Ni No Kuni II – Schicksal eines Königreichs

Mit der Veröffentlichung von Ni No Kuni II: Schicksal eines Königreichs am 23. März 2018 entführt Level-5 (Professor Layton Reihe) den Spieler ein weiteres Mal in die andere Welt. Mehrere hundert Jahre sind seit den Ereignissen von Ni No Kuni: Der Fluch der Weißen Königin vergangen und einmal mehr droht der anderen Welt der Untergang. Doch ein junger König, vertrieben aus seinem eigenen Land, hat einen Plan die Welt zu einen und das bevorstehende Chaos abzuwenden.

    

Roland, der Präsident eines Landes, ist gerade auf dem Weg zu einer wichtigen Konferenz. Als er seinem Ziel nahe ist, wird die Stadt jedoch bombardiert und auch er wird somit in Mitleidenschaft gezogen. Anstatt jedoch zu sterben, findet er sich auf einmal in einem mittelalterlichen Schloss wieder. Vor ihm steht ein ebenso verdutzter Junge mit Katzenohren und Katzenschwanz. Doch bevor die beiden besprechen können, was gerade vor sich geht, kommt es zu einem Putsch. Menschenähnliche Mäuse haben es satt, von den Miez, einem katzenartigen Volk, unterdrückt zu werden und attackieren das Schloss. Der Katzenjunge, Evan Pettiwhisker Tom, stellt sich als König des Landes Katzbuckel heraus und soll vom Anführer des Putsches hingerichtet werden. Gemeinsam mit Evans Zofe Almina, wollen sie aus dem Schloss fliehen, jedoch überlebt Almina dieses Unterfangen nicht. Vor ihrem Ableben bittet sie ihn, ein Königreich zu führen, in dem alle Leute glücklich werden. Roland und Evan gelingt es, in einer Bande von Luftpiraten erste Verbündete zu finden. Zoran, der Anführer der Luftpiraten und Shanty, seine Tochter, begleiten die beiden dabei, ein neues Königreich aus dem Boden zu stampfen und die Länder der Welt unter einem Banner zu vereinen, um Alminas Bitte zu erfüllen.

Die Chroniken von Minapolis

Wie schon sein Vorgänger Ni No Kuni: Der Fluch der Weißen Königin ist auch Ni No Kuni II ein JRPG. Während man von Ort zu Ort wandert um die Handlung voranzutreiben, wird man in Kämpfe verwickelt, besucht in den einzelnen Städten Geschäfte um sein Inventar aufzufüllen und übernimmt eine der zahlreichen Nebenmissionen, in welchen man zumeist bestimmte Gegenstände aufsuchen und abliefern muss. War Magie im ersten Teil das vordergründige Element, so tritt sie diesmal etwas zurück. Zwar beherrscht Evan auch etwas Magie und kann nach und nach weitere hilfreiche Sprüche dazulernen, jedoch hat er als König andere Prioritäten. Bereits nach wenigen Spielstunden gründet er ein neues Königreich: Minapolis. Dieses gilt es auf- und auszubauen, Steuern einzunehmen um diese Vorhaben zu finanzieren und Personen zu finden, die sich nach einem neuen Zuhause oder neuen Herausforderungen sehnen und diese auf verschiedene Jobs zu verteilen, die etwa der Forschung neuer Waffen oder Magie oder der Produktion von Rohstoffen, dienen. In Schlachten mit verschiedenen Armeeklassen muss sich Evan außerdem als Feldherr beweisen und sein neues Königreich vor Eindringlingen verteidigen oder sich Militärübungen mit anderen Ländern stellen.

Ist man in einem neuen Land angekommen, kann man diesmal große, verzweigte Städte erkunden und versucht die Probleme des Landes zu lösen. Denn die Könige der jeweiligen Länder stehen unter dem Bann von Dämonenhauch, welcher die düsteren Seiten der Personen überhandnehmen lässt. Hat man dies geschafft, unterzeichnen sie Aldavans Abkommen – ein Schriftstück, welches den Weltfrieden bringen soll – und dann beginnt der Prozess im nächsten Königreich von neuem. Dort lassen sich auch jeweils neue Bewohner für Minapolis anwerben und weitere Nebenmissionen erfüllen, was für einen konstant abwechslungsreichen Spielfluss sorgt. Immer hat man etwas anderes zu tun, egal ob man sich in neue Gefilde wagt oder sich gerade im eigenen Königreich die Füße vertritt.

