Deaimon: Recipe for Happiness
Start: 6. April – 22. Juni 2022
Episoden: 12
Genre: Slice of Life
Regie: Fumitoshi Oizaki
Studio: Encourage Films
Inhaltsangabe:
Einst verließ Nagomu Irino sein Zuhause in Kyoto, um Musiker zu werden. Doch als er hört, dass sein Vater im Krankenhaus gelandet ist, kehrt er zurück, um die Nachfolge im Familienbetrieb »Ryokusho«, einem klassischen japanischen Süßigkeitengeschäft, zu übernehmen. Überraschenderweise stellt er jedoch fest, dass von ihm etwas ganz anderes erwartet wird: Er soll als Ziehvater für die junge Itsuka Yukihira herhalten, die in seiner Abwesenheit angefangen hat, im Laden zu arbeiten und von allen anderen als rechtmäßige Erbin von Nagomus Vater gesehen wird. Und als sie Nagomu kennenlernt, sagt sie ihm direkt den Kampf an, denn ihrer Meinung nach hat er kein Recht, sich in die Angelegenheiten des Ryokusho einzumischen, nachdem er seine Familie so kläglich im Stich gelassen hat …
Folge 1: Nagomu und Itsuka
Nagomu steht nach zehn Jahren Musikerkarriere an einem Tiefpunkt, als ein Brief von Mama ihn nach Hause holt. Papa ist im Krankenhaus, jemand muss sich um den Familienbetrieb kümmern. Ein kleines Café mit Konditorei für traditionelle, japanische Süßigkeiten in Kyoto. Doch als Nagomu zuhause eintrifft, ist Papa putzmunter, Mama hat wohl eine gut gemeinte, kleine Intrige eingefädelt, um den verlorenen Sohn zurück zu locken. Denn Nagomu hatte einst die Süßigkeiten hinter sich gelassen, um in einer Band zu spielen und Papa hat ihm das immer noch nicht verziehen. Und Papa hat auch längst eine Nachfolgerin für das Süßigkeiten-Geschäft gefunden: Die kleine Itsuka, deren Papa, ebenfalls Gitarrist, sie bei den entfernten Verwandten zurückgelassen hat. Sie ist Feuer und Flamme für den Familienbetrieb und auf den “Drückeberger” Nagomu gar nicht gut zu sprechen. Doch als sie so verzweifelt ist, weil boshafte Kunden bei ihr 100 süße Bällchen bestellen und nicht abholen, kann Nagomu mit seiner Gitarre die Situation retten.
Kyoto und traditionelle Süßigkeiten: Da freut sich der Japan-Fan, der gern etwas über Land und Leute erfährt. Aber genauso traditionell wie die pastellfarbenen Bällchen sind die Familienstrukturen und die sehen für den westlichen Betrachter ganz schön fremd aus. Da ist der Papa noch ein polternder Patriarch, der unbedingten Gehorsam fordert. Der Familienbetrieb ist alles und wenn man da raus will, ist man ein verantwortungsloser Egoist. Egal, ob man für den Job geeignet ist oder nicht. Und schon mit zehn Jahren kann ein Mädchen die Tochter des Hauses sein, also nicht nur liebevoll aufgenommenes Pflegekind, sondern die zukünftige Juniorchefin und Aushängeschild des Ladens. Das kommt allerdings so pointiert daher, dass es nicht so ganz ernst zu nehmen ist. Für eine eher leise Geschichte aus dem täglichen Leben wird leider recht viel gekreischt, gebrüllt und überagiert. Aber die Figurenkonstellation von verbissen-ehrgeizigem Kind und lockerem Versagertyp-Erwachsenen hat Potenzial.
