Das Buch von Boba Fett (Folge 1×04)

Folge 4 von Das Buch von Boba Fett, »Der Sturm zieht auf«, vereint endlich das, was vereint gehört: Boba bekommt sein unverkennbares Raumschiff, die »Slave 1«, zurück. Natürlich nicht, ohne wenigstens einmal die schiffseigene seismische Bombe zu zünden – etwas, das bei der Fan-Community verlässlich für ‘Ohr’gasmen sorgt. Außerdem verheißt die letzte Szene die baldige Ankunft eines weiteren Fan-Lieblings. Wir dürfen gespannt sein.

Inhaltsangabe

Boba liegt erneut im Bacta-Tank und durchlebt seine Vergangenheit. Nach dem Tod seines Tusken-Clans, reitet Boba auf einem Banta zu Jabbas Palast. Dort legt er sich auf die Lauer und sondiert die Lage. Zu viele Wachen, stellt er fest, und zieht sich zunächst zurück, um ein Lager aufzuschlagen. Später sieht er, wie in der Ferne weiße Leuchtraketen den Himmel zerreißen. Boba macht sich auf, um dem auf den Grund zu gehen.

Am Zielort angekommen, trifft Boba das erste Mal auf Fennec Shand, die mit einem Bauchschuss zum Sterben zurückgelassen in den Dünen liegt. Er bringt sie in einen »Mod-Schuppen« nahe Mos Eisley. Dort lässt Boba sie modifizieren; heißt, der dortige »Modder« (gespielt von Stephen Brunner aka Thundercat) verpasst ihr gegen Geld eine neue, volltechnisierte Magengegend.

Zurück am Lagerfeuer, erwacht Fennec aus ihrer Bewusstlosigkeit. Nur kurzzeitig geschockt über ihren neuen Bauchbereich, erkennt sie bald, dass sie in der Schuld ihres Lebensretters steht. Boba stellt sich vor, erzählt Fennec seine Geschichte und bittet sie, ihm dabei zu helfen, sein Raumschiff aus Jabbas Palast zurückzubekommen. Fennec willigt ein unter der Voraussetzung, dass ihre Lebensschuld damit geglichen sei.

Gemeinsam reiten Boba und Fennec zu Jabbas Palast. Während Fennec einen kleinen fliegenden Droiden in den Palast einschleust, um die Wachenstärke zu sondieren, erklärt Boba Fennec seine Motivation. Er will seine Beskar-Rüstung auftreiben, den miesen Verräter Bib Fortuna erschießen und dessen Thron an der Spitze des Verbrecher-Clans einnehmen. Fennec reagiert wenig überzeugt: »Du bist ein Jäger und kein Anführer einer Familie«, sagt sie.

Mit der Rückkehr des Droiden, beginnen Fennec und Boba die Infiltration des Palastes. Nach diversen Kämpfen mit Droiden, gamorreanischen Wachen und Nikto-Kämpfern, finden die beiden Bobas Schiff und schaffen es mit ihm zu fliehen. Im Cockpit lässt Fennec verlautbaren, dass sie trotz beglichener Schuld noch nicht vorhabe, Boba zu verlassen. Stattdessen werde sie ihn begleiten, wenn er seine alten Rechnungen begleicht. Zuallererst pustet Boba mit einem Blasterfeuerwerk seines Raumschiffs die Kintan-Schreiter vom Erdboden, um den Tod der Tusken zu rächen. Danach statten sie der Sarlacc-Grube einen Besuch ab, um Bobas Rüstung zu finden. Den Sarlacc freut das gar nicht und nur mithilfe von Bobas beliebter seismischer Bombe können sie sich aus seinen Fängen befreien. Bobas Rüstung bleibt jedoch unauffindbar.

Am Lagerfeuer untermauert Boba noch einmal sein Vorhaben, ein eigenes Verbrecher-Haus zu gründen. Er habe keinen Bock mehr, als Kopfgeldjäger für idiotische Clan-Führer seinen Kopf hinzuhalten. Er will sein eigenes Haus aufmachen – und Fennec soll ein Teil davon werden. Denn bei den Tusken habe er gelernt, dass man ohne Stamm nicht weit kommt.

Zurück in der Gegenwart: Der Bürgermeister bleibt weiterhin verschollen und Boba zeigt auf den Straßen von Mos Espa Präsenz. Nachdem der nun arbeitslose Black Krrsantan in der Cantina vor lauter Frust eine Schlägerei anfängt und auch Garsas suggestive Predigt seine Wut nicht wirklich besänftigen kann, bietet Boba ihm einen Job in seiner Entourage an.

Zurück im Palast empfängt Boba die ehemaligen Familienmitglieder aus Jabbas Haus, die der Familie seinerzeit unter Bib Fortuna den Rücken gekehrt haben. Boba versucht, seine Gäste im Kampf gegen die Pykes auf seine Seite zu ziehen. Er schlägt eine Verteidigungsallianz der Familien vor, bis die Pykes von Tatooine vertrieben sind. Die egozentrischen Familien sind wenig begeistert von dem Vorschlag, doch immerhin lassen sie sich zur Wahrung von Neutralität überreden – zumal der Rancor zu ihren Füßen einiges an Druck aufbaut. Boba muss den Pykes also alleine die Stirn bieten, doch er hat ein Problem: Ihm fehlen Kämpfer. »Kein Problem«, sagt Fennec. »Man kann gute Kämpfer kaufen, wenn man denn weiß wo.«

