Inuyashiki: Last Hero

Der Science-Fiction-Schocker Inuyashiki: Last Hero von Gantz-Schöpfer Hiroya Oku wurde im Herbst 2017 von dem renommierten Studio MAPPA (Terror in Tokio) als Anime umgesetzt. Die Vorlage hierzu erschien vollständig bei Egmont Manga. In der Serie werden zwei Menschen von Aliens zu Cyborgs umgewandelt. Von da an verändert sich beider Leben völlig. Doch ihre Handlungen könnten nicht gegensätzlicher sein, denn während der Protagonist Inuyashiki ein Held ist, kann der Schüler Hiro nur mit seinen Gräueltaten glänzen. Eines ist klar: die Serie ist nichts für schwache Nerven, denn die unmenschlichen Taten lassen einen erschaudern. Für die heimischen Bildschirme wird der Titel seit April 2019 durch den Publisher Universum Anime als Collector’s Edition auf DVD und Blu-ray veröffentlicht.

    

Das Leben von Ichiro Inuyashiki lässt sich als eine absolute Katastrophe beschreiben. Von seiner Frau, Kindern und Freunden kein Stück gewürdigt und respektlos behandelt, wird ihm auch noch Krebs im Endstadium diagnostiziert. Das alles geht an dem gutmütigen 58-jährigen Mann nicht spurlos vorbei, wodurch dieser auch älter aussieht, als er eigentlich ist. Bleibt ihm nur noch das Vertrauen in einen ausgesetzten Hund, den er bei sich aufnimmt und liebevoll Hanako nennt. Doch dann passiert etwas Bizarres. Inuyashiki und der Schüler Hiro Shishigami werden von einem Objekt aus dem All erschlagen. Nach dem Inuyashiki wieder zu Bewusstsein kommt, fühlt er sich so gut, wie noch nie zuvor. Sogar der Krebs ist weg. Schnell kommt er dahinter, was der Grund dafür ist, denn jetzt ist er ein Cyborg. Doch auch Hiro ist nicht mehr der Selbe und seine ersten Opfer bekommen dies zu spüren…

Bang! Bang! Und sie sind tot

Ichiro Inuyashiki kann es kaum fassen, denn er hat plötzlich einen neuen Körper, mit dem er anfangs noch gar nicht so sicher umgehen kann. Kein Wunder, denn er ist auch ein alter Mann, der sich nicht allzu sehr mit der Technik der jungen Generation auskennt. Hiro Shishigami findet dagegen sehr schnell heraus, wie er seinen neuen Körper nutzen kann. Kaum hat er den Dreh raus, tötet er wahllos Menschen, um einfach zu fühlen, ob er noch ein Mensch ist. Wenn er Menschen tötet, benutzt er gerne das Wort ”Bang!”, als würde er mit einer Pistole schießen. So formt er auch mit seiner Hand eine Pistole und richtet sie auf sein Opfer. Die Massaker, die er öfters anrichtet sind dabei harter Tobak. So geht er einfach in ein Haus und tötet ohne jegliches Mitgefühl eine ganze Familie. Noch nicht einmal vor Kindern macht er Halt. