Murderbot (Folge 1×08)
Mit Folge 8 von Murderbot (»Ich habe einen Plan«) steuern wir zielsicher auf das Finale zu. Der große Bösewicht zeigt endlich sein Gesicht und Murderbot schmiedet einen Plan, um ihm den Stecker zu ziehen. Doch vorher gibt’s noch mal eine ganze Ecke Beziehungsdrama, denn Gurathin, diese olle Schnüffelbacke, stößt auf eine bittere Wahrheit: Murderbot hat in einem früheren Leben tatsächlich Menschen getötet. Und zwar ’ne ganze Menge. Nochmal extra spicy Hickhack reinbringen, da samma dabei.
Inhaltsangabe:
Die Folge beginnt mit einem kurzen »Sanctuary Moon«-Einspieler: Der NavBot hat seinen Lover, Captain Hossein, gekillt (oder musste ihn killen?) und droht nun, die gesamte Crew in den Tod zu fliegen. Ach du heiliger Bimbam.
Die Preservation-Crew ist in sicherer Entfernung zu ihrem Habitat gelandet. Auf den Überwachungskameras sehen sie, dass in ihrer Abwesenheit drei feindliche SecUnits sowie Mitglieder des GrayCris-Konzerns das Habitat betreten und eine Nachricht hinterlassen haben. GrayCris schlägt ein Treffen für Verhandlungen vor.
Bharadwaj operiert Gurathins Schusswunde auf der Krankenstation. Da Gurathin aufgrund einer vergangenen Drogensucht keine Schmerzmittel nehmen will, verbindet Murderbot sich mit ihm, um auf fancy-sci-fi-Art-und-Weise sein Nervensystem zu blockieren. Dabei taucht es in Gurathins Gedanken ein und erfährt, dass dieser innige Gefühle für Mensah hegt. Gurathin schießt zurück, taucht in Murderbot ein und entdeckt dessen Feed-ID »Murderbot« (ein Name, der für die Hippies bis dato unter Verschluss war) sowie die Erinnerungen an 57 getötete Personen.
Die Space-Hippies sind natürlich entsetzt. Ihr Misstrauen gegenüber Murderbot vertieft sich weiter und selbst Mensah scheint ihr ewiger Optimismus auszugehen. Murderbot sucht nach Akzeptanz, doch Mensah muss ihren Blick abwenden. Nach Gurathins harschen Worten »Vielleicht bist du einfach nur defekt« verlässt Murderbot das Habitat.
Das Preservation-Team diskutiert, warum GrayCris alle umbringt. Sehr wahrscheinlich sind sie hinter den Alienrückständen her, um diese illegalerweise abzubauen, und wollen deshalb keine Zeugen haben. Die Firma haben sie geschmiert, um ihre Anwesenheit auf dem Planeten vor den anderen Prospektionsteams geheim zu halten. Mensah sieht nur eine Möglichkeit: Sie muss mit GrayCris verhandeln.
Ratthi beendet das polyamore Dreieck, indem er gesteht, dass er nur in Pin-Lee verknallt ist.
Murderbot stromert unterdessen ziellos umher und versucht, sich mit seinen Serien abzulenken. Vergeblich. Schließlich hat es eine Idee und kehrt mit einem Plan ins Habitat zurück. Die Frage bleibt offen, ob das Preservation-Team mitzieht.
Die Serie innerhalb der Serie
Die serieninterne Space-Soap »Sancuary Moon« erfüllt innerhalb von Murderbot mehrere Funktionen. Erstens dient sie als Comic Relief. Zweitens beliefert sie Murderbot mit Skriptzeilen, die es in realen Situationen anwenden kann. Und drittens fungiert sie als völlig überzeichnete und kitschige Parallelspur zur Haupthandlung. »Sanctuary Moon« reflektiert Murderbots Innenwelt und offenbart Konflikte, die Murderbot parallel in der echten Handlung erlebt. Werfen wir einen kurzen Blick auf die wichtigsten Einspieler und ihre Themen:
- Folge 1: Die Beziehung zwischen Captain Hossein und dem Nav-Bot fliegt auf. Thema: »Gefühle zwischen Mensch und Bot«
- Folge 3: Ein Space-Richter verurteilt Mensch-Bot-Beziehungen.
- Folge 6: Der Captain und der NavBot sind gestrandet. Thema: »Selbstbestimmung von Bots« sowie »Gefühle zwischen Mensch und Bot«
- Folge 8: Der Captain stirbt. Der NavBot geht auf Rachefeldzug. Thema: »Selbstbestimmung von Bots« – und wieder »Gefühle zwischen Mensch und Bot«.
Quintessenz: Es geht auffällig häufig um Liebe & Konsorten – Dinge, mit denen Murderbot eigentlich nichts anfangen will/kann. Murderbot ist eindeutig asexuell und möglicherweise auch aromantisch angelegt. Es nimmt zwar Romantik bzw. körperliche Zuneigung wahr und versteht diese auch als Konzept, fühlt sie aber nicht unbedingt persönlich. Warum also schaut es ständig eine Soap, die genau diese Art von Romantik beinhaltet? Vielleicht, weil die Soap einen sicheren Sandkasten darstellt. Hier kann Murderbot all die Fragen zu Bindung, Intimität etc. verarbeiten, die es in der Realität nicht zulässt oder sich nicht eingestehen will. Murderbot mag aromantisch angelegt sein, entwickelt aber definitiv platonische Gefühle (für Mensah z. B.). Eventuell verwechselt es sogar romantische mit platonischen Gefühlen, weil beides eben Neuland ist. Auch in dieser Folge reagiert Murderbot beschämt/irritiert, als Mensah Gurathins Hand drückt, und kann nicht so recht verarbeiten, was es dabei empfindet. Vielleicht kommt es erst durch Soaps irgendwann auf den Trichter, dass Romantik und Platonik etwas völlig anderes sind.
Die Emanzipation des John Cho
Das Casting von »Sanctuary Moon« hält übrigens eine ironische Spitze bereit (etwas anderes kann das nicht sein): Ausgerechnet John Cho übernimmt die Rolle des Captain Hossein. Cho, der zuletzt in der Anime-Adaption Cowboy Bebop den titelgebenden Space-Cowboy spielte und damit krachend floppte, ist nun wieder am Start und führt in Murderbot eine absurde Crew mit völlig überdrehten Kostümen an (ganz zu schweigen davon, dass das Setting aussieht, als hätte sich eine Konfetti-Kanone darin erbrochen). Zwar bewegen sich Cowboy Bebop und »Sanctuary Moon« nie auf demselben Trash-Level, aber eine gewisse Ähnlichkeit zwischen den beiden kann man durchaus entdecken. Jedenfalls spielt Cho hier eine bewusst trashige Meta-Figur. Es wirkt fast so, als wäre das die Entschädigung für seinen Bebop-Flop. Endlich kann er ungestört albern sein, ohne dabei einen Kult-Anime stemmen zu müssen. Cho ist dabei herrlich selbstironisch. Als die Weitz-Brüder für die Rollenanfrage an ihn herangetreten sind, sagte er nur: »It’s just so stupid, I have to do it.«
Fazit
Okay, also diese Folge ist illegal. Cliffhanger sowohl bei Murderbot als auch bei »Sanctuary Moon«. Komplette emotionale Havarie.
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