Neues vom US-Comicmarkt (Mai 2019)
In diesem Format stellen wir euch ausgewählte aktuelle Comics des US-Markts vor, die wir monatlich begleiten.
Auch das zweite Kapitel von Fairlady erörtert die Frage, was nach dem obligatorischen epischen Krieg in einer Fantasy-Welt vonstatten geht. Die Frau eines Fairman möchte nach ihrem Mann suchen lassen, der angeblich von einem Drachen gebrutzelt wurde. Sie möchte ausdrücklich Jenner Faulds. Die anderen Fairman sind ihr suspekt, generell ist kommt ihr vieles seltsam vor. Sie glaubt nicht daran, dass ihr Gatte gestorben ist. Viel mehr ist sie der Überzeugung, dass es eine Verschwörung der Constables und der anderen Fairman gibt. Nachdem im ersten Kapitel bereits das “Feld” als Lebensraum eingeführt wurde, kommen mit dem zweiten Fall von Jennifer Faulds weitere Schichten der Verwaltung und der Lebensrealität der Menschen zum Vorschein. Diesmal: der Schwarzmarkt. –
High Fantasy, eine weibliche Detektivin und eine ordentliche Prise Noir – genau das macht Fairlady reizvoll. Sind mir Noir-Geschichten oft einfach zu hard-boiled, haben wir hier genau die richtige Mischung aus harter Frau, die sich durchzusetzen weiß und Frau, die mehr sieht als auf den ersten Blick offensichtlich ist. Zusätzlich dazu ist die Anspielung auf alte Detektivserien am Anfang der Kapitel interessant – man hat eine Art Prolog, der zum Titelbild führt, die dramatische Musik denkt man sich dann einfach. Dennoch gefiel mir der zweite Fall ein bisschen weniger als der erste. Ein Stück weit liegt es daran, dass die Interaktion mit Jenners Partner fehlt. Aber auch die Tatsache, dass man als Leser oder Leserin weniger beim Rätseln mitgenommen wird, ist schade. Es fehlen die Feinheiten, die den Start der Serie so großartig gemacht haben. Stattdessen wird die Lösung einem bei circa zwei Dritteln präsentiert. Dafür jedoch auf eine der genialsten Arten, die man sich vorstellen kann. In einer Rückblende, deren Panels kindlich-märchenhaft gezeichnet sind werden die Zusammenhänge des Falls bis zur Lösung dargestellt und bieten so eine gute Portion Humor. Meine Hoffnung ist, dass in den kommenden Kapiteln eine gutes Mittelding gefunden wird und ich weiterhin Spaß an dieser Reihe haben kann! Auch bin ich gespannt, ob es irgendwann eine übergeordnete Handlung geben wird oder ob wir weiterhin bei einem Case of the Month bleiben.
So also schließt sich der Kreis. Der Wally aus der Zukunft stirbt durch jenen aus der Gegenwart und damit ist alles wieder im Lot. So scheint es, denn die aus Batgirl, Booster Gold, Harley Quinn und Blue Beetle bestehende Gruppe hat da auch noch ein Wort mitzureden. Sie stürzen sich im wahrsten Sinne des Wortes auf die beiden Wallys mit Blue Beetles Schiff und der “alte” Wally sage dem “jungen”, dass nun alles gut wird. Als sich diese Gruppe vor ihm zeigt, macht sie ihm eines klar: Er ist nicht der einzige der Schmerz, Verlust, Angst oder Wahnsinn kennt. Der Verlust der Kontrolle ist normal. Harley auf der anderen Seite ist überglücklich, dass sich die Dame aus der Blume wirklich als Poison Ivy herausstellt, die durch ihre Verbindung zum Grün jene Kraft, die alles Pflanzenleben auf dem Planten verbindet, wiedergeboren wurde. Booster Gold hält dann noch einen kleinen Vortrag, dessen wichtigste Erkenntnis ist, dass alle Superhelden eine Familie sind. Auch Harley hat noch etwas zu sagen, allerdings ist es eine Schimpftirade gefolgt von einem heftigen Tritt in den Schritt. Nur dafür, dass Wally es gewagt hat, Ivy umzubringen. Am Ende wird mit Booster Golds Hilfe die Zeitschleife aufrecht erhalten, ohne dass jemand sterben muss. Wally wird von Batman festgenommen und wohl für die nächste Zeit wegesperrt. Ob er jemals wieder in der Lage sein wird, mit sich selbst ins Reine zu kommen, wird wohl nur die Zukunft zeigen.
