Rascal Does Not Dream of Bunny Girl Senpai
Start: 4. Oktober 2018 ‑ 27. Dezember 2018
Episoden: 13
Genre: Komödie, Romanze, Supernatural
Regie: Soichi Masui
Studio: A-1 Pictures
Inhaltsangabe: Sakuta Azusagawa begegnet in der Bücherei seiner Mitschülerin Mai Sakurajima. Die ist eine bekannte Schauspielerin, die Pause vom Showbusiness macht. Doch außer ihm scheint niemand Mai sehen zu können. Könnte das mysteriöse “Pubertätssyndrom” der Grund für diesen Umstand sein? Und was kann Sakuta tun, um ihr zu helfen?
Folge 1: Mein Senpai ist ein Bunny Girl & Folge 2: Beim ersten Date gehört Chaos dazu
Da staunt Sakuta Azusagawa nicht schlecht: Zwischen all den Bücherwürmern tollt in der Stadtbibliothek ein knapp bekleidetes Bunny Girl um die Regale. Seltsam nur, dass außer Sakuta niemand seine Mitschülerin Mai Sakurajima sehen kann oder sich gar an ihrem allzu unpassenden Outfit stört. Trotz dass er der Einzige ist, der sie sehen kann, weist Mai Sakuta aber zunächst zurück. Doch sein Interesse an dem pausierenden Jugend-Fernsehstar will nicht mehr abreißen. Könnte Mais Unsichtbarkeit Folge eines Anfalles von „Pubertäts-Syndrom“ sein, einer Krankheit, von deren Existenz Sakuta – und leider nur er – fest überzeugt ist? Jedenfalls beschließt er kurzerhand, der gemiedenen Einzelgängerin zu helfen. Denn auch er wird gemieden in einer Welt, in der alles, was nicht der Norm entspricht, verabscheut und abgetan wird. Mai gibt sich davon kaum berührt, lehnt Sakutas Hilfe aber auch nicht mehr ab. Von ihm überredet, beschließt sie ihre Rückkehr ins Showgeschäft, und hofft, so die seltsame Situation zu überwinden. Doch bevor es dazu kommt, beginnen die Menschen auch noch, ihre Erinnerung an Mai zu verlieren – sogar ihre eigene Mutter. Da hilft nur noch die Fahrt in eine andere Stadt, da Sakuta glaubt, das Phänomen sei noch auf ihren Wohnort beschränkt. Also auf ins Abenteuer, bei dem die Beiden sich langsam näher kommen …
Wenn Sōichi Masui (mit Sakura Quest und Chaika, die Sargprinzessin Regisseur zweier meiner liebsten Animes) eine Serie macht, die auch noch in Enoshima spielt – einem meiner Lieblingsorte in Japan – dann gibt es für mich natürlich nichts besseres in der Herbstsaison, oder? Und tatsächlich weiß der Auftakt von Rascal does not Dream of Bunny Girl Senpai zu gefallen. Zumindest für Fans ruhigerer, auch mal dialoglastigerer Serien, deren Probleme dem „echten Japan“ entspringen. Konkret, so deuten es zumindest die ersten beiden Episode an, geht es um das Problem von Auffallen versus Wahrgenommen werden: Zuviel Aufmerksamkeit zieht den Hass der Mitmenschen auf sich, aber zu wenig stellt die eigene Existenz in Frage. Die Visuals und der ruhige Klavier-Soundtrack – obwohl von der Qualität her sehr gut – wirken teils nur als Untermalungen für die Diskussionen der Charaktere. An Spannung und Witz fehlt es den ersten beiden Folgen aber trotzdem nicht. Der Humor ist trocken und kommt eher in Form von Wortwitzen daher. Aber gut ist er auf jeden Fall. Genial aufeinander abgestimmt sind auch die Charaktere der beiden Hauptfiguren. Mais und Sakutas neckische, witzige, teils auch bissige Gespräche sind eine echte Wohltat im Vergleich zum Standard-Klamauk zwischen dümmlich-lüsternem Jungen und der Tsundere-Königin.
