Neues vom US-Comicmarkt – Teil 1 (Oktober 2018)
In diesem Format stellen wir euch ausgewählte aktuelle Comics des US-Markts vor, die wir monatlich begleiten.
Wieder werden zwei getrennte Handlungen betrachtet, jedes Mal der Fokus auf einen der beiden Hauptverdächtigen gerichtet. Booster Gold macht sich nach seinem Kampf mit Harley auf, um die Wahrheit herauszufinden. War er wirklich der Täter? Und falls ja, warum kann er sich nicht erinnern? Auf der Suche nach Antworten trifft er Flash (Barry Allen), da er hofft, dass dieser etwas über den Tod seines ehemaligen Sidekicks herausfinden kann. Allerdings denkt er nicht daran, dass Barry noch nichts von Wallys Tod wissen konnte. Bestürzt von Boosters Geständnis, rast er weg und als er zurück kommt schlägt er auch schon auf Booster Gold ein. Dabei schreit er eine Frage in Boosters Gesicht: “Was hast du getan?!” Auf Harleys Seite sieht es zuerst nicht besser aus. Sie weiß, sie wird verfolgt, besorgt sich Hilfe vom Pinguin, nur um kurze Zeit später Batman, Superman und Wonder Woman gegenüber zu stehen. Allerdings war das ihr Plan und sie schafft es sogar die drei zu überrumpeln. Auf einer Brücke verabschiedet sie sich von einer Person, die anscheinend ebenfalls ein Opfer während des Überfalls auf Sanctuary war. Um wen es sich handelt, wird hier noch nicht klar. Auch Lois Lane, Starreporterin und Ehefrau von Clark Kent, wird Teil dieser Geschichte als sie ein Video erhält, das Arsenals Therapie bei Sanctuary zeigt. Wer aber sind die “Puddlers”, die drohen weitere dieser Gespräche publik zu machen?
Tom King baut hier weiter an der Entwicklung der Geschichte und spielt dabei mit dem Leser. Nach wie vor ist unklar, wer der Täter ist und selbst wenn es Booster Gold sein sollte, gibt es kein Motiv. Ich hoffe Wally versteht das auch noch, bevor er Booster zu Brei schlägt. Harley auf der anderen Seite beweist, dass auch sie gefährlich ist und hält die Trinity Batman, Superman und Wonder Woman auf. Sie schafft es auch, weil sie von ihnen gefunden werden will. Sehr interessant ist hier außerdem, dass Batman Kryptonit dabei hatte, obwohl er es kurz zuvor noch verneint hatte. Ob es auch eine Lüge war, dass Sanctuary keine Hintertür hat? Dagegen spricht, dass sogar er auf dessen Dienste zurückgriff. Wir sehen überdies, dass auch die anderen beiden, Wonder Woman und Superman, dort waren und ernsthafte Probleme und Zweifel haben. Dass es für mich so effektiv präsentiert wird, liegt sicher auch an Clay Manns tollen Neun-Panel-Seiten. Emotionen werden perfekt eingefangen und die Zweifel, Ängste und Sorgen der Helden werden für mich real. So darf und muss es einfach weitergehen. Großartig!
Superman kämpft körperlich in der Phantom Zone um sein eigenes Leben und ist mit den Gedanken gleichzeitig beim Schicksal der Erde. Je länger sie von ihrem angestammten Platz im Universum fort ist, desto verheerender die Auswirkungen. Ray Palmer alias The Atom, der sich zu S.T.A.R. Labs durchschlug, wo die Katastrophe ihren Ursprung hat, bringt keine guten Neuigkeiten. Irreversible Schäden sind schon festzustellen. Aber er hat einen irrwitzigen Plan, um den Planeten zurück zu schicken. Superman stimmt zu, auch auf die Gefahr hin, dass er auf der Strecke bleiben wird.
Comic
Die beste Szene des Heftes ist schnell identifiziert. Superman erinnert sich an ein Gespräch mit seinem Sohn Jon. Dieser ist wütend auf Leute, die schlecht über ihn reden und Lügen verbreiten. Für einen Jungen mit Superkräften wäre es ein Leichtes, mal ordentlich auf den Putz zu hauen. Aber Gewalt ist keine Lösung und Superman lenkt das Gespräch in entsprechende Bahnen. Es ist ein klassischer Dialog, wie ihn Jonathan Kent und Sohn Clark führten, aber jetzt ist Clark in der Vaterrolle und gibt die Weisheiten weiter. Dabei gibt er zu, dass Batman ihn oft irritiert und dann würde er ihm gern den Kopf von den Schultern reißen. Da spielt Autor Bendis für mich etwas zu sehr in diese populäre Rivalität von Superman und Batman, die bei Fans zu oft in Machtkämpfen endet. Aber er löst es damit auf, dass Superman gleich darauf erwähnt, dass Batman ihn trotz aller Differenzen und unterschiedlichen Ansichten immer wieder positiv überrascht. Wenn wir anderen Leuten die Chance geben, können sie ihre Meinung ändern und man selbst darf sich nicht zu spontanen Dummheiten hinreißen lassen. Ein nobles Prinzip, das bestens zur Hauptfigur passt. Traurig ist, wie schwierig es in der Realität umzusetzen ist und wie diese Gutmütigkeit ausgenutzt werden kann. Im Comic liegt hier natürlich ein Schlüssel zum Erfolg, ganz nach dem der-Feind-meines-Feindes-ist-mein-Freund-Prinzip. Die gegenwärtige Story in der Phantom Zone lebt eindeutig von den dynamisch gestalteten Doppelseiten von Zeichner Ivan Reis, da geht Bendis erzählerisch ein wenig die Puste aus.