Damit endet also Heroes in Crisis. Wie immer mit ausgezeichneten Therapiesitzungen, diesmal nur ein Panel pro Superheld, begleitet bringt Tom King die Geschichte zu einem mehr oder weniger runden Ende. Ich muss leider zugeben, dass die Auflösung der Zeitschleife durch Boosters Hilfe etwas sehr nach Deus Ex Machina wirkt, sie passt aber zur Geschichte. Bei der Dame aus der Blume handelt es sich also tatsächlich um Ivy, das freut mich zumindest für Harley sehr. Sie ist ja mittlerweile sowas wie ein Anker für ihr letztes bisschen Verstand. Was mir richtig gut gefällt, ist wie das Gespräch der zwei Wallys es schafft, das ganze Problem von Wallys labiler Psyche aufzuarbeiten. Heißt das also Tom King und Clay Mann haben eine Punktlandung hingelegt? Leider nicht, denn während der Aufbau und die Abarbeitung des Problems genial gelöst wird, so fehlt es am Ende ein bisschen an einem Abschluss. Sicher, Wally wird von Batman mitgenommen und weggesperrt, doch während man sich für alles andere Zeit nimmt, wirkt das leider überhastet. Kein Kommentar von Batman oder sonst wem, einfach rein in die Zelle und gut ist. Clay Mann kann man keinen Vorwurf machen, der hat zeichnerisch noch einmal eine Glanzleistung abgeliefert. Highlights der Serie bleiben für mich trotzdem die Therapiesitzungen jede Ausgabe. Näher in die Psyche der Helden ist man wohl noch nie eingedrungen. Am Ende bleibt eine tolle Serie mit interessanten Aussichten für die Zukunft von Wally, die bei mir aber nicht ganz mit dem Ende punkten kann. Trotzdem ein toller Comic.
Nach einem sehr schief gelaufenen Versuch von Maggie, Abel zu helfen (dessen Erinnerungen haben ihn mehr getriggert als sie erwartet hat), tobt Abel im wahrsten Sinne des Wortes über den Jahrmarkt. Zerstörung und Leid bilden somit ein Hauptthema dieses Kapitels. Während Abels Kontrollverlust droht, alle zu töten, versucht Bobby erfolglos, zu ihm durchzudringen. Als sie regelrecht fortgetragen werden soll, taucht Jeb auf und schafft es, Abels Wut wieder einzudämmen. Doch der Schaden ist zu groß und so verstößt Maggie den Jungen.
Das siebte Kapitel von Middlewest lässt sich unglaublich schnell lesen, da es vor allem mit Bildern und weniger mit Text funktioniert. Eindrucksvoll setzt Jorge Corona seinen Stil ein, um all die Wut, die in Abels Unterbewusstsein schwelt, darzustellen. Aber auch das Einsetzen der Magie durch Jeb ist unfassbar genial gezeichnet. Man bekommt richtig Lust, mehr davon zu sehen. Ebenfalls sehr gut wurden die Gefühle unseres jungen Helden nach seinem Kontrollverlust dargestellt: Der Schmerz und die Angst darüber, was alles hätte passieren können, zwingen Abel dazu, sich von anderen abzuwenden. Dafür hätte es nicht einmal Maggies Verbannung benötigt. Letztendlich bestätigen sich seine Befürchtungen: Es ist ihm nicht vergönnt, Ruhe und Zufriedenheit, sogar Glück zu empfinden. Sein Leben besteht aus Hass und Kälte und er stößt lieber alle von sich als dass er jemanden verletzt. Trotzdem ist seine Verzweiflung spürbar und meine Vermutung ist, dass er noch sehr darunter leiden wird, dass er nicht mehr einen Ort seine Heimat und Menschen seine Familie nennen kann.