Das Buch von Boba Fett (Folge 1×06)
Auch mit seiner sechsten und vorletzten Episode, »Aus der Wüste kommt ein Fremder«, konzentriert sich Das Buch von Boba Fett auf alles Mögliche, nur nicht auf Boba. Stattdessen erleben wir eine der größten Familienzusammenführungen überhaupt, mit Luke Skywalker, R2, Mando, Ahsoka Tano und natürlich Grogu aka »Baby Yoda«. Die Fans gehen steil und Boba hat das Nachsehen.
Inhaltsangabe
Die Folge beginnt wie so oft in der Wüste. Nahe einer Gruppe von Feuchtigkeitsvaporatoren wickelt eine Gruppe von Pykes ihren Gewürzschmuggel ab. Unterbrochen werden sie dabei von Cobb Vanth, dem Marshal von Mos Pelgo. Er warnt die Pykes, dass es unter ihm in diesem Areal keinen Schmuggel geben werde. Die Pykes eröffnen das Feuer, doch gegen den Revolverhelden kommen sie nicht an. Lediglich einen Pyke lässt Cobb am Leben, damit dieser die Botschaft überbringen kann: Kein Schmuggel mit Onkel Cobb, basta.
Unterdessen ist Mando mit seinem neuen Naboo-Sternenjäger unterwegs zu einem bewaldeten Planeten. Ein Astromech Droide am Boden, niemand geringeres als R2-D2, navigiert Mando zu seinem Landeplatz. Mando ist hier, um Skywalker und vor allem Grogu zu sehen. R2 führt ihn an einen Ort, an dem Ameisen-Droiden ein steiniges Gebäude errichten. Dort angekommen, schaltet sich R2 ab. Mando versteht nicht ganz, was hier abgeht, erkennt dann aber, dass er hier wohl warten soll.
Unterdessen üben sich woanders Skywalker und Grogu in Meditation – nicht unbedingt Grogus Steckenpferd, da er sich leicht von seinem Lieblingssnack (Fröschen) ablenken lässt. Luke erzählt Grogu von Yoda und dass dieser stets in Rätseln gesprochen habe, doch auf die Frage, ob alle in Yodas Heimat so sprechen würden, kann Grogu nur traurig gucken. Luke fragt, ob er Grogu mit seinen Erinnerungen helfen soll und legt die Hand auf dessen Kopf ab. Was folgt ist ein Flashback in die Nacht der Order 66. Grogu befindet sich im Jedi-Tempel und muss mitansehen, wie sich die 501. Legion der Klontruppen durch jene Jedi schießen, die Grogu beschützen. Zurück in der Gegenwart, verspricht Luke, dass er Grogu lehren werde, sich selbst zu verteidigen.
Der schlafende Mando wird währenddessen von Ahsoka geweckt. Sie erzählt ihm, dass sich Grogu gerade im Training befände und dass diese steinerne Struktur eine neue Jedi-Schule werden würde – mit Grogu als ihrem ersten Schüler. Mando besteht darauf, Grogu sehen zu wollen, da er ein Geschenk für ihn habe, und Ahsoka führt ihn an einen Ort, von dem aus sie Luke und Grogu aus der Ferne beobachten können. Doch sie warnt Mando, dass, wenn Grogu Mando wiedersähe, es dem kleinen Knirps schwerfallen würde, von der Bindung zu Mando loszukommen. Schweren Herzens sieht Mando das letzten Endes ein und überreicht das Geschenk Ahsoka, damit diese es Grogu gebe.
Zurück auf Tatooine verschlägt es Mando direkt in Jabbas Palast zu einem Gruppen-Meeting. Boba, die Mods, Black Krrsantan und der Majordomus des Bürgermeisters werden von Shand gebrieft, wo sich die Pykes mobilisieren werden. Doch obgleich die Entourage mit Mando und Krrsantan über zwei starke Kämpfer verfügt, fehlt es einfach an Truppenstärke. Mando schlägt vor, in dieser Hinsicht zu helfen.
