She-Hulk: Die Anwältin (Folge 1×09)

In vielerlei Hinsicht bricht She-Hulk aus dem klassischen MCU-Raster aus. So auch im großen Finale, das sich in seiner eigenen Meta-Prämisse noch einmal selbst übertrifft.

Inhaltsangabe

Nach dem Vorfall auf der Gala sitzt Jen im Gefängnis des Department of Damage Control. Gegen Auflage kommt sie raus, muss nun aber wie Blonsky einen Inhibitor tragen. Während sie nun bei ihren Eltern Unterschlupf findet, versuchen Nikki und Pugliese die Hintermänner von Intelligencia aus der Reserve zu locken, wobei sie ein altes Video von Jen nutzen, um deren Aufmerksamkeit zu erhalten. Als Pugliese sich am Treffpunkt unter die Menge mischt, erkennt er nicht nur Todd, der sich als HulkKing zu erkennen gibt, sondern auch Blonsky, der als Abomination einen Vortrag halten soll. Jen erreicht die Veranstaltung ebenfalls unabsichtlich. Als sich Todd alias HulkKing eine Spritze mit einer grünen Flüssigkeit verabreicht, die ihn ebenfalls zum Hulk macht, tauchen zu allem Überfluss auch noch Bruce alias Hulk und Titania auf. Zufälle gibt es. 

Jen reicht es. Sie durchbricht die vierte Wand und fordert ein besseres Ende für ihre Serie ein. Ihre Wünsche platziert sie bei K.E.V.I.N., der KI, welche in der Serie alle Entscheidungen für das MCU trifft und auch umsetzt. Demnach wird Blonsky zurück ins Gefängnis gebracht, Todd vor Gericht gestellt, ihre Anklage fallen gelassen und Daredevil erscheint als Helfer.

Beim anschließenden Essen mit ihrer Familie und Matt Murdock taucht Hulk erneut auf, der seinen Sohn Skaar (Will Deusner, Stargirl) vorstellt. Bevor Jen vor Todds Prozess das Gericht betritt, erklärt sie einem Reporter, dass sie künftig sowohl als Jen Walters, als auch als She-Hulk agieren werde.

Blonsky wird im Gefängnis von Wong befreit, welcher ihn nun nach Kamar-Taj bringt.

Das war nicht vorhersehbar

Nach einer sehr sehenswerten Hommage an die klassische Hulk-Serie aus den 1970ern nimmt Jen den Kampf gegen die Internet-Trolls auf. Sie wendet sich direkt an das Publikum, um sich zu erkunden, was die Fans wollen. Dass die Serie regelmäßig die vierte Wand durchbricht: Nichts Neues. Damit, dass die Serie aber in einem Meta-Tornado entfachen würde, hat wohl niemand gerechnet. Beginnend damit, dass Jen Disney+ durchbricht und bin mal eben rüber in Gemeinsam Unbesiegbar wechselt, das (wirklich spannende und empfehlenswerte!) Making of-Format, welches das MCU seit WandaVision begleitet. Die beste Werbung, die man wohl dafür machen kann. Dieser Move ist übrigens an die Comics angelehnt, denn dort reißt She-Hulk auch die Comic-Seiten auf, um sich direkt an den Verlag zu wenden. Kevin Feige kennen alle Marvel-Fans, die sich zumindest mal ansatzweise mit dem MCU befasst haben und es ist genial, ihn hier als KI zu präsentieren. Und dann stellt Jen auch noch ketzerische Fragen, die den Fans unter den Nägeln brennen. Wo bleiben denn nun die X-Men? Soviel Fan-Nähe gab es noch nie und das zeigt, dass man sich bei Marvel und im Writer’s Room sehr wohl bewusst ist, was die Fans da draußen bewegt (und triggert).

