Der Herr der Ringe: Ringe der Macht (Folge 1×02)

Wer sich auf Amazons Monumentalproduktion Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht eingeschossen hat, hat Folge 2 vermutlich unmittelbar nach Folge 1 gesehen, denn Amazon Prime präsentiert zum Staffelauftakt eine Doppelfolge. Mit zweimal 51 Minuten kommt man damit gut auf Spielfilmlänge. Denn episches Geschehen wirkt am besten, wenn es von allem viel gibt. Viel Kampf, viel Gefühl, viel Pathos, viel Eye Candy und vor allem: viel Zeit. Folge 1 hat das Geschehen gerade mal angerissen und wir haben zwar Elben, Menschen und Harfüße kennengelernt. Aber es fehlen zum Beispiel noch die Zwerge. Folge 2 begibt sich tief in die Zwergenstadt Khazad-dûm und bringt Zwerge, so knorrig und kauzig, wie wir sie uns schon immer zurückgewünscht haben. Brauchen wir vielleicht noch einen Zauberer? Auch der könnte bereits am Start sein.

Inhaltsangabe

Der Elbenkönig hat eine Aufgabe für seinen Herold Elrond. Der legendäre Elbenschmied Celebrimbor will einen Turm bauen, der eine einzigartige Schmiede beherbergt. Um darin etwas von großer Macht und Bedeutung zu schmieden. Und der Turm muss bis zum Frühjahr fertig sein. Das können Elbenhandwerker allein nicht schaffen. Also hat Elrond die Idee, die Zwerge von Khazad-Dûm um Hilfe zu bitten. Immerhin ist Zwergenprinz Dûrin ein alter Freund. Doch der Empfang an der Pforte ist mehr als frostig, denn Dûrin ist tödlich beleidigt. Sein Freund Elrond hat sich 20 Jahre lang nicht sehen lassen. Für einen Elb kaum mehr als ein langes Wochenende, für einen Zwerg ein halbes Leben. Elrond kann die Wogen glätten und Dûrins Ehefrau Disa auf seine Seite bringen, bis Durin knurrig ein Einsehen hat und verspricht, seinem Vater, dem Zwergenkönig Elronds Bitte zu unterbreiten. Doch der König ist misstrauisch und da scheint auch ein Geheimnis im Spiel zu sein, denn er öffnet eine Eisentruhe, aus der magisches blaues Licht strahlt. Was darin ist, sieht man nicht. 

Arondir und Bronwyn erkunden das brennende Dorf. Die Bewohner verschwunden sind und sich unter den Hütten erstreckt sich ein Netz von Tunneln. Arondir schickt Bronwyn zurück und folgt den immer enger werdenden Tunneln, bis ihn Krallenhände von hinten packen und fortzerren. Bronwyn kehrt ihn Dorf zurück, um die Bewohner zu warnen. Immerhin sind die Elben gerade abgezogen, denn der Elbenkönig hatte ja das Ende der Bedrohung durch Saurons Horden verkündet. Doch die Dörfler nehmen sie nicht ernst. Erst als Bronwyn und ihr Sohn Theo einen Kampf mit einem Ork ausfechten müssen, der auch ihr Haus untertunnelt hat und Bronwyn den Dörflern den Kopf des Orks präsentiert, sind sie bereit, mit Bronwyn das Dorf zu verlassen.

Harfußmädchen Nori und ihre Freundin Poppy ziehen den vom Himmel gestürzten Mann aus den kalten Feuern des Kometen, bauen ihm einen Unterschlupf und bringen ihm zu essen. Nori versucht, sich mit dem Mann zu verständigen, der offenbar gewisse magische Fähigkeiten hat, aber auch völlig verwirrt wirkt. Er scheint langsam Vertrauen zu fassen, doch er versteht ihre Sprache nicht, während sie nicht versteht, was er in den Boden ritzt. Mit den Glühwürmchen aus ihrer Laterne scheint er ein Sternbild darstellen zu wollen, doch dann verlassen ihn die Kräfte und die Glühwürmchen erlöschen. Aber Nori hat nun eine Idee, wie sie ihm helfen kann.

Galadriel ist kurz vor der Ankunft in Valinor vom Schiff gesprungen und schwimmt zurück nach Mittelerde. Unterwegs trifft sie auf ein Floß voller schiffbrüchiger Menschen, die zwischen Hilfsbereitschaft und Misstrauen schwanken. Während sie noch darüber streiten, was sie mit der unerwarteten Schwimmerin tun sollen, greift das Meeresungeheuer, das schon ihr Schiff versenkt hat, erneut an. Die einzigen Überlebenden sind Galadriel und ein Mann namens Halbrand, dessen Heimat offenbar von Orks verwüstet wurde. Mehr will er Galadriel allerdings nicht verraten und schon gar nicht in ihren Feldzug gegen die Finsternis hineingezogen werden. Nach einem schweren Sturm werden die beiden von jemand gerettet, von dem man bisher nur einen Umriss im Gegenlicht sieht.