Folge 3: Eine Welt, in der nur du fehlst
Für Mai scheint es keine Hoffnung mehr zu geben. Nach ihrer gemeinsam verbrachten Nacht in Oogaki kann sich nur noch Sakuta an sie erinnern. Doch auch dessen Klassenkameradin Rio Futaba hat sie noch nicht vergessen. Da sie wie Sakuta in der besagten Nacht nicht schlafen konnte, vermutet Rio, das Vergessen komme im Schlaf. Für Sakuta heißt das nun: wenn er einschläft, wird auch er seine Flamme für immer vergessen. Und dabei hat er ihr doch das Gegenteil versprochen! Zwei Tage hält er durch, trotz Zwischenprüfungen. Aber Mai möchte Sakuta nicht länger leiden sehen, und verabreicht ihm heimlich ein Schlafmittel. Und so passiert es, dass auch er sie vergisst. Da helfen auch Sakutas an ihn selbst gerichtete Erzählungen von Mai nichts mehr. Bis Rio in ihrem Buch eine seltsame Notiz findet, die sie Sakuta geben soll. Der Inhalt: Gegen die Auslöschung eines Menschen durch Vergessen hilft nur eines: die Liebe eines anderen Menschen, sofern sie stärker ist, als das Vergessen selbst…
Wer es schafft, Schrödingers Katze – eine Theorie aus der Quantenphysik – zum wichtigsten Bestandteil einer Schulromanze zu machen, der hat Respekt verdient. Der dahinter steckende, trockene Humor sorgt in der dritten Folge von Rascal does not Dream of Bunny Girl Senpai auf jeden Fall für viele Lacher. Dabei sind es oft wieder die Details, die zum Schmunzeln anregen. So etwa das Buch, in dem der verzweifelte Sakuta nach einer Lösung für Mais Problem sucht, welches den vielsagenden Titel „Quantenmechanik, die auch Affen verstehen“ hat. Wirklich bewegend an der Episode ist aber hauptsächlich der ernstere Teil. Was kann Mai, die durch ihre Filmkarriere schon zu sehr aus der Reihe getanzt hat, überhaupt noch tun, um nicht mehr von ihren Mitschülern ignoriert zu werden? Wer hilft dir noch, wenn du schon am Boden liegst? Rascal does not Dream of Bunny Girl Senpai gibt darauf eine schöne Antwort im Finale dieser Episode. Eine Antwort, die auf jeden Fall zum Nachdenken anregt.
Folge 4: Für Schweine gibt es kein Morgen
Es ist der 27. Juni. Ein schöner Tag für den verliebten Sakuta: Endlich gesteht ihm seine Mai, dass sie mit ihm zusammen sein möchte. Voller Freude wacht er am nächsten Morgen auf – doch es ist wieder der 27. Was soll Sakuta nun machen? Das Geständnis seiner Liebsten hört er zwar von neuem, aber auch nach der nächsten Nacht wiederholt sich für ihn der Tag. Wirklich nur für ihn? Wissenschaftsfreak Rio weiß mal wieder Rat: Sie berichtet Sakuta vom Laplaceschen Dämon, einem Wesen, dass die Zukunft manipulieren kann. Irgendjemand in Sakutas Nähe möchte wohl nicht, dass der nächste Tag anbricht. Wieder ein Fall von Pubertäts-Syndrom? Sakuta macht sich auf die Suche nach dem Dämon, und er braucht nicht lange um ihn zu finden. Offensichtlich hat seine Mitschülerin Tomoe Koga – für Sakuta keine Unbekannte – Probleme mit einem Liebesgeständnis, das ihr die Flamme ihrer besten Freundin gemacht hat. Doch diese Entdeckung lässt Sakuta nicht nur am 28. Juni erwachen. Sie bedeutet für ihn auch jede Menge Ärger …
Und täglich grüßt das Murmeltier: Die Geschichte ist bekannt, und irgendwie klingt auch ihre Verbindung mit jugendlicher Romanze vertraut. Doch die Situationskomik, Sakutas Ironie und vor allem seine frech-witzigen Unterhaltungen mit Mai und Tomoe sorgen dafür, dass trotzdem keine Langeweile aufkommt. Rascal does not Dream of Bunny Girl Senpai geht in der vierten Folge dem nächsten wissenschaftlichen Phänomen nach. Und dem nächsten Problem vieler Jugendlicher: Tomoe hat Angst, in den Liebeswirren ihre Freundinnen zu verlieren. Doch nicht weil sie dann allein wäre, sondern weil sie sich dafür schämen müsste, eine Außenseiterin zu sein. Ehrlich sein oder dazu gehören – was ist wichtiger? Für den eh schon geächteten Sakuta ist das natürlich wieder mal alles gleich. Außer es geht um Mai, da verliert er die Fassung. Doch gerade das macht ihn zur sympathischen Hauptfigur, der man gern durch den Verlauf der Serie folgt.