Folge 2: Das Echo der Vier Blätter
Mitsuru ist Oberschülerin und jobbt in der kleinen Süßigkeiten-Manufaktur, um sich das Studium zu finanzieren. Außerdem bastelt sie niedliche Handyanhänger in Süßigkeitenform, die sich als Souvenir aus dem Ryokushou gut verkaufen. Und sie gibt Itsuka Nachhilfe. Und sie kümmert sich zuhause um den Haushalt und ihre vier kleinen Geschwister, um Mama und Papa zu entlasten, die beide viel arbeiten müssen. Nur eine kleine Nische hat sie für sich: Sie singt zur Gitarre und lädt Videos davon in den sozialen Medien hoch. Als sie dabei trotz Maske fast erkannt wird, weil jemand ihren Handyanhänger als Ryokushou-Souvenir erkennt, ist ihr das so peinlich, dass sie am liebsten ihren Job und die Musik aufgeben möchte. Doch Nagomu löst auch in dieser Folge tatkräftig das Problem. Schlimm genug, wenn man die Musik mit 30 und nach Jahren des Misserfolgs an den Nagel hängt, aber mit 16 sollte man seine Träume noch nicht begraben müssen.
Im Ryokushou scheint wirklich die Zeit stehengeblieben zu sein. Da ist dieses vorbildlich selbstlose und fleißige Mädchen, das sich lächelnd für Familie und Nebenjob aufopfert und die Tatsache, dass man sie im Internet Gitarre spielen hören kann, ist ein so schlimmes Geheimnis, dass die Eltern niemals davon erfahren dürfen. Und Nagomu wirft sich vor den Eltern auf die Knie und bittet darum, ihrer Tochter doch die Liebe zur Musik nicht zu verbieten. Kein Wunder, dass die Mama sehr komisch guckt. Übrigens, wer Deaimon: Recipe for Happiness vor allem wegen dem Überblick über japanische Süßigkeiten schaut: die sind auf die Jahreszeit getaktet. So wie eine Slice of Life-Serie auch. In der ersten Folge gibt es zum Frühling rosa Mochi mit Kirschblüten und Kräuter-Manju mit Beifuß. Diesmal Bonbons in Blütenform, passend zu den Blütendolden des Blauregens.
Folge 3: Eine Begleitung für die Sommernacht
Itsuka glaubt wieder einmal, ihren Vater gesehen zu haben und statt zur Schule zu gehen, steigt sie in den Bus, in den auch der Man mit dem Gitarrenkasten einsteigt. Doch sie traut sich nicht, ihn anzusprechen, schläft ein und wacht erst an der Endhaltestelle wieder auf. Der Mann mit der Gitarre ist weg. Ihre Suche führt sie zu einem Schrein, wo eine junge Frau jede Menge Mitarashi Dango verputzt: Süßes hilft weltweit gegen Liebeskummer. Denn Kanoko ist wütend auf ihren Ex, der sich – na, so eine Überraschung aber auch – als Nagomu herausstellt, den sie verlassen hat, als er beschloss, nach Kyoto zurückzukehren. Oder hat er sie verlassen? Und jetzt ist sie in Kyoto, rutscht ganz automatisch in den Dunstkreis des Ryokushou und am Ende geht sie mit Itsuka und Nagomu zum traditionellen Yoiyama-Festival. Das hatte Nagomu ihr einst versprochen. Und Itsuka hatte immer davon geträumt, da mit ihrem Vater hinzugehen. Nun geht sie mit Nagomu und kommt ihm noch ein Stückchen näher.
