Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht (Folge 1×05)

Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht geht in die zweite Staffelhälfte und noch ist kein Ring geschmiedet, kein Turm gebaut, kein Schiff von Numenor in See gestochen und auch die dunklen Mächte sammeln sich eher gemächlich. Offenbar wird das eine Serie mit einem episch langen Atem. Dafür gibt es Gesang bei den Harfüßen, drohendes Verhängnis bei den Elben und nicht ganz ungetrübte Aufbruchsstimmung in Numenor.

Inhaltsangabe

Die Harfüße begeben sich auf die Wanderschaft. Magsi singt ein Wanderlied, während die Harfüße durch monumentale Landschaften ziehen. In einem Wald werden sie von Wölfen angegriffen, der Fremde kann die Raubtiere durch Magie vertreiben, die ihn offenbar auch selbst verletzt. Als er seine Hand ins Wasser taucht, wandern Eiskristalle seinen Arm hinauf. Auch Noris Hand wird eingefroren. Er kann das Eis zwar verschwinden lassen, doch Nori läuft voller Angst vor ihm davon. Am Krater, wo der Fremde vom Himmel gestürzt ist, stehen drei Gestalten in weißen Gewändern, eine von ihnen untersucht die Asche im Krater.

Adar steht im Sonnenlicht und sinniert darüber, dass er es vermissen wird, wenn es demnächst verschwunden sein wird. Bronwyn hält eine “Vor der Schlacht”-Rede an die Menschen, die sich im Turm von Ostirith versammelt haben und versucht, ihre Bereitschaft, sich gegen die anrückenden Orks zu verteidigen, anzufeuern. Doch Waldregs Sympathie für die dunkle Seite lässt die Stimmung kippen, etwa die Hälfte entscheidet sich dafür, mit Waldreg zum Lager des Feindes zu ziehen und ihrem Anführer Treue zu schwören. Doch als Waldreg Adar gegenübersteht und ihn als Sauron anspricht, schleudert Adar ihn erbost zu Boden und fordert ihn auf, seine Treue zu beweisen, indem er Theos Freund Rowan tötet. Theo freundet sich mit Arondir an und zeigt ihm den geheimnisvollen Schwertgriff. Arondir glaubt zu wissen, womit er es zu tun hat. Es könnte ein Schlüssel sein, um die dunklen Mächte zu entfesseln und Adar wird versuchen, ihn an sich zu bringen.

Elbenkönig Gil-Galad lädt Zwergenprinz Durin zu einem Festmahl bei den Elben ein, um die gute Zusammenarbeit zu feiern. Doch er befragt auch Elrond, ob er etwas über geheimnisvolle Erz Mithril erfahren konnte. Elrond beruft sich auf seinen Schwur gegenüber Durin, nichts über den Mithril-Fund zu verraten. Gil-Galad erklärt darauf, dass gemäß einer alten Legende in Mithril das Licht eines Silmarils erstrahlt und nur dadurch der nahende Untergang der Elben, der sich schon in den schwarzen Blattadern der goldenen Blätter angekündigt hat, aufgehalten werden kann. Elrond beichtet Durin, dass er von Gil-Galad manipuliert worden ist, dass aber Mithril für die Elben überlebensnotwendig ist. Durin verzeiht ihm und kündigt an, mit seinem Vater, dem Zwergenkönig über das Problem zu sprechen.

In Numenor scheiden sich die Geister an der Frage, ob man an Galadriels Feldzug teilnehmen sollte oder nicht. Isildur will unbedingt mitsegeln, hat aber keinen Platz auf einem der Schiffe bekommen. Er bittet seinen Vater, ihm unter der Hand einen der heiß begehrten Plätze zuzuschanzen. Doch Elendil weigert sich, immerhin hat er sich schon mehrmals bemüht, seinem Sohn einen Posten zu verschaffen, während Isildur sich all dem verweigert hat. Galadriel zeigt den Numenorern, wie Schwertkampf geht und hebt die Moral der Truppe dadurch ungemein. Isildurs Schwester ist vehement gegen den Krieg und verlangt von Kemen, dem Sohn des Kanzlers, seinen Vater umzustimmen. Der hat für die Argumente seines Sohnes kein Verständnis, denn er verspricht sich von dem Feldzug Macht und Reichtum für Numenor. Halbrand arbeitet in einer Schmiede und will immer noch nicht als König in sein Land zurückkehren. Vielmehr fühlt er sich von Galadriel manipuliert und ausgenutzt. Der alte König hat einen lichten Moment und warnt seine Tochter, bloß nicht ins verhängnisvolle Mittelerde zu fahren. Kemen macht sich auf, nachts die Schiffe anzuzünden. Auf einem der Schiffe trifft er auf Isildur, der sich als blinder Passagier eingeschlichen hat. Isildur versucht, ihm die Lampe, mit der er ausgelaufenes Öl entzünden will, zu entreißen, kann die Explosion aber nicht verhindern und die beiden kommen nur knapp mit dem Leben davon. Angesichts all dieser Rückschläge zweifelt Königin Miriel an ihrer Entscheidung, Schiffe zu entsenden. Doch als Halbrand sich doch eines Besseren besinnt und seine Rolle als König annimmt, stechen die drei verbliebenen Schiffe wie geplant in See. An Bord Isildur, dem sein Vater einen Platz bei der Kavallerie besorgt hat, allerdings nur als Stallbursche.