Altes und Neues

Auch wenn das Animestudio Ghibli (Die Chroniken von Erdsee) nicht mehr direkt an dem Titel mitgewirkt hat, so finden sich glücklicherweise viele bekannte Namen aus dem Vorgänger wieder, welche dafür sorgen, dass der markante Stil des Vorgängers beibehalten werden konnte. Yoshiyuki Momose (Stimme des Herzens) ist für das Charakterdesign verantwortlich und lässt den simplen, aber charmanten Ghibli-Look einmal mehr in der dritten Dimension aufleben. Joe Hisashi (Porco Rosso) kehrt als Komponist zurück und liefert bekannte Stücke des Vorgängers in bombastischen Gewand, gebündelt mit vielen neuen Stücken, die oft zur Atmosphäre passen, aber zum Beispiel in den Kämpfen nicht immer die entsprechende Stimmung vermitteln.

Originaltitel Ni no Kuni II: Revenant Kingdom
Jahr 2018
Plattform PlayStation 4, PC
Genre Level-5
Entwickler Bandai Namco
Publisher JRPG
Spieler 1
USK

Während man dem Vorgänger audiovisuell und in der Progression in vielerlei Hinsicht treu geblieben ist und Elemente hinzugefügt und ausgebaut hat, hat man sich die Kritik zum Kampfsystem sehr zu Herzen genommen. Vergangenheit sind die Vertrauten und zeitbasierte Aktionen, stattdessen hat man sich einer anderen Bandai Namco-Franchise, nämlich der Tales of-Reihe angenähert. Im flotten Echtzeit Kampfsystem werden wie in einem Actionspiel Aktionen auf Knopfdruck ausgeführt. Blockmanöver oder eine gut getimte Ausweichrolle erinnern wiederum an Charakter-Actionspiele wie God of War. Auch die KI der Mitstreiter hat sich verbessert, agieren sie diesmal viel aggressiver. Dank regenerativer Magie ist die Verschwendung von Zaubersprüchen auch kein Problem mehr, so entsteht ein Rhythmus aus Nahkampfangriffen zum Auffüllen der Magiepunkte und dem Ausführen von Magieangriffen, sobald man genug angesammelt hat. Um das neue Kampfsystem etwas ergiebiger zu gestalten, greifen auch die Monster nun in größeren Massen an, so passiert es nicht selten das man sich gegen zig Gegner gleichzeitig beweisen muss. Leider ist Level-5 in dem Fall die Balance nicht gelungen. Kämpfe werden schnell zu einfach, die große Anzahl an Nebenmissionen gibt so viele zusätzliche Erfahrungspunkte, dass man lediglich in den optionalen Traumräumen Monstern begegnet, die über dem Level der eigenen Spielfiguren liegen. Selbst wenn man mal dem seltenen, höher gelevelten Monster über den Weg läuft, kann man mit gutem Equipment meist als Sieger hervorgehen.

Ni No Kuni II stellt weder für den Neuling, noch für den Veteranen des Genres eine große Herausforderung dar. Der niedrige Schwierigkeitsgrad geht dafür aber mit dem Ton des Spiels wunderbar einher. Denn während man einen Putsch überlebt und korrupte Politiker aufdeckt, behält das Spiel eine positive Stimmung aufrecht, die es dauerhaft einhält. Evan schafft es in jedem das Gute zu erwecken und jeden Konflikt zum positiven zu wenden. Dies lässt zwar den Tiefgang anderer Genrevertreter vermissen, jedoch ist die optimistische Herangehensweise des Spiels äußerst liebenswürdig und vor allem eines: erfrischend.

Es ist lange her, dass ich ein Spiel hatte, an welches ich mit einem Lächeln zurückdenken kann. Die optimistische Stimmung von Ni No Kuni II hat mich emotional mitgenommen und an The Legend of Zelda: The Wind Waker erinnert – eines meiner Lieblingsspiele. Auch wenn das Spiel selten fordernd war, so haben mich die abwechslungsreichen Mechaniken rund um das eigene Königreich doch stets bei Laune gehalten. Die Geschichte mag vielleicht nicht so gut sein wie die aus dem Vorgänger, aber sie ist ebenso charmant, und doch so viel motivierender verpackt. Ich konnte das Gamepad nicht mehr aus der Hand legen, während ich miterlebt habe, wie Minapolis wächst und gedeiht, sich neue Bewohner Evans Sache anschließen und ein Königreich nach dem anderen Aldavans Abkommen unterschreibt. Ich hatte seit Final Fantasy XV nicht mehr so viel Spaß mit einem JRPG wie mit Ni No Kuni II: Schicksal eines Königreichs und es ist für mich definitiv ein Anwärter für das Spiel des Jahres 2018.

Makoto

Irgendwie schlägt sich Makoto durchs Leben, arbeitet aber nie in dem Beruf, den er gelernt hat. Doch findet er daneben immer die Zeit für seine große Leidenschaft: Videospiele. Gute Figuren und spannende Geschichten schätzt er sehr, aber oft reicht es ihm schon aus wenn es was zu lachen gibt oder es ordentlich kracht. Für Filme, Manga und Anime räumt er sich gelegentlich auch Zeit ein. Selbsterklärter Slice-of-Life Spezialist.

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