Frühsommer bei Deaimon: Recipe for Happiness. Feuchte Hitze, Zikaden, Volksfeste auf den Straßen. Ein arg strapazierter Zufall führt Itsuka und Nagomus Ex-Freundin Kanoko zusammen. Noch grobschlächtiger ist die Begründung, wie Nagomu die Arbeit schwänzen kann, um Itsuka zu suchen: Papa wird hypnotisiert und glaubt deshalb, sein Sohn sei noch in Tokio. Sodass er den vermeintlich Fremden wieder einmal durch die Gegend kickt. Dafür bekommen die Momente um Itsukas Sehnsucht nach dem Vater und die Gefühlsverwirrung des frisch getrennten Pärchens die psychologische Feinfühligkeit, die sie verdienen, ohne dabei an fluffiger Heiterkeit einzubüßen. Süßigkeiten der Woche, bzw. des Frühsommers: Mitarashi Dango, Reismehlbällchen am Spieß mit süßsalziger brauner Soße. Und Waka Ayu, kleine Fische aus Waffelteig, gefüllt mit weicher Reismehlpaste. Das ist nicht spektakulär und auch nicht besonders süß. Aber genau das macht den Charme aus. Und sie sind sowas von traditionell.
Folge 4: Sommerbrise / Hitzefrei
Papa tobt: ein wichtiger Kunde hat eine große Bestellung storniert. Daran kann doch nur Nichtsnutz Nagomu schuld sein! Die Wahrheit ist viel komplizierter. Der Sohn der Leiterin einer Schule für Teezeremonie, die regelmäßig traditionelle Süßigkeiten zum Tee reicht, hat sich beim Einkauf verliebt. In das Foto eines hübschen Mädchens auf dem Display eines Handys, das er im Laden gefunden hat. Und nun kann er in seinem Liebesleid den Laden nicht mehr betreten, wo er möglicherweise die unbekannte Schöne treffen könnte. Aber wer ist sie? Denn da gibt außer Nagomu und Itsuka nur einen weiteren jungen Mann namens Saki. Der allerdings hat das Geheimnis, dass er manchmal gern Frauenkleider trägt. Kaum ist dieses Problem aufgedröselt, geht es ganz alltäglich weiter: Es ist Hochsommer, brütend heiß und Nagomu, Itsuka, Saki und Kanoko, Nagomus Vielleicht nicht ganz-Ex, gehen ins Freibad.
Deaimon: Recipe for Happiness bietet in Folge 4 gleich zwei Geschichten, wie sie unterschiedlicher nicht sein können. In der ersten gibt es haarsträubende Zufälle, mühsam herbeigeschriebene Verwicklungen von allergrößter Künstlichkeit, Gebrüll, Gekreisch und gnadenloses Überagieren. In der zweiten geht es gemächlich und alltäglich zu, mit ein paar kleinen, unspektakulären Einblicken in das Gefühlsleben der Figuren. Beim Nachmittag im Freibad plaudern Itsuka und Kanoko darüber, wie sie zu Nagomu stehen und Nagomu erinnert sich an seinen älteren Mitschüler, der ihn einst zur Musik gebracht hat. Zwischendrin noch ein kleiner Vortrag darüber, wie Süßigkeiten nicht nur die Jahreszeit widerspiegeln, sondern auch Stimmungen und Gefühle ausdrücken können, wenn man nur die Botschaft versteht. Süßigkeit des Monats: Mochi mit roter Bohnenpaste. Denkbar unspektakulär, aber angeblich kühlend. Und Kakigori, geschabtes Wassereis mit Sirup. Das kühlt wirklich bei Sommerhitze.
Folge 5: Das Oshorai-san-Ahnenfest
August. Noch mehr sommerliche Hitze, Ahnenfest und Verwandtenbesuche. Gleich drei weibliche Wesen, in deren Leben Nagomu eine Rolle spielt, verbringen die Mittagspause zusammen. Mitsuru, die jobbende Oberschülerin, ist in Nagomu verknallt, Kanoko, seine Ex-Freundin, hat die Beziehung vielleicht doch noch nicht so weit hinter sich gelassen, wie sie denkt und Itsuka ist mit ihren zehn Jahren alt genug um in dieser Kombination Konfliktstoff zu wittern. Doch die drei verbringen bei Warabi Mochi, Eis und Besuch am Shinto-Schrein mit Zettel-Orakel einen harmonischen Sommernachmittag, denn Kanoko sieht in einer verliebten Schülerin keine Konkurrentin, während Mitsuru zur Ex-Freundin nett sein will, um bei Nagomu Punkte zu sammeln. Und dann kommt Oma zu Besuch, eine alte Dame, bei der selbst der cholerische Patriarch sehr kleinlaut wird und demütig die rote Bohnenpaste zur Inspektion durch die Hüterin der Tradition anbietet.