Mando fliegt also nach Mos Pelgo, um seinen alten Bekannten Cobb Vanth um dessen Mithilfe zu bitten. Doch die Siedlung und seine Bewohner sind des Kämpfens überdrüssig und sehen es auch nicht ein, warum sie für Boba ihr Leben riskieren sollten. Mando erinnert Cobb daran, dass sie alle Teil desselben Planeten seien und dass die Pykes auch bald in Mos Pelgo Ärger machen würden. Cobb aber gibt sich zuversichtlich: Unter ihm werde das nicht passieren. Mando bleibt nur übrig, noch einmal um diesen Gefallen zu bitten ehe er die Stadt verlässt. Es kommt zu einem Sinneswandel bei Cobb, doch ehe er alle Kampffähigen zu einem Treffen einberufen kann, taucht plötzlich ein Schatten am Horizont auf.
Es ist der blauhäutige Cad Bane, seines Zeichens Kopfgeldjäger. Er warnt Cobb, vermutlich als Antwort auf den verhinderten Gewürzschmuggel zu Beginn der Folge, dass Tatooine von nun an den Pykes gehöre. Es kommt zu einem Schießduell, bei dem Cobb und sein Deputy von Cad Bane angeschossen bzw. erschossen werden. Zeitgleich schmuggeln zwei Pykes in Mos Espa eine Bombe in Garsas Cantina und lassen diese hochgehen.
Zurück auf dem Jedi-Planeten, stellt Luke Grogu vor die Wahl, indem er zwei Gegenstände vor seinem Schüler ausbreitet: das Lichtschwert von Yoda und das Geschenk von Mando, ein Kettenhemd aus Beskar. Entscheidet sich Grogu für das Hemd, dann würde er zu Mando zurückkehren. Entscheidet er sich für das Lichtschwert, würde er den Pfad der Jedi betreten und Mando womöglich nie wiedersehen. Ehe Grogu seine Entscheidung fällt, endet die Folge.
Ein Fremder zwischen den Referenzen
Wir beginnen das Review mit einer mittlerweile kaum mehr überraschenden Feststellung: Die Folge strotzt mal wieder vor lauter Gastauftritten – mehr noch als je zuvor. R2-D2 ist am Start und hat sich zu diesem einen exzentrischen Onkel bei Familienfesten gemausert, der schläft, wann immer es ihm passt. Daneben tauchen auch Ahsoka, Luke, Cad Bane (bekannt aus The Clone Wars und The Bad Batch; er feiert hier seinen Live Action-Einstand), Cobb Vanth und Klonsoldaten der 501. Legion auf. Fans freuen sich darüber einen Keks, doch dem Casual-Publikum könnte es aufgrund der ganzen Insider-Referenzen schwerfallen, die Show zu genießen, da ihm die Figuren im Grunde nichts bedeuten. Immerhin steht es mit dieser Unwissenheit auf derselben Seite wie Mando, denn der ist ebenso unbewandert in der ganzen Star Wars-Historie. Sein ständiges unverblümtes Hinterfragen all dieser Star Wars-Dinge (»Was ist ein Jedi?«) macht ihn ziemlich relatable.
Das expandierende »Mandoverse«
Mit seinem »Mandoverse« (dem Erzählkosmos um den Mandalorianer) scheint Disney etwas ähnlich grenzübergreifendes erschaffen zu wollen wie Marvel mit seinem MCU (Marvel Cinematic Univere). Das Storytelling ist nicht mehr traditionell, mit einem Anfang und einem Ende versehen, sondern wächst stattdessen über alle Seiten hinaus und schwappt hinüber in andere Geschichten. Wer eine Figur, deren Entwicklung und Motivationen vollumfänglich verstehen möchte, muss sich in Zukunft womöglich alles, was Disney heraushauen wird, zu Gemüte führen.