Folge 5: Alle Lügen dieser Welt
Da hat Sakuta gerade noch mal Glück gehabt: Mai zeigt überraschenderweise Verständnis für seine und Tomoe Kogas Scheinbeziehung. Während sie also für Dreharbeiten nach Kagoshima reist, trifft sich das vermeintliche Paar zu seinem ersten Date. Dabei offenbart Tomoe Sakuta, dass sie seit ihrem Umzug aus Fukuoka einiges an sich verändert hat um nicht aufzufallen oder gar gemobbt zu werden. Sakuta lassen Gerüchte und Meinungen anderer ja bekanntlich kalt. Oder doch nicht? Denn als er von seinem Kumpel hört, dass laut neuestem Getratsche Tomoe ein Flittchen sein soll und sie mit ihm ein wildes Liebesleben führe, regt sich bei ihm die Wut. Doch was soll er machen, denn der Urheber dieser Gerüchte ist niemand geringerer als Sportass Kousuke, Tomoes ehemaliger Verehrer.
Irgendwie wirkt die fünfte Folge von Rascal does not Dream of Bunny Girl Senpai etwas langatmig. Andererseits zeichnen die vielen Dialoge der Figuren ein immer detaillierteres Bild ihrer Charaktere. Und die sind höchst interessant. So bekommt man fast Mitleid mit der armen Tomoe und ihrer ständigen Angst, als Außenseiterin abgestempelt zu werden. Vor allem, weil sie kein naives Dummerchen ist, sondern selbst ihr fragwürdiges Verhalten erkennt. Was ihre Beziehung zu Sakuta betrifft, so muss man schon fast fragen: Ziehen sich die Gegensätze hier etwa an? Auf jeden Fall leidet sie nicht weniger unter dem „Pubertätssyndrom“ als Mai. Also dann: Ring frei für den Kampf um den Titel des „Best Girl“. Die beste männliche Rolle steht dagegen mittlerweile fest. Sakuta punktet mit seiner coolen Art – und den kleinen aber feinen Schwächen – wieder mal als sehr gelungene Hauptfigur, die ganz ohne Klischees auskommt.
Folge 6: Die Welt, die du gewählt hast
Die Sommerferien stehen kurz bevor, und damit auch das Ende der Scheinbeziehung von Tomoe und Sakuta. Damit das Ganze realistisch wirkt, hat sie auch schon einen Plan entworfen, mit öffentlichem Streit und Ohrfeige. Doch die bekommt Sakuta nicht, stattdessen verabschieden sich die beiden ganz friedlich mit einem Handschlag. Am Morgen danach freut sich Sakuta auf seine Ferien mit Mai – und muss entdecken, dass er schon wieder in einer Zeitschleife gefangen ist. Tomoe hingegen scheint davon nichts zu merken. Und so erlebt Sakuta sein letztes Date mit ihr wieder und wieder. Doch wenn es nicht Tomoe ist, wer ist dann dieses Mal der Laplacesche Dämon? Wie immer weiß Rio Futaba einen Rat, doch dieses mal ist es kein großes wissenschaftliches Rätsel, das hinter dahinter steckt, sondern ganz einfach versteckte Gefühle …
In der sechsten Folge von Rascal does not Dream of Bunny Girl Senpai tauchen sie wieder auf, die mysteriösen Phänomene rund um das „Pubertäts-Syndrom“. Und wie bei den letzten Malen stehen sie bildhaft für die insgeheimen Wünsche junger Menschen, die einerseits kindlich, andererseits aber nur allzu gut nachvollziehbar sind. Wer hat sich nicht schon gewünscht, ein toller Tag oder schöne Momente mit lieben Menschen würden immer wiederkehren oder nie vergehen. Vor allem dann, wenn die Gefühle nur einseitig sind. Solche Träumereien zu überwinden ist nicht leicht, gehört aber zum Erwachsenwerden. Der Anime stellt dieses Thema wunderschön und mit viel Gefühl dar. Dennoch schlägt die Folge einen nicht allzu dunklen, lehrmeisterhaften Ton an. Das liegt auch an der gelungenen Hauptfigur Sakuta. Mit seiner frechen, vorlauten Art kann man ihn halt einfach nicht so ernst nehmen. Den Ausgang der Geschichte um Tomoe und ihn kann man schon ein bisschen schade finden. Tomoe hat zwar einen stellenweise echt naiven und deswegen nervigen Charakter, aber das macht sie am Ende nur noch liebenswerter. Es ist fast ein wenig schade, dass sie von nun an wahrscheinlich nur noch eine Nebenrolle spielen wird, so wie vor der Geschichte um die Zeitschleife. Doch die nächste Frau in Sakutas Leben hat sich ja schon vorgestellt.