Deaimon: Recipe for Happiness ist in Folge 5 ein Schatzkästlein für Japan-Landeskunde. Wir lernen, wie man sich in einem Shinto-Schrein benimmt und wie das mit den Zetteln aus dem Orakelkasten funktioniert (zufriedenstellende Prophezeiung: Zettel behalten. Unangenehme Prophezeiung: Zettel vor Ort anknoten und für mehr Glück beten). Auf der zwischenmenschlichen Seite schrammt Folge 5 an einem Eifersuchtsdrama vorbei, weil alle Beteiligten sehr gelassen und verständnisvoll mit der Situation umgehen. Oma demonstriert, wie die Tradition hochgehalten und weitergereicht wird. Und das obwohl sie eine moderne Seniorin ist, die ihren Ruhestand mit Reisen verbringt, anstatt Kinder und Enkel zu betüddeln. Süßigkeit des Monats: Warabi Mochi, geleeartige Würfelchen aus Adlerfarn-Stärke, Wasser und Wasanbon-Zucker, in geröstetem Sojamehl gewälzt.
Folge 6: Kartoffelmond
Die Schule hat wieder angefangen und ein Schulsportfest steht vor der Tür. Eine Veranstaltung nicht nur für Schulkinder. Die ganze Familie ist am Start, ob zum Anfeuern der kleinen Sportler oder um selber teilzunehmen, etwa beim 50 Meter-Lauf der Seniorinnen für die Omas oder beim Riesenhosenrennen für Eltern-Kind-Teams. Dafür hat sich eigentlich der alte Herr angemeldet, zu Nagomus großem Schrecken. Doch er muss nicht mit Papa in eine Riesenhose steigen, denn Papa hat sich wieder einmal überanstrengt. Dafür treten dann Nagomu und Itsuka an und meistern die Herausforderung bravourös. Ein kurzer Moment der Nähe, dann ist Itsuka wieder abweisend und kratzbürstig. Kurz darauf steht Itsukas leibliche Mutter vor der Tür und will Itsuka mit sich nach Frankreich mitnehmen, um ihr mehr Lebenschancen zu ermöglichen als ein bescheidenes Dasein als Aushilfe in einem Süßigkeitenladen. Doch Itsuka kann ihre Mutter davon überzeugen, dass sie sich im Ryokushou glücklich und geborgen fühlt und so kann sie dort bleiben. Nagomu bleibt im Email-Kontakt mit der Mutter und schickt ihr Schnappschüsse von Itsuka. Auf denen sie nie lächelt.
“Kartoffelmond” heißt Folge 6 und wir sind im September angekommen. Tag-und-Nacht-Gleiche, Erntedankfest, September-Vollmond-Schauen zum Jugoya-Fest. Und ein Schulsportfest, das zwar nicht diesen hohen kulturellen Stellenwert hat, aber die Familie zusammenschweißt. Für Itsuka ein eher gemischtes Erlebnis, denn von Nagomu angefeuert zu werden ist ihr so peinlich, dass sie einfach gewinnen muss. Der Besuch von Itsukas Mutter hätte auch ein hochdramatisches Staffelfinale sein können. So erzählt die Mama nur eine Menge von sich, führt mit ihrer Tochter ein langes Gespräch und belässt dann alles so, wie es ist, weil es Itsuka bei den Pflegeeltern offensichtlich gut geht. Süßigkeit des Monats: Tsukimi Dango. Also Reismehl-Klößchen zur Vollmondschau. Die sind in Tokio weiß und rund wie der Vollmond, aber in Kyoto sind sie von Bohnenpaste umhüllt und sehen aus wie Süßkartoffeln, die jetzt Saison haben. Das alles findet Itsuka enorm interessant und darum versteht Mama auch, dass sie im Ryokushou gut aufgehoben ist. Wieder einmal finden Tradition, Gefühl und Leckerli eine perfekte Schnittmenge.