Ein Youtuber macht Karriere
Kommen wir zu Luke. Was hier als Erstes auffällt, ist, dass sein CGI-Gesicht im Vergleich zum Finale von The Mandalorian Staffel 2 deutlich besser ausschaut. Woran liegt’s? Womöglich daran, dass Industrial Light and Magic (Lucasfilms Stammunternehmen für visuelle Spezialeffekte) den Youtuber Shamook angeheuert hat – jenen Deep-Fake-Experten, der sich seinerzeit dachte: »Also, dieses Luke-Gesicht krieg ich mit meiner Deep-Fake-App 100 pro besser hin.« Das war Rechthaben mit Ansage und schwupps, wurde er schließlich eingestellt – sehr sportliche Geste seitens des Unternehmens.
Feindlicher Dualismus? Ergänzender Dualismus?
Warum Luke aber Grogu vor die Wahl stellt zwischen Bindung und jedimäßiger Entsagung, ist nicht ganz nachvollziehbar, da gerade Luke einer der Letzten wäre, der Bindung als Makel ansehen würde (nur durch Bindung wurde der Imperator besiegt). Aber okay, er ist neu im Lehrer-Buisness. Er versucht, den Jedi-Orden mit seinem orthodoxen Kodex wiederaufzubauen, ohne zu wissen, was das wirklich bedeutet. Auch Ahsoka predigt einen Dualismus, der sich feindlich gegenübersteht. Sie sagt, man könne nicht beides sein: Jedi und Mandalorianer. Von einem ergänzenden Dualismus scheint sie zunächst einmal nichts zu halten. Das wäre der Moment gewesen, in dem Mando die mandalorianische Historie hätte auspacken können; dass nämlich der einstige Mand‘alor Tarre Vizsla durchaus beide Rollen in sich vereinte und das Dunkelschwert quasi das mandalorianische Äquivalent zum Jedi-Schwert darstellt. Vielleicht wird Grogu irgendwann der Träger des Dunkelschwerts und damit zum neuen Mand’alor? Uuuh.
Boba?
Insgesamt liegt der Fokus der Folge auf der Grogu-Storyline. Erst zum Schluss findet Boba wieder seinen Weg auf die Mattscheibe und mit ihm das Set-Up für den anstehenden Banden-Krieg gegen die Pykes. Allerdings eben nur das Set-Up – mal wieder. Solche Dinge wie der pyke’sche Anschlag auf die Cantina, um Bobas Position zu schwächen, würde man sich in einer Serie über Boba Fett, die zeigen soll, wie er zum Verbrecherkönig wird, viel früher wünschen. Stattdessen wird so etwas erst knapp vor dem Finale aufgegriffen. Und kann diese eine letzte Folge überhaupt den kompletten Bandenkrieg abwickeln? Wird es ein Finale mit Überlänge? Oder läuft es letztendlich doch auf eine zweite Staffel hinaus? Man weiß es nicht.
Fazit
So, was haben wir dieses Mal gesehen? The Mandalorian Staffel 3 Episode 2 oder gar Ahsoka Staffel 1 Prolog Part 2? Natürlich hatte ich meinen Spaß bei der Sichtung der Folge, und sollte Disney sein Mandoverse tatsächlich so grenzübergreifend aufziehen wollen wie das MCU, dann hab ich auch damit kein Problem. Ein Hyperobjekt, das Grenzen transzendiert und das lineare Storytelling in einer Staubwolke des Reaktionären zurücklässt – klingt cool. Aber irgendwie wirkt die Ausführung dieses Plans – vorausgesetzt, das ist der Plan – noch unausgegoren. Das Mandoverse schwappt nicht auf natürlich Weise in die Geschichte von Boba hinein, sondern wird unversöhnlich hineingestanzt und Boba unter der Stanzpresse platt gemacht. Würde die Serie einen anderen, allgemeineren Titel tragen, würde das vermutlich nicht so negativ auffallen.