Folge 7: Jugend ist ein Paradoxon
Sakutas erste große Liebe Shouko Makinohara müsste jetzt eigentlich schon älter sein – und doch kommt sie in Gestalt einer Zwölfjährigen jeden Morgen bei ihm vorbei, um sich um das Streunerkätzchen zu kümmern, mit dem Mai und er sie gefunden haben. Seltsame Dinge ereignen sich derweil auch um die Person, die Sakuta sonst hilft, solcherlei Mysterien zu verstehen und aufzuklären: Doch Rio Futaba ist dieser Tage außer sich – und das im wahrsten Sinne des Wortes. Es gibt sie nämlich zweimal. Weil sie aus Angst vor ihrem anderen Ich nicht nach Hause kann, nimmt Sakuta Rio bei sich auf. Doch das findet Mai gar nicht toll, und quartiert sich ebenfalls bei ihm ein. Bei so vielen weiblichen Gästen wird der armen Kaede ganz Angst und bange. Muss sie ihren geliebten Bruder denn wirklich mit so vielen Frauen teilen? Am nächsten Tag nimmt Sakuta Kontakt zu Rios Alter Ego auf. Und macht dabei eine folgenreiche Entdeckung …
Dass es die schüchterne Rio einmal treffen muss, war eigentlich klar. Und doch kommt beim Beginn der Geschichte um ihr „Pubertätssyndrom“ in der siebten Folge von Rascal does not Dream of Bunny Girl Senpai kein bisschen Langeweile auf. Ganz im Gegenteil: Die vielen bereits bekannten Details über ihre Persönlichkeit machen das Rätsel um Rios Doppelgängerin erst so richtig spannend. Noch genialer sind in dieser Episode nur noch die witzigen Dialoge zwischen Sakuta und den Mädchen – allen voran seiner Freundin Mai. An vielen Stellen reden die Figuren über scheinbar unwichtige Nebensächlichkeiten. Doch wie die Sache mit Rio zeigt, spielen diese Details dann sehr wohl eine Rolle im weiteren Verlauf der Handlung. Darüber hinaus gewinnt die Serie so weiter an Authentizität. Die Gespräche wirken ebenso realistisch wie es die Probleme sind, die durch die Handlung angedeutet werden. Ich bin schon sehr gespannt, worauf Rios Doppelleben hinauslaufen wird. Bei ihrem Charakter gibt es sicher einige Möglichkeiten, was das Warten auf die nächste Episode umso schwerer macht.
Folge 8: Der Abendschauer spült alles davon
Rio ist wenig erfreut über die schlüpfrigen Social Media-Aktionen ihres anderen Ichs. Ebenso wenig wie Sakuta über die Beziehungspause, die Mai und er einlegen müssen, weil sie in ihrer nächsten Rolle ein jungfräuliches Idol spielen soll. Da er nun viel Zeit hat, nimmt sich Sakuta Rios Problem intensiv an. Er trifft sich mit ihrer Doppelgängerin, kann sie aber zunächst nicht davon überzeugen, ihr verzweifeltes Buhlen um Aufmerksamkeit im Internet zu unterlassen. Bis plötzlich jemand ihre Schuluniform erkennt, und sie es mit der Angst zu tun bekommt. In der folgenden Nacht bleibt Sakuta daher zum Schutz bei ihr. Dabei erfährt er von ihrem tiefen Selbsthass. Können Sakuta und Rios Flamme Kunimi ihr helfen, wieder eins mit sich selbst zu werden?
