Die Magie der Tausend Welten (Band 3): Die Mächtige
Es passiert nicht oft, dass die deutschen Leser den Roman eines englischsprachigen Autors zu lesen bekommen, noch bevor die Originalfassung in den Regalen steht. Die Mächtige zählt zu diesen Ausnahmen, denn während die Fans aus den englischsprachigen Ländern noch bis zum 19. September 2017 warten mussten, kamen die deutschen Leser schon zwei Monate zuvor in den Genuss des dritten Bandes. Hier wird die Geschichte rund um Tyen, Rielle und den Raen weitergeführt. Daher sind Spoiler für die ersten beiden Bände nicht auszuschließen.
Fünf Jahre sind nach dem dramatischen Finale des zweiten Bandes vergangen. Der dritte Band beginnt ähnlich wie der zweite: Tyen und Rielle haben ein neues Zuhause gefunden, wo sie sich wohlfühlen. Tyen stellt mit mechanischer Magie betriebene Töpferscheiben her und Rielle hat sich einer Gruppe reisender Mosaikmacher angeschlossen. Doch natürlich gäbe es keine Geschichte zu erzählen, wenn die beiden nicht aus ihrem beschaulichen Leben gerissen werden würden. Dabei reicht es nicht, dass die beiden Welten, in denen sie sich aufhalten, kurz davor stehen, gegeneinander in den Krieg zu ziehen. Diese Problematik verblasst geradezu vor Dahlis Plan, den mächtigen Raen wiederzubeleben, der die Welten tausend Jahre lang beherrschte.
Nach einem gemächlichen Anfang überschlagen sich die Ereignisse, als Tyen sich gezwungen sieht, Dahli in seinen Plänen zu unterstützen. Rielle nimmt den jungen Qall zu sich, der die letzten fünf Jahre bei den Fahrenden verbracht hat. Dass er genauso aussieht wie der gefürchtete und gehasste Raen, bringt ihn in große Gefahr. Auch Dahlis Pläne können ihm gefährlich werden, denn er wäre der perfekte neue Körper für den wiederbelebten Raen. Also entschließt Rielle sich, ihn weit fortzubringen und alles Gekannte zurückzulassen. Wenn Qall nur nicht so willensstark wäre und seine eigenen Pläne verfolgen würde…
Originaltitel | Successor’s Promise |
Ursprungsland | Australien |
Jahr | 2017 |
Typ | Roman |
Bände | Band 3 / 4 |
Genre | Fantasy |
Autor | Trudi Canavan |
Verlag | Penhaligon |
Was auf den ersten Blick wirkt wie ein klassischer Kampf Gut gegen Böse, ist sehr viel mehr. Schon im zweiten Band kristallierte sich heraus, dass der Raen nicht nur der tyrannische Beherrscher der Welten ist, sondern auch als gütiger Herrscher gesehen wird. Auch das wird im dritten Band vertieft und auch Dahli ist mehr als nur der böse Handlanger. Denn nicht Machtgier leitet seine Taten, sondern Loyalität und (einseitige) Liebe zum Raen selbst. Auch Rielle und Tyen verkörpern weniger das ultimative Gute, sondern verfolgen ihre eigenen Pläne. Tyen will seiner geliebten Pergama einen Körper geben, wofür er das Wissen des Raens braucht, und Rielle will lediglich Qall schützen.
Die tausend Welten…
Wie im vorigen Band reisen die Charaktere durch viele verschiedene Welten, doch leider werden nur einige wenige von diesen beleuchtet. Da wäre sicher viel mehr möglich gewesen. Schließlich ist das Reisen zwischen den vielen Welten eines der zentralen Themen dieser Reihe. Oft agieren Welten auch eher wie Staaten, obwohl sie eigentlich aus vielen kleineren Ländern bestehen müssten. Nichtsdestotrotz bekommt der Leser abwechslungsreiche Landschaften und Gesellschaften geboten, die mal mehr, mal weniger von Magie abhängen. Am Ende gibt es sogar ein Wiedersehen mit Rielles Heimatwelt Fyre. Zu einer wachsenden Gefahr wird auch die mechanische Magie. Denn nun werden Kriege zunehmend mit mit Magie betriebenen Kampfmaschinen bestritten. Sehr zum Missfallen von Tyen, der die Mechanische Magie überhaupt erst bekannt gemacht hat.
...und ihre Magie
Etwas inflationär wird das Gedankenlesen verwendet. Die Gedanken eines anderen Magiers lesen zu können, bedeutet stärker als dieser zu sein, sodass die Magier hier ihren Gegenüber sofort einschätzen können. Diese Idee ist sogar recht vielversprechend, allerdings wird ein paar mal zu oft in den Gedanken anderer herumgestöbert. Teilweise umgeht es die Sprachbarriere, aber teilweise ist dieses durchgängige Gedankenlesen schlicht und ergreifend unhöflich. Unfreiwillig komisch wirkt es, wenn Rielle Qall klar macht, dass er ihre Gedanken nicht zu lesen hat, wohl aber die von aller anderen. Abgesehen von diesen Schwächen hat der dritte Band viel zu bieten. Das Magiesystem wird weiter vertieft. Da zeigt sich beispielsweise, warum Schöpfer niemals Schöpfer bleiben, wenn sie alterslos werden.
Als wäre das noch nicht genug, wird auch die Prophezeiung thematisiert, nach der ein Schöpfer, der alterslos wird, den Welten den Untergang bringt. Es ist aber eine tolle Idee, dass Magie durch kreatives Schaffen entsteht. Jedes Gemälde, jedes Lied, jede Skulptur bringt neue Magie in den Kreislauf. Die seltenen Schöpfer verstärken diesen Effekt um ein Vielfaches, wenn sie kreativ tätig werden. Daher sind sie für alle Welten wertvoll.
Seit mich 2007 Canavans Erstling Die Rebellin in seinen Bann riss, lese ich ihre Bücher gerne. Da war auch Die Magie der Tausend Welten ein Muss. Der dritte Band knüpft gut an die beiden Vorgänger an. Nach einem ruhigen Start überschlagen sich die Ereignisse geradezu, bevor das Ganze fast schon zu schnell und einfach aufgelöst wird. Besonders hat mir hier wieder das Magiesystem gefallen. Ich mag es, welche Rolle kreatives Schaffen hier einnimmt. Die Wirkungsweise von Magie mag hier zwar unspektakulär und austauschbar wirken, doch die Entstehung sowie die Konzepte der Alterslosigkeit und der Schöpfer machen das wieder wett. Zwar ist die Geschichte in sich abgeschlossen, aber es gibt noch einige lose Fäden, die in einem vierten Band weitergesponnen werden können. Dieser wurde bereits angekündigt und trägt den vielversprechenden Titel Maker’s Curse. Ich freu mich drauf.
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