© Disney
Wieder eine richtig tolle Folge, auch wenn sich mir der Sinn des Titels “The Book of Boba Fett” mittlerweile wirklich nicht mehr erschließt (Fans der Figur müssen sich ja ordentlich verschaukelt vorkommen). Muss aber auch gestehen, dass mich die Story um Boba und den Banden-Krieg auch einfach immer noch nicht abgeholt hat ^^” Kaum zu glauben, dass am Mittwoch schon die letzte Episode läuft.
Mein Highlight in der Episode war klar Grogu, dieser süße kleine Fratz *_* Bin gespannt, für was genau er sich entscheidet (und ich stimme zu, Lukes klare Haltung zum Thema Bindungen kam mir angesichts seiner Historie auch sehr merkwürdig vor). Mando hat mir wirklich leidgetan, als er Grogu sein Geschenk nicht einmal selbst überreichen durfte. Die beiden haben einfach eine besondere Bindung zueinander aufgebaut, aber hach ja, die ganzen Szenen mit Luke, Grogu, Ahsoka und natürlich Mando waren eigentlich super. Wenn doch die eigentliche Handlung um Boba auch so viel Begeisterung auslösen würde …
Allerdings hat mich die Folge auch darin bestätigt, dass ich die Animationsserien aus dem Star Wars-Universum wohl doch irgendwann auch mal nachholen muss. Ich hab nur als Kind mal eine Weile The Clone Wars geschaut, als die Serie regelmäßig im TV lief (wobei ich Ahsoka schon damals sehr cool fand), ansonsten hab ich da null Vorwissen. Ich hatte zwar trotzdem großen Spaß mit der Folge, aber ich glaube wenn man da alle Figuren und Zusammenhänge kennt, hat man hier wohl noch viel mehr Freude.
Ja, ich hab für Boba eingeschaltet. Aber das Einzige, was mich bislang hält, ist die Synchro von Martin Keßler und Bobas direkte Klonverwandtschaft. Das ist das einzige, was mich begeistert. Aber die Storyline von ihm dümpelt echt so vor sich hin und an einem vorbei.
Könnte mir vorstellen, dass du an “The Bad Batch” mehr Gefallen finden wirst als an “The Clone Wars”.
“Rebels” muss ich selber erst noch zu Ende gucken. Bin irgendwo bei Staffel 3 rausgeflogen.
Ja, wirklich schade, dass Boba selbst und seine Geschichte so sekundär wirken. Vielleicht plant man ja noch eine zweite Staffel, aber selbst wenn, sollte die Serie ihre titelgebende Figur eigentlich nicht so unter den Teppich kehren.
“The Bad Batch” hat mich auch direkt angesprochen, aber kann man das denn ohne “The Clone Wars” schauen? 😮 Da es sich ja meine ich um eine Art Spin-off oder Fortsetzung handelt, war ich da etwas verunsichert, ob man da bei der Handlung so einfach mitkommt.
Die Grundsätze der Klon-Thematik scheinen dir ja bekannt sein; das ist schonmal die halbe Miete. Und sonst … nun ja, ein paar Figuren aus TCW tauchen zwar auf, aber sie werden in “The Bad Batch” wesentlich verständlicher für Neulinge eingeführt als zum Beispiel Cad Bane in “The Book of Boba Fett” >_>””
Was allerdings Sinn ergeben würde zu schauen, wäre die siebte (und letzte) Staffel von TCW. Episode 1-4 beinhaltet einen Arc, der die Bad Batch einführt und sich komplett um sie dreht.
Ah, okay. Danke für die Info! Dann werde ich mir wohl zumindest mal die siebte Staffel TCW zu Gemüte führen, bevor ich mit “The Bad Batch” loslege ^^ Vielleicht hole ich die anderen TCW-Staffeln dann irgendwann mal noch nach, läuft ja auf Disney+ nicht weg.