Figurenschieberei

Nach Sichtung der Folge ist klar, warum die Cyberpunk-Leute aus den 50ern (auch »Mods« genannt) in erster Linie eingeführt wurden – um nämlich erklären zu können, wie Fennec den Bauchschuss in Folge 1×05 aus The Mandalorian überleben konnte. Diese Erklärung mag fein sein, doch eventuell mag sich manch eine/r des Eindrucks nicht erwehren können, dass hier einfach nur Schachfiguren über ein Brett geschoben werden. Es geht nicht darum, eine erzählenswerte Geschichte mit einer Aussage ans Publikum heran zu tragen, sondern darum, die Figuren so über das Schachbrett zu schieben, dass sie zum Ende hin in der vorgegebenen Position ankommen. Freilich ist das die natürliche Essenz vieler Prequels (und Flashbacks), doch vielen Prequels gelingt es gleichzeitig, diesen Eindruck von reiner »Figurenschieberei« zu umgehen und tatsächlich wie eine Geschichte zu wirken, die erzählt werden will. Dass das hier bei Das Buch von Boba Fett nur bedingt der Fall ist, mag daran liegen, dass die Figuren der Mods eher wie knartschbunte Halmakegeln wirken und damit so gar nicht auf das Schachbrett passen wollen. Auf den Concept Arts während der End Credits schauen die Szenerien mit den Mods cool aus, aber real umgesetzt? Irgendwie nicht so. Zumal es sich bei dem Modder um den amerikanischen Musiker Thundercat handelt und es eher den Eindruck erweckt, als würde er nur des Cameos wegen existieren und nicht, weil seine Figur etwas zu erzählen hätte (einen ähnlich faden Beigeschmack könnte man auch bei Rancor-Trainer Trejo aus Folge 1×03 bekommen).

Ein Ritter in weißer Rüstung

Es wurde zwar bereits erwähnt, dass Bobas neues Wesen unter Disney fast schon zu erhaben und idealistisch für die tatooin’sche Verbrecherszene ist, aber in dieser Folge treibt Boba seine Good Guy-Attitüde noch einmal auf die Spitze: »Ich will eine Allianz der Familien!«; »Nö!«; »Na gut, dann mach ich’s halt alleine … und ihr habt auch alle was davon!!« Allein der Synchronstimme von Martin Keßler ist es zu verdanken, dass man die Ehrfurcht vor Boba trotz allem nicht verliert. Und was ist mit Bobas Schiff? Das trug bekanntlich seit jeher den Namen »Slave 1«, bis es schließlich unter Disney zu »Boba Fett’s Starship« umbenannt wurde (zumindest auf den Lego-Produkten), um jedwede negative Konnotation zu vermeiden. Jetzt, da das Schiff in der Serie auftaucht, mag man also um so gespannter darauf gewesen sein, ob auch Boba gemäß der Cancel Culture den Namen seines Schiffs vermeiden wird – und tatsächlich tut er das. Stattdessen bezeichnet er es einfach nach seiner Klasse, der »Firespray«-Klasse, was technisch gesehen freilich korrekt ist und im Gespräch mit Fennec sogar durchaus sinnig ist. Fennec kann mit der Nennung der Schiffsklasse sicherlich mehr anfangen als mit einem schlichten Spitznamen, denn hinter »Slave 1« könnte sich genauso gut eine verflossene Twi’lek verbergen. Packen wir an dieser Stelle also die Mistgabeln wieder ein. Dafür mal kurz was anderes: Wie kann sich die Slave 1 eigentlich kopfüber über der Sarlacc-Grube halten? Müsste das Schiff dazu nicht Repulsor-Triebwerke oder so etwas auf der Nase sitzen haben?

Kommender Star-Auftritt?

Die Folge schließt mit Fennecs Anmerkung, dass man gute Kämpfer einkaufen könne, sofern man denn wisse, wo man sie findet – inklusive bedeutungsschwangerem Blick. Wen sie mit dieser kryptischen Aussage meint, ergibt sich aus dem Soundtrack, der mit dem The Mandalorian-Hauptthema einen eindeutigen Hinweis gibt. Fennec spielt also auf die Mandalorianer an – begnadete Kämpfer, die eben schwer zu finden sind. Darf man also im weiteren Verlauf der Serie mit Mando rechnen? Und wenn nicht mit ihm, dann vielleicht mit Bo-Katan? Oder Sabine Wren? Nach der anfänglichen Begeisterung mag man sich aber womöglich auch denken: »Och nö, jetzt lasst doch mal die armen Mandalorianer in Ruhe«.

Fazit

Puh, zum Glück wieder eine Flashback-Episode. Konnte im Vergleich zur Folge 3 ja nur besser werden. Dennoch musste ich dann und wann mal die Augenbrauen heben: bei der kopfüber hängenden Slave 1, bei der gestelzten Gestik von Garsa während ihrer Cantina-Predigt und zu guter Letzt in der Szene, in der Boba looney-tunes-mäßig dem kleinen Dienerdroiden hinterher jagt. Mit Das Buch von Boba Fett verblasst das alte Bild des geheimnisvollen, gefürchteten Wolfes, doch diese Wandlung zum fairen Nice Guy, die Drehbuchschreiber Favreau hier betreibt, ist bislang eher mäßig und wenig überzeugend.

© Disney

Totman Gehend

Totman ist Musiker, zockt in der Freizeit bevorzugt Indie-Games, Taktik-Shooter oder ganz was anderes und sammelt schöne Bücher. Größtes Laster: Red Bull. Lieblingsplatz im Netz: der 24/7 Music-Stream von Cryo Chamber auf YouTube.

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