Böse schauende Kurzhaar-Elben

Ja, was sind das für Wesen, die da am Kraterrand stehen und offenbar etwas suchen? Elben-blond, aber mit Stoppelfrisur und fiesen blondierten Augenbrauen. Die eine zumindestens. Alle drei in weißen, irgendwie kultisch wirkenden Gewändern und merkwürdigem, bedeutungsschwangerem Gerät in den Händen. Das Trio wirkt nur durch seine bloße Präsenz und den völligen Mangel an Information. Ein winziger Auftritt und schon knabbert das Internet an der Frage, was sie wohl sind und vorhaben. Was ein paar gute Kostüme, gutes Casting und die Weigerung, irgendetwas zu erklären, bewirken können! Weiter in diesem Handlungsstrang bleibt der Fremde eine ambivalente Figur. Dank Gedächtnisverlust voller Unschuld, aber die Magie, die er wirkt, ist offenbar sehr stark, nicht so recht unter Kontrolle, für ihn selber schädlich und stammt wohl von der dunklen Seite. Stichwort: Kälte. Dass der Meteor-Einschlag aussah wie ein rotes Auge hat nun vermutlich jeder verstanden, es wurde oft genug gezeigt.

Singende Orks und singende Harfüße

Es wird viel gesungen in dieser Folge. In Numenor erklingen patriotische Lieder, die Orks haben einen knackigen Kriegsgesang mit eingängigem Marschrhythmus und vielen Konsonanten im Text. Und Harfuß-Mädchen Magsi singt mit rührender Kleinmädchenstimme eine herzzerreißend schöne Volksweise, die irgendwo aus Nordwest-Europa stammen könnte und mit epischen Landschaftsbildern unterlegt ist. Damit gelingt Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht einer von diesen ganz großen Tolkien-Momenten, wie etwa Pippins Lied in Der Herr der Ringe: Die Rückkehr des Königs oder das Lied der Zwerge in Der Hobbit. Wer sich den Text anschaut, entdeckt das eine oder andere bislang ungeklärte Rätsel und ein Zitat, das die Fans erfreuen könnte, “Not all who wander are lost” hat man schon mal gehört.

Elben und kulturelle Aneignung

Warum kann keiner Elben leiden? Weder in Numenor noch in den Südlanden noch bei den Zwergen sind sie Sympathieträger. Ob das an ihrer Art liegt, mit ihrem pathetischen Ton immer so glatt, unaufrichtig und arrogant zu wirken? Aber was haben sie angestellt? Zwerg Durin spielt gewitzt die Karte “Kulturelle Aneignung” aus und gibt dem Rätsel dadurch Kontext. Dass er geschwindelt hat und die marmorne Tischplatte gar nicht aus von den Elben missbrauchtem heiligen Gestein besteht, ist gar nicht so wichtig. Wichtig ist, dass er die Elben damit kriegen kann. Denn die gehen sofort auf seine Schuldzuweisung ein und senden den Tisch mit Entschuldigungen an die Zwerge zurück. Da gibt es also ein schlechtes Gewissen, das ein schlauer Zwerg mühelos manipulieren kann. Wobei sich ihre tatsächliche Betroffenheit in Grenzen zu halten scheint, die Reaktion wirkt eher wie “Wahren wir die Form, bevor der Zwerg ungemütlich wird”. Sind Elben also alte weiße Männer? Die Idee hat was.

Gemengelage in Numenor

Ist das kompliziert geworden in Numenor! Dabei sah es am Ende der letzten Folge nach schnellem Aufbruch aus. Aber nein. Jede Menge Figuren und jeder, wirklich jeder darf seine Haltung zum Vorhaben “Wir segeln nach Mittelerde!” darlegen. Isildur will unbedingt, darf aber nicht. Halbrand sollte, will aber nicht. Aus schlechtem Gewissen, offenbar gibt es dunkle Punkte in seiner Vergangenheit. Aber dann will er doch. Der Kanzler will, aber aus den falschen Motiven. Der alte König überrascht, weil er nicht will. Dabei war gerade er doch ein Freund der Elben. Galadriel will natürlich, aber ist das vielleicht eher Besessenheit? Des Kanzlers Sohn will nicht und geht bis zu Brandanschlägen auf die Schiffe. Die Königin weiß bei all dem Hin und Her kaum noch, wie sie sich entscheiden soll. Das ist zwar alles intelligent miteinander verwoben, man lernt eine Menge Figuren besser kennen und kommt sogar in den Genuss von Elben-Schwertkunst und der gewohnt epischen Prachtentfaltung von Numenor. Langatmigkeit kann erstaunlich gut aussehen. Aber man freut sich, wenn es endlich weitergeht.

Fazit

Obwohl es ganz schön lange dauert, bis die Schiffe endlich mal in See stechen, glänzt Folge 5 mit vielen sehens- oder hörenswerten Details. Das Wanderlied der Harfüße etwa. Galadriels Schwertkampftraining. Durins schlitzohrige Manipulation von elbischen Schuldgefühlen. Oder auch einfach nur der Blick des finster dreinschauenden androgynen Wesens in Weiß am Kraterrand des Meteoriteneinschlags. Das treibt zwar alles die Handlung nicht voran, trägt aber enorm zur Atmosphäre bei. Monster der Woche: Wölfe. Nun ja, vielleicht Eber-Hyänen. So groß wie eine junge Kuh, borstig und buckelig. Dienen als Gradmesser dafür, wieviel Kampfmagie der Fremde wohl als Druckwelle durch die Landschaft pusten kann. Eine ganze Menge.

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wasabi

wasabi wohnt in einer Tube im Kühlschrank und kommt selten heraus.

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