House of the Dragon (Folge 2×01)
Mal wieder Thronfolgestreit und Machtintrigen im Game of Thrones-Universum. Wer von George R. R. Martins fiktivem Kontinent Westeros auch nach tausenden von Buchseiten und acht HBO-Fernsehstaffeln nicht genug kriegen Kann, der freut sich über das Prequel House of the Dragon, das sich mit den dynastischen Konflikten des Herrscherhauses der Targaryen beschäftigt, Jahrhunderte vor den Geschehnissen von Game of Thrones. 2022 schickte HBO eine erste Staffel ins Rennen, seit dem 17. Juni 2024 ist die zweite Staffel bei WoW TV zu sehen.
Inhaltsangabe
Prinz Jacaerys reist in den Norden und verhandelt mit Cregan Stark über Unterstützung für seine Mutter Rhaenyra und ihren Thronanspruch, als er die Nachricht vom Tod seines kleinen Bruders Lucerys erhält. Die Velarions halten eine Seeblockade von Königsmund aufrecht, Daemon Targaryen will Kampf, wird aber ausgebremst. Rhaenyra findet am Meer Überreste von Lucerys’ Drachen, abgestürzt, weil Aemond Targaryen ihn in der Luft mit seinem viel größeren Drachen attackert hatte. Nun will sie nicht nur den Thron, der ihr zusteht, sondern auch den Tod von Aemond Targaryen.
In Königsmund macht König Aegon seine ersten Schritte als Herrscher, unter den wachsamen Augen von Mutter Alicent und Großvater Otto Hohenturm, mittlerweile Hand des dritten Königs in Folge. Sein Bruder Aemond will den Krieg vorantreiben, wird aber von Otto Hohenturm ausgebremst, der auf Bündnisse und Verhandlungen anstelle von Krieg durch Drachenfeuer setzt. Larys Kraft sucht die Nähe des Königs und legt ihm nahe, aus dem Schatten von Otto Hohenturm herauszutreten.
Daemon schleicht nachts nach Königsmund und trifft sich mit zwei finsteren Gestalten. Der eine ist Auftragsmörder, der andere der königliche Rattenfanger, der weiß, wie man in den roten Bergfried gelangt. Daemon erteilt einen Auftrag: Tötet Prinz Aemond! Die beiden schleichen in den Palast, doch sie finden Aemond nicht, da der Rattenfänger nur die unterirdischen Gänge, aber nicht die oberen Gemächer kennt. Stattdessen finden sie König Aegons Frau und seine beiden Kinder und ermorden kurzerhand den kleinen Kronprinzen Jaehaerys, während die Mutter mit dem anderen Kind fliehen kann.
Ohne Aufenthalt in die zweite Staffel
House of the Dragon schließt mit Folge 1 der zweiten Staffel unmittelbar an das Finale von Staffel 1 an und gönnt sich keinen Rückblick auf die Geschehnisse, die über Jahrzehnte hinweg die komplizierte Gemengelage im Haus Targaryen geschaffen haben. Kein Erklären, warum Aegon auf dem Thron sitzt, aber Rhaenyra ebenfalls Thronansprüche hat. Nicht einmal ein Blitzlicht auf das Schicksal von Prinz Lucerys, dessen Tod so viele Figuren in dieser Folge umtreibt. Es geht einfach weiter, als sei Staffel 1 letzte Woche zu Ende gegangen. Ein Rewatch zur Gedächtnisauffrischung lohnt sich auf jeden Fall. Was der Auftakt von Staffel 2 allerdings bieten sollte und auch ausführlich bietet, ist ein Überblick über das Beziehungsgeflecht, das das gute Dutzend agierende Charaktere verbindet. Es wird viel geredet und geplant, jeder wird eingeordnet, jeder bekommt seinen Moment. Wobei es bei den Schwarzen, der Fraktion von Rhaenyra, recht übersichtlich zugeht. Bei den Grünen, der Fraktion von Königinwitwe Alicent und ihrer Familie allerdings gibt es eine solche Vielzahl von Konkurrenzen, Allianzen, Fehleinschätzungen und Missverständnissen, dass da jede Menge Konfliktpotenzial schlummert. Da könnte es in dieser Staffel noch ordentlich knallen. Was es in einem Game of Thrones-Ableger auch sollte.
Der Winter naht?
Kein Aufarbeiten der ersten Staffel also. Dafür aber ein ganz besonders kuscheliger Einstieg für Game of Thrones-Fans, ganz besonders die, die eine Schwäche für den Norden haben. Denn bei den Starks von Winterfell ist alles so, wie es schon immer war. Lauter bekannte Sätze fallen, schon Jahrhunderten vor dem Finale von Game of Thrones nahte der Winter. Schneeflocken wirbeln, die Nachtwache tut ihre Pflicht und ein trutziger Vorfahre von Ned Stark erklärt dem Targaryen-Prinzen die Mauer aus Eis. Das hat zwar alles mit den Geschehnissen im Süden überhaupt nichts zu tun, fühlt sich aber wunderbar vertraut an. Da wünscht man sich doch, dass ein Trupp kerniger Nordmänner, angeführt von Cregan Stark nach Süden marschiert und die Dinge ins Lot bringt. Die Chancen darauf sind gering, das hat schon in der Vergangenheit, bzw. der Zukunft nicht funktioniert.
Meuchelmord bei Kerzenschein
Pläne, Strategien, Allianzen. Schön und gut. Aber was ist mit Blutvergießen? Mit diesen brutal-unerwarteten Wendungen einer grausamen Welt es allerfinstersten Mittelalters, wie man das von Game of Thrones zu erwarten gelernt hat? Keine Sorge, das gibt es in Folge 1 auch. Die kleine Episode um den verpatzten Prinzenmord ist zwar in der Romanvorlage noch deutlich grausamer als auf dem Bildschirm, aber auch in der abgeschwächten Form holt sie optisch alles aus Finsternis, Kerzenschein und verwinkeltem Gemäuer heraus, was ein nächtlicher Palast nur zu bieten hat. Und generiert mit dem ebenso dummschlauen wie bösartigen Mörderduo, das verpeilt durch die königlichen Gemächer irrt und einfach irgendeinen Prinzen ermordet, einen klassischen Game of Thrones-Moment.
Fazit
Wer sich in die zweite Staffel von House of the Dragon vertiefen will, der sollte seine Hausaufgaben gemacht haben. Denn der Staffelauftakt bietet zwar einen Überblick über eine Vielzahl von Figuren mit ihren Standpunkten, Absichten und seelischen Abgründen, aber keine Nachhilfestunde in Targaryen-Kunde. Neueinsteiger werden sich schwer tun. Wer gut ins Thema eingearbeitet ist, oder wen es nicht stört, wenn er nicht mehr auf dem Schirm hat, wie die Thronansprüche verteilt sind, wie etwa Rhaenys mit Rhaenyra verwandt ist oder warum Aemond eine Augenklappe trägt, der hat eine spannende Folge vor sich, die die Weichen für den Rest der Staffel stellt.
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