Folge 7: Herbstfarbentanz
Ein Neuzugang im Ryokushou: Hiiro hat Bestnoten, ist ehrgeizig, und hochmotiviert, denn ihr Traum war es, einmal für den legendären Meister der Süßigkeiten ‒ Nagomus cholerischen Papa ‒ zu arbeiten. Entsprechend hoch sind ihre Erwartungen an sich selbst und den neuen Arbeitsplatz. Aber all das steht ihr beim Arbeitsalltag im Familienbetrieb eher im Weg und so ist sie schockiert, als sie einen unerwarteten Anranzer vom Chef kassiert. Nicht ohne Grund, denn auch Putzen und freundlich-einfühlsame Verkaufsgespräche gehören zum Gesamtpaket und das beherrscht selbst ein liebenswerter Nichtsnutz wie Nagomu besser als sie. Da die Teezeremonie-Schule mal wieder abgesagt hat, hat Nagomu eine Idee: ein Süßigkeiten-Workshop für Schulkinder. Itsukas Klasse knetet lila Blümchen, Itsuka vergeht vor Peinlichkeit angesichts dieser Vernetzung von Schule und Zuhause und ein kleines Mädchen verzweifelt an ihrem Perfektionismus und der Angst vor der Mama, die immer über sie lacht. Das tut Mama zwar, weil sie das Kind so niedlich findet, aber Gift fürs Selbstbewusstsein ist es trotzdem.
Oktober, Zeit der Laubfärbung. In der Wagashi-Werkstatt ist das Thema des Monats Ehrgeiz, Perfektionismus, Lebensträume und wie man dabei ausgebremst werden kann, von unsensiblen Mitmenschen oder von sich selbst. Deaimon: Recipe for Happiness tippt das Thema in Folge 7 mit zwei Geschichten und einer Rückblende gleich dreimal an. Jedesmal mit einem anderen Schwerpunkt: Hiiro muss lernen, dass es nicht nur auf meisterhafte Handwerkstechnik ankommt, sondern auch auf das zwischenmenschliche Element. Der kleine Nagomu wurde einst für seinen Traum vom Wagashi-Laden von seinen garstigen Mitschülern ausgelacht und dann ist da noch ein Mutter-Tochter-Konflikt, der durch ein süßes Häppchen in Blütenform zum Ausbruch kommt. Gut, dass sie mal drüber gesprochen haben, so etwas kann sich ungesagt über ein ganzes Leben hinziehen. Süßigkeit des Monats: Cosmea-Blüten-Nerikiri aus lila eingefärbtem Mochiteig mit zweifarbiger Füllung. Schlicht im Geschmack, eher was fürs Auge. Die Details müssen stimmen und es ist ein bisschen bildhauerisches Geschick mit dem Dreikanthölzchen nötig. Jede Menge Gelegenheit, um an hochgesteckten Zielen zu verzweifeln.
Folge 8: Kastanien-Erinnerungen
Herbst, Zeit der Laubfärbung. Aber auch Halloween rückt näher, in der Schule wird nach amerikanischem Vorbild mit Verkleiden und Süßigkeiten Sammeln gefeiert und selbst das Ryokushou gestaltet seine Süßigkeiten anlassbedingt als Halloweenkürbisse. Nagomu will seinen Kastanienhut hervorholen, doch, oh Schreck! Der ist verschwunden! Wohl beim Schulfest in die falsche Kiste gepackt worden. Wie gut, dass Itsuka ihn wiederfindet und gegen ihre Katzenöhrchen zurücktauscht. Kanoko ist jetzt schon eine ganze Weile in dem kleinen Teegeschäft und denkt über ihr früheres Leben in Tokio und ihre nicht so recht verarbeitete Trennung von Nagomu nach. Auch Nagomus einstige Bandmitglieder machen sich Gedanken über die alten Zeiten, in der Kopfbedeckungen in Kastanienform und das Weltall erobernde Kastanienküchlein eine wichtige Rolle spielten.