Persönlicher Sieg

Jen wünscht sich ein Ende, das ihr ganz die Karten spielt, und das kriegt sie. Das mag irgendwo witzig sein, macht aber auch alle Ambitionen der vorangegangen Folgen hinfällig. Rückblickend sollte es schwerfallen, auch nur irgendeinen Konflikt in der Serie ernst zu nehmen, wenn sich am Ende per Fingerschnippen (… okay, mit diesem Begriff sollte man vorsichtig sein) alles auflöst. Gerade der Intelligencia-Strang wird damit unbefriedigend abgerissen. In den Comics steckt wesentlich mehr dahinter, hier bleibt es eine Gruppe frauenhassender Internet-Trolls.

Hulk und Skaar

Beim Familienessen kehrt Hulk aus seiner Weltraummission zurück und er hat seinen Sohn mitgebracht. Das deutet sich schon in Folge 1 an, als Bruce sagt, dass der Unfall mit einer Kraft von Skaar zusammenhängt, die er untersuchen will. Was für manchen einfach nur wie ein Aufhänger wirkte, um die Serie jetzt an Jen zu übergeben, ist also schon ein Hinweis auf kommende Entwicklungen. Comic-Leser:innen dürfte Skaar vor allem aus der legendären Hulk-Saga Planet Hulk bekannt vorkommen. Da all dies vor dem Blip geschah und fünf Jahre zwischen den Ereignissen liegen, sollte Skaar etwa zehn bis zwölf Jahre alt sein. Skaar bleibt eine Randnotiz (mit Thor-Gedächtnisfrise) in der Folge und es bleibt umso spannender, wo wir ihn wiedersehen werden. Das gilt natürlich auch für Bruce und Jen.  

Fazit

Ist das nun ein passendes Ende für die Serie? Und auch ein gutes? Ja und nein. Passend insofern, als dass die Serie ihrer Meta-DNA treu bleibt und diese konsequent ins Finale durchprescht. Gut? Mitnichten. Denn schaut man einmal, was alles narrativ liegen bleibt, stellen sich die Nackenhaare auf. Die Konsequenzen der Gala in Folge 8 fallen unter den Tisch. Was ist denn nun mit She-Hulks öffentlicher Akzeptanz nach dieser Aktion? Auch wenn es gut ist, dass Todd für seine Verbrechen bestraft wird, fehlt da eine tiefere Verbindung zwischen ihm und Jen. Wer sich gewünscht hat, dass Jen ihn vor Gericht zur Strecke bringen wird, wird bitter enttäuscht. Und Titania? Die bleibt eine Stichwortgeberin. Vieles, was die Serie nicht mit Konsequenz verfolgt, wird hier abgewürgt, augenscheinlich aber wohlwissend. Vielleicht ist das auch besser als ein schnelles Zusammenführen aller offenen Punkte. Originell, aber inkohärent.

Ansonsten ist noch die Information interessant, dass Universals Rechte an Hulk 2023 auslaufen. Dann darf Disney/Marvel einen Solofilm mit ihm drehen und die Zeichen stehen gut, dass es auf World War Hulk hinauslaufen wird. Skaar ist schon einmal da und Jen hat bereits eine filmische Zukunft ihrerseits angeteast.

Wer übrigens mal in ein paar She-Hulk Comics reinlesen will, für den oder die hat die Serie in jeder Folge einen QR-Code versteckt. Die komplett kostenlos abrufbaren Comics hat Marvel hier nochmal gesammelt.

© Disney

Ayres

Ayres ist ein richtiger Horror- & Mystery-Junkie, liebt gute Point’n’Click-Adventures und ist Fighting Games nie abgeneigt. Besonders spannend findet er Psychologie, deshalb werden in seinem Wohnzimmer regelmäßig "Die Werwölfe von Düsterwald"-Abende veranstaltet. Sein teuerstes Hobby ist das Sammeln von Steelbooks. In seinem Besitz befinden sich mehr als 100 Blu-Ray Steelbooks aus aller Welt.

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