Es ist nicht schön mit anzusehen, wenn ein Mensch mit sich selbst so hadert, dass er sich dauernd Steine in den Weg legt. Und doch zieht einen die achte Episode von Rascal does not Dream of Bunny Girl Senpai tief in ihren Bann. Die Darstellung von Rios Selbstzweifeln, das dadurch ausgelöste Von-sich-Weisen während man gleichzeitig für jeden sichtbar um Hilfe schreit, all das verdient nicht nur das Prädikat „authentisch“ wie „der Wirklichkeit nahe“. Es gestaltet sich durch und durch realistisch, so als ob man mit versteckter Kamera den Tagesablauf einer echten Person verfolgt. Man kann nun spekulieren, ob Erfahrungen des oder der Autoren dazu führen, dass diese Erzählung so schlüssig und gelungen ist. Aber am Ende ist einfach nur wichtig, dass die Geschichte um Rios Probleme mit sich selbst ihre Wirkung beim Zuschauer nicht verfehlt. Darüber hinaus – aber das lässt sich über die ganze Serie sagen – ist es gut, dass hierbei nicht der moralische Hammer geschwungen oder irgendeine Änderung der Tatsachen in Aussicht gestellt wird. Gruppenzwang, Außenseiter, wegen körperlichen Eigenheiten als Freak gebrandmarkte Menschen, das ist beständige Realität, ob gut oder schlecht. Der Anime lässt das ebenfalls so stehen, indem er zum Beispiel nicht „die Anderen“ zu Bösewichten macht, gegen die Sakuta um Rios Willen kämpfen muss. Darüber kann man lange nachdenken, und das ist genau was diese Serie so toll macht.
Folge 9: Sister Panic
Die Sommerferien sind zu Ende. Doch für Sakuta ist das kein Grund, traurig zu sein: Endlich darf er in der Schule Mai wiedersehen. Aber die will ihn plötzlich nicht mehr kennen. Was ist passiert? Das erfährt Sakuta nur wenig später, als er Nodoka Toyohama trifft, ein aufstrebendes Idol – und Mais Stiefschwester. Die beiden sind am Morgen im Körper der jeweils anderen aufgewacht. Die Ursache: Pubertätssyndrom. Der Grund dafür ist schnell gefunden: Von ihren Eltern als Schachfiguren im Scheidungskrieg missbraucht, haben Nodoka und Mai einen Hass aufeinander entwickelt. Doch Nodoka sieht ihre ältere Schwester auch als Vorbild, und wünscht sich, Mai zu sein. Die Lösung des Problems gestaltet sich jedoch ungleich schwieriger. Denn nachdem sich beide ihre Gefühle gestanden haben, gehen die Schwestern erstmal getrennte Wege. Kann Sakuta in dem Konflikt vermitteln?
Am Ende ist schwer zu sagen, wessen Ausbruch von Pubertätssyndrom das nun eigentlich ist. Irgendwie sind aber auch beide Schwestern gleichzeitig davon betroffen. Rascal does not Dream of Bunny Girl Senpai behandelt in seiner vierten Teilgeschichte einen neuen Aspekt des Konflikts zwischen fremden Erwartungen und eigener Persönlichkeit. Was, wenn die eigenen Eltern eines der Geschwister offensichtlich bevorzugen, weil sie oder er durch seine Leistungen hervorsticht? Das Thema ist in der Welt des Anime nicht neu. Doch bei den meisten Darstellungen geben stereotypische Comedy und jede Menge Fanservice den Ton an. Nicht so bei Rascal does not Dream of Bunny Girl Senpai. Nodokas Zickereien und ihre anfängliche Abneigung gegen Sakuta ist nachvollziehbar, vor allem wenn man das Verhältnis zu ihrer Schwester bedenkt. Weil der Grund für die paranormale Erscheinung so offensichtlich ist, wirkt die Geschichte auf den ersten Blick nicht so spannend wie die Vorläufer. Auch weil das Format mittlerweile bekannt ist. Aber das ist vielleicht auch ein bisschen zu früh geurteilt, denn in dieser Serie ist nichts so einfach, wie es scheint.