Deaimon: Recipe for Happiness taucht in Folge 8 tief in die Vergangenheit ein. Wie sich Nagomu und Kanoko im Tokioter Nachtleben kennenlernten, als noch nicht im Traum daran zu denken war, dass der aufstrebende Rockmusiker einmal zu seinem zutiefst traditionellen Familienbetrieb zurückkehren würde. Aber wenn der Erbe eines Wagashi-Geschäfts seine Band nach einer Herbst-Süßigkeit benennt, dann sicher nicht nur, weil er da ein pfiffiges Popkulturzitat aus einem abgedrehten Anime benutzen wollte. Sondern weil er sich ganz tief im Herzen eben nicht von seinen Wurzeln gelöst hatte. Süßigkeit der Woche: Kuri Manju. Sieht aus wie eine Kastanie, ist aber eine Art kleine Dampfnudel, gefüllt mit weißer Bohnenpaste und möglicherweise auch Kastanienpüree. Oben braun wie eine Kastanie wird das Gebäckteilchen, weil es vor dem Backen mit Eigelb bepinselt wird.
Folge 9: Die langersehnte Frühlingssonne
Kaum ist Halloween vorbei, wird die Weihnachtsdeko herausgeholt. Das ist in Japan nicht anders als im Westen. Die Straßen von Kyoto sind festlich beleuchtet, im Rykushou gibt es Süßigkeiten mit Schneekristallen, Sternchen und Tannenbäumchen. Itsukas Mama schickt einen großen Tannenbaum und wünscht sich ein weiteres Treffen mit ihrer Tochter an Heiligabend. Für Nagomu ist der Dezember vor allem eine Zeit harter Arbeit, denn er muss an die Yuzu-Pressmaschine. Und dann geht das hölzerne Gerät aus Opas Zeiten, mit dem man die japanischen Zitrusfrüchte zerdrückt, auch noch kaputt! Zeit für Nagomu, in seinen Erinnerungen an Opa zu kramen. Dann naht Heiligabend, für Papa nur ein ganz normaler Arbeitstag, für die jüngere Generation ein Anlass, um abends auszugehen und für Pärchen ein Moment der Romantik zu zweit. Mitsuru und Kanoko spekulieren beide darauf, den Abend mit Nagomu zu verbringen …
Weihnachten, eine Zeit der erhöhten Glückserwartungen. Und die machen das Leben kompliziert. Itsuka hat zu viele Enttäuschungen erlebt, um sich über einen Weihnachtsbesuch ihrer Mutter zu freuen. Mitsuru und Kanoko freuen sich beide auf einen weihnachtlichen Lichterbummel mit Nagomu. Aber doch nicht zu dritt! Da wird ihre Entschlossenheit, nicht eifersüchtig zu sein, auf eine harte Probe gestellt, denn insgeheim konkurrieren sie natürlich doch um Nagomu, der davon offenbar überhaupt nichts mitbekommt. Süßigkeit der Woche: Yuzu Yokan. Ein Gelee aus Agar-Agar und Yuzu-Saft, das gern zu grünem Tee gereicht wird. Traditionell mit der Wintersonnenwende und der Hoffnung auf Frühling verbunden. Und im Kontext von Deaimon: Recipe für Happiness mit Nagomus Opa, der eine Yuzu-Köstlichkeit zur Geburt seines Enkels im Dezember kreierte. Was Nagomu vergessen hat, aber trotzdem mit der Lebens-Konstante “Dezember, Yuzu, Opa” aufgewachsen ist. So funktioniert Tradition.