Highlight der Folge: Die Zwerge

Ein Ausflug zu den Zwergen auf der Höhe ihrer Kultur. Die Minen von Moria kennt man als düstere Ruinen voller Orks, doch hier bekommen wir die Zwergenstadt Khazad-Dûm in ihrer Blütezeit zu sehen. Monumental-Architektur aus dem Computer, wie auch sonst bei Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht. Inklusive einer Lösung des Problems, wie wohl lebenswichtiges Licht, Wasser und Vegetation in diese Tiefe gelangen. Die majestätischen Bauten sind von einem unterhaltsamen Volk bewohnt. Zwerge waren schon bei Peter Jackson für Comedy-Momente gut. Der Herr der Ringe hat Gimli, Der Hobbit gleich eine ganze Riege sturköpfiger, trinkfester, kampfesmutiger, knurriger Zwerge. Ganz in dieser Tradition steht auch Prinz Dûrin mit dem eindrucksvollen roten Bart, dem breiten schottischen Akzent und einer monumentalen Brummigkeit. Die aber nicht lange anhält, denn eigentlich ist er ein ganz netter Kerl und steht unter dem Pantoffel seiner warmherzig-resoluten Frau Disa, die die Dinge gleich ins rechte Lot rückt. Wer als Kind Asterix gelesen hat, fühlt sich an Gallierhäuptling Majestix und seine Frau Gutemine erinnert. Disa ist eine Neuerfindung, die Antwort auf die bisher im Dunkeln gelassene Frage, wie Zwergenfrauen wohl so sind. Gibt es sie? Haben sie auch Bärte? Sehen vielleicht, wie Terry Pratchett es ausmalt, alle Zwerge gleich aus und halten die Frage nach dem Geschlecht für eine zutiefst persönliche Angelegenheit, die zwerg nicht durch Kleidung oder Frisur nach außen trägt? Weit gefehlt. Disa ist bartlos, liebt prächtige Gewänder und üppige Flechtfrisuren und strahlt eine mütterlich-resolute Weiblichkeit aus. Und sie stellt eine ganz eigene Bergbautechnik vor: sie singt den Fels an und erkennt in der Resonanz Silberadern oder Erzvorkommen. Die Schauspielerin Sophia Nomvete hat südafrikanische und iranische Wurzeln. Also eine Figur so recht nach dem Handbuch von Diversität und Female Empowerment und das macht sich alles ganz prima. Da vermisst man richtig die nicht existenten Zwergenfrauen aller vorherigen Filme oder Bücher.

Wer fiel da vom Himmel?

Da wissen wir nicht mehr als die ahnungslose Nori. Also jede Menge Futter für die Sorte Fans, die sich in Details vertieft und Fantheorien entwickelt. Klar ist: Dem rätselhaften Mann zu helfen ist Noris Moment, um über das beschauliche Familienleben hinauszuwachsen, sich in die ganz großen Konflikte der Welt einzumischen und eine Reise ins Abenteuer anzutreten. Wie Hobbits es halt so tun. Aber wen hat sie es da gerettet? Der Mann sieht aus wie Catweazle, wenn er sich bedroht fühlt, biegen sich die Bäume im Wind und er spricht Worte einer fremden Sprache. Die man übrigens googeln kann, dann ist man aber nur ein bisschen schlauer. Die Rune, die er ins Holz ritzt, könnte einem auch bekannt vorkommen, oder ist sie seitenverkehrt? Oder eine falsche Fährte? Ob jemand schon herausgefunden hat, was für ein Sternbild die Glühwürmchen bilden? Dass das Feuer um ihn kalt ist, deutet auf dunkle Magie hin, wie wir aus Folge 1 schon wissen. Und dass die Glühwürmchen tot herabfallen, ist sicher auch kein gutes Zeichen. Aber so rein von der Figurensymmetrie her fehlt nach Elben, Menschen, Zwergen, Hobbits eigentlich nur noch einer. Ja, genau. So einer.

Fazit

Vier Handlungsstränge mittlerweile und alle nehmen Fahrt auf. Am meisten Spaß macht sicher der Ausflug zu den Zwergen, mit einer optisch umwerfenden Zwergenstadt und einem Zwergen-Ehepaar zum Küssen. Der Handlungsstrang um Nori beschert Fans die Gelegenheit zum Rätselraten und Hinweise deuten, das lieben sie. Bei Arondir und Bronwyn gibt es die erst Feindberührung mit Duell in der Bauernkate. Ganz schön schwer totzukriegen, so ein Ork, wenn man nicht im Schwertkampf geübt ist. Während die Szenen, in denen Galadriel dem maulfaul-patzigen Halbrand mühselig Informationen aus der Nase ziehen muss, weil so viel Misstrauen zwischen ihnen steht, gar sehr papieren und bemüht wirken. Monster der Woche: ein Seeungeheuer. Und der erste Ork seit Jahrhunderten, der seinen Job, die Heldin glänzen zu lassen, ordentlich erledigt.

© Amazon

wasabi

wasabi wohnt in einer Tube im Kühlschrank und kommt selten heraus.

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