Folge 10: Complex Congratulation
Mai und ihre Schwester Nodoka haben immer noch vertauschte Körper. Auch vertragen wollen sie sich immer noch nicht. Sakuta muss sich indessen um beide kümmern und hat ganz schön die Nase voll. Hoffnung gibt es, als Nodoka erfolgreich den Dreh abwickelt, bei dessen erstem Versuch sie in Ohnmacht gefallen ist. Sie lässt sich sogar von Sakuta überreden, die Eintrittskarte zum Konzert ihrer Schwester anzunehmen, und sie – in Gestalt von sich selbst – in Aktion zu erleben. Mais Talent sticht auch hier wieder einmal hervor, und so wird sie prompt zur neuen Leadsängerin ernannt. Doch die echte Nodoka freut das nicht, sie fühlt sich nun noch mehr von ihrer Schwester ausgestochen und nutzlos. Kann das Geheimnis, das Sakuta in Mais Schrank gefunden hat, ihm helfen, sie vom Gegenteil zu überzeugen?
In der zehnten Folge von Rascal does not Dream of Bunny Girl Senpai wird erneut deutlich, wie schädlich es sein kann, sein eigenes Leben zu sehr an den Erwartungen der Umwelt auszurichten – und zwar in doppelter Form. Doppelt, weil Nodoka selbst mit Schuld daran ist, dass ihre Familie sie immer mit Mai vergleicht. Dadurch, dass sie unbedingt so werden wollte wie ihre Schwester, hat sie versäumt, ihre eigenen Fähigkeiten zum Vorschein zu bringen, auf die ihre Mutter ebenso stolz sein könnte. Egal, ob durch Druck von außen oder durch Sehnsucht oder Neid von innen heraus: Man sollte nie versuchen, etwas zu sein, das man nicht ist. Dass gerade das Idol Nodoka dieses Problem hat, birgt eine gewisse Ironie. Oder versteckt sich hier etwa Kritik am japanischen Show Business und seinem Hype um die Idol-Gruppen, die, ob im Anime oder in der Realität, bei einigen dieselben Komplexe auszulösen vermögen, die Nodoka ihrer Schwester gegenüber hat?
Folge 11: Kaede-Quest
Mai gesteht der Öffentlichkeit auf einer Pressekonferenz ihre Liebe zu Sakuta. Das Glück der beiden scheint somit nicht mehr durch ihre Schauspielkarriere gefährdet. Beflügelt von Mais souveränem Auftreten nimmt sich Kaede vor, auch ihre eigenen Probleme anzugehen. Zusammen mit Mai und Sakuta nähert sie sich Schritt für Schritt ihrem Ziel, wieder nach draußen gehen zu können. Das gelingt ihr, und nur wenig später befindet sie sich mit Mai, Nodoka und Sakuta auf dem Weg zum Strand von Enoshima. Doch dort kommt es zu einer schwierigen Begegnung, die Kaedes wahren Zustand zum Vorschein bringt.
Die elfte Episode von Rascal does not Dream of Bunny Girl Senpai wirft einen äußerst einfühlsamen Blick auf ein sehr heikles Thema der japanischen Gesellschaft. Was für die meisten alltägliche Normalität ist – die eigene Wohnung zu verlassen und draußen allein oder mit anderen Geschäften oder der Freizeit nachzugehen – ist für einige ein schier unmögliches Unterfangen. Kaedes Ängste, die durch ihre Mobbing-Erfahrung ausgelöst wurden, werden mit sehr viel Gefühl dargestellt. Ihr Weg zurück in die Welt da draußen wird Schritt für Schritt beschrieben, und doch kommt dabei kein bisschen Langeweile auf. Die Macher von Rascal does not Dream of Bunny Girl Senpai übertreffen sich einmal mehr selbst mit dieser gelungenen Darstellung.
Folge 12: Den endlosen Traum weiterleben
Kaedes Gedächtnis kehrt auch nach die Begegnung mit ihrer Kindergartenfreundin nicht zurück. Selbst als sie sich für einen kurzen Moment an die alte Freundschaft zu erinnern beginnt, bewirkt dies nur, dass sie in Ohnmacht fällt. Und doch ist es ein erster Hoffnungsschimmer. Genauso wie die Fortschritte, die Kaede jeden Tag macht, indem sie sich Stück für Stück ihrem ultimativen Ziel nähert: dem Gang zur Schule. Doch Sakuta plagt noch eine andere Sorge: Wenn Kaede ihre Erinnerung wiederfindet, was passiert dann mit all dem, was sie seit ihrem Gedächtnisverlust erlebt hat? Wer wird die neue Kaede sein? Und werden ihre alten Wunden, die ihr das Mobbing im Internet zugefügt hat, ebenfalls wieder zum Vorschein kommen? Diese Angst bleibt auch ihr nicht verborgen, und so wird ihr klar, dass sie, als ihre momentane Persönlichkeit, nicht mehr viel Zeit hat, um ihre Ziele zu erreichen. Damit Sie es schafft, schleicht sich Sakuta mit ihr nachts in die Schule. Und tatsächlich: am nächsten Tag passiert, was keiner mehr geglaubt hatte.