Folge 10: Erinnerungen an den 12. Monat des Mondjahres
Neujahr. Da hat selbst das Ryokushou geschlossen, denn man feiert im Familienkreis und besucht Friedhof und Shinto-Schrein. Aber für Stammkunden werden Neujahrs-Süßigkeiten vorbereitet. Nagomu darf noch nicht an die Süßigkeitenfertigung heran, aber er darf mit den Resten üben. Und dann trifft er einen Pechvogel, der es nicht einmal geschafft hat, rechtzeitig die richtigen Wagashi als Opfergabe für den Friedhofsbesuch zu besorgen. Dem darf er die Übungs-Mochi doch schenken? Selbst Itsuka hat ein Einsehen und unterstützt ihn heimlich. Stammkunden, die ihre Neujahrs-Süßigkeiten abholen, haben ihre Kinder dabei. Die kleine Koume hadert mit ihrem Namen. Der bedeutet Pflaume und sauer eingelegte Schrumpelpflaumen findet sie eklig. Doch nach einigem Hin und Her kann sie sich endlich damit anfreunden. Das hat mit Omas Vergangenheit zu tun, mit der symbolischen Bedeutung von Blüten und natürlich auch mit Süßigkeiten im Kreis der Jahreszeiten.
Wenn man sich Nagomus Rolle im Familienbetrieb so anschaut, dann war die Flucht in die Musikszene von Tokio damals schon eine gute Idee. Zuhause darf er nur Aushilfstätigkeiten übernehmen, stellt sich selbst dabei ungeschickt an und lebt in der Gewissheit, dass ihn die ganze Familie für einen unfähigen Taugenichts hält. Doch Papa hat einen erstaunlichen Neujahrswunsch: Dass Nagomu erkennt, wie gut seine Neujahrs-Mochi geworden sind. So viel Einfühlungsvermögen hätte man dem alten Griesgram gar nicht zugetraut. Süßigkeit der Woche: Hanabira Mochi. Zu einem Halbkreis gefalteter Mochi-Teig, gefüllt mit roter Bohnenpaste, die dezent rosa durch den weißen Teig hindurchschimmern muss. Und ein Klettenstängel, zuvor in Misopaste eingelegt, muss an den Seiten herausschauen. Das süße Häppchen geht auf einen Neujahrsbrauch am Kaiserhof der Meiji-Zeit zurück und muss darum ganz genau richtig gelingen. Aber Nagomu hat es mittlerweile drauf.
Folge 11: Das gute Gefühl
Februar. Nagomu ist krank und alle drei Frauen in seinem Leben sitzen irgendwann an seinem Krankenbett. Mitsuru aufgeregt und voller Hoffnungen, Kanoko mit vielen Erinnerungen und Itsuka mit einem kalten Waschlappen. Aber Nagomu hängt vor allem Gedanken an seinen älteren Mitschüler Tomoe nach, der ihm einst das Gitarrespielen beigebracht hat. Obwohl beide nach Tokio gegangen sind, hat Nagomu ihn dort nie gefunden. Valentinstag naht und damit die Frage, wer wem Schokolade schenken wird. Heftiger Schneefall, wie in dem Jahr, als Itsuka von Papa im Ryokushou abgeladen wurde. Nagomu will mit Itsuka einen Schneemann bauen, doch die ist sehr zögerlich. Da liegt nicht an Nagomu, sondern an ihrem Vater, mit dem sie so gern einen Schneemann gebaut hätte. Doch der hat sie stattdessen im Ryokushou abgeladen, um sich dann nie mehr zu melden.
