politik geht.

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