In einer sehr ernsthaften zwölften Folge erzählt Rascal does not Dream of Bunny Girl Senpai die tragische und zugleich hoffnungsvolle Geschichte von Sakutas kleiner Schwester weiter. Ihr verzweifelter Kampf mit sich und ihrer Situation ist wie immer sehr gut dargestellt – fast schon zu gut. Denn der Ton dieser Episode ist äußerst bedrückend. Die komischen Elemente – vor allem Sakutas flapsige Sprüche – verstummen ganz. Dass er seine Gelassenheit verliert, trägt auch dazu bei, dass man die Geschichte kaum mehr leicht nehmen kann. Das Schöne an dem ganzen ist aber, dass die Handlung völlig ohne Melodramatik auskommt. Es wird nirgendwo künstlich auf die Tränendrüse gedrückt. Die Gefühle der Figuren werden allein durch ihre Handlungen und in kurzen Dialogen so gut wiedergegeben, dass dies gar nicht nötig ist. Rascal does not Dream of Bunny Girl Senpai ist wahrlich keine leichte Unterhaltung – aber unterhaltsam ist der Anime deshalb umso mehr.
Folge 13: Das Ende einer endlosen Nacht
Kaede hat ihr Gedächtnis wiedergefunden. Dafür hat sie aber die Erinnerung an die letzten zwei Jahre verloren. Es ist, als ob die Kaede aus dieser Zeit aufgehört hat zu existieren. Und das macht Sakuta schwer zu schaffen. Als er sie mit seinem Vater im Krankenhaus besucht, übermannen ihn seine Gefühle. Er stürmt schreiend nach draußen und bricht im strömenden Regen mitten auf der Straße zusammen. Doch plötzlich hält jemand seinen Regenschirm über ihn, und Sakuta entdeckt ein allzu vertrautes Gesicht: Shouko Makinohara. Sie hilft ihm, nach Hause zu kommen, und kümmert sich um den völlig aufgelösten jungen Mann. Shouko hilft Sakuta, zu akzeptieren, was passiert ist. Doch als er am nächsten Morgen erwacht, ist sie wieder fort und hat ihm eine Nachricht hinterlassen. Eine Nachricht, über deren Entdeckung sich die überraschend bei ihm erscheinende Mai ganz und gar nicht freut.
In der finalen Episode von Rascal does not Dream of Bunny Girl Senpai leidet der Zuschauer mit Sakuta, dem von jetzt auf nachher seine kleine Schwester genommen wurde. Die Darstellung von seinem Kampf mit dieser Tatsache ist – was war anderes zu erwarten – richtig gut gelungen. Mithilfe von Shouko erkennt er, dass er nicht alles verloren hat, sondern seine Schwester wieder gewonnen. Genauso wie zwei Jahre voller schöner Erinnerungen mit ihr. Das Rätsel um die mysteriöse Retterin scheint nun ebenfalls gelöst: Shouko ist Sakutas Pubertätssyndrom: Ein lieber Mensch, der an deiner Seite ist, wenn du dich allein und missverstanden fühlst. Dass Mai, die aufgrund ihrer Verpflichtungen nicht bei Sakuta sein konnte, darüber mehr als eifersüchtig wird, ist natürlich klar. Am Ende gibt es jedoch ein Happy End. Alles in allem ist das Finale von Rascal does not Dream of Bunny Girl Senpai sehr schön erzählt. Die ganzen Stärken dieses Anime, sowohl was die authentischen Charaktere als auch die erzählerischen Stilmittel betrifft, kommen noch einmal zum Tragen. Da ist man schon fast traurig, dass dieser tolle Anime schon vorbei ist.