Au weia, Papa. Da kommentiert er Nagomus Krankheit mit einem lauten “Prima, da ist uns der Tollpatsch nicht im Weg!” Aber Deaimon: Recipe for Happiness hat in den vergangenen Folgen schon klargestellt, dass das alles nicht so einfach ist, wie es wirkt. Vielleicht will Papa auf seine ruppige Art nur Nagomu klarmachen, dass er ohne Schuldgefühle krank sein darf, der Laden kann auch ohne seine Botengänge weiterlaufen. Nur, dass Nagomu das nicht so wahrnimmt, der hört nur Papas abwertenden Spruch. Itsuka, dieses verschlossene, kratzbürstige Wesen bekommt ein paar rührende Momente. Wie Kinder das so tun, gibt sie sich selbst die Schuld am Verschwinden ihres Vaters. Süßigkeit der Woche: Rote Bohnensuppe mit gegrillten Mochi. Das wärmt so schon an einem kalten Tag. Und Nagomu hat sie selbst gekocht. Weil das so einfach ist, das selbst Nagomu das hinkriegt.
Folge 12: Eine Seebrasse am Frühlingssonnenaufgang
So schnell kann ein Jahr vergehen: Es ist schon wieder Frühling. Wieder gibt es rosa Süßigkeiten mit Kirschblütenthema und mittlerweile kann Nagomu schon mitreden und Vorschläge machen. Die nimmt Papa zwar eher brummig entgegen, aber insgeheim freut er sich, dass Nagomu ins Wagashi-Wesen hineinwächst und lässt ihn sogar schon mal beim Kochen mitmachen. Itsukas Geburtstag naht und natürlich ist ihre Geburtstagstorte von Wagashi inspiriert. Nagomu hat eine besondere Überraschung für sie. Da hatte sie ihm zu seinem Geburtstag einen Gutschein für einen gemeinsamen Ausflug geschenkt und den will er nun zu ihrem Geburtstag einlösen. Mit einen Ausflug in einen Freizeitpark. Dünnes Eis, denn Nagomu ist so nervös, ob auch alles gut gehen wird. Und Itsuka hat schmerzhafte Erinnerungen an einen Freizeitpark-Nachmittag mit ihrem Papa. Aber dann haben sie doch jede Menge Spaß zusammen. Itsuka wartet zwar immer noch auf ihren leiblichen Vater, aber das kann sie jetzt sehr viel gelassener tun. Und was nun aus Nagomus Ex-Freundin und der verknallten Oberschülerin wird? Keine Auflösung in Sicht. Das Leben geht halt einfach weiter.
Schlussakkord für eine kleine, leise Geschichte. Nagomu hat nun seinen Platz im Familienbetrieb gefunden. Nein, er war kein Retter in höchster Not. Er ist aber auch nicht ins alte Muster als ewiger Taugenichts zurückgekehrt. Hinter Papas täglicher Brummigkeit steckte ein Plan: dem unbedarften Sprössling, der glaubt, er müsste die Welt retten und einen Betrieb übernehmen, von dem er keine Ahnung hat, den Beruf vom Bodenschrubben bis zur Produktentwicklung von der Pike auf beizubringen. Jetzt kann er schon heimlich stolz auf Sohnemann sein. Und Itsuka kann mittlerweile unbefangen mit dem Ersatz-Papa Nagomu umgehen und einen vergnügten Tag mit ihm verbringen. Das Motiv vom Erwachsenen, der durch ein Kind wieder zu Emotionen und Lebensfreude zurückfindet einmal umgekehrt: Hier hat eher ein naiv-liebenswerter Erwachsener einem verschlossenen, vom Leben enttäuschten Kind zurück zu seelischer Ausgeglichenheit geholfen. Insgesamt eine Gute-Laune-Serie mit viel Wissenswertem über japanische Kultur. Süßigkeit der Woche: Chomeiji. Rosa eingefärbter Reismehlteig, gefüllt mit roter Bohnenpaste und in ein Kirschblatt gewickelt. Gebraten und gerollt oder kugelig und gedämpft. Die Details können variieren, aber Nagomu kennt sich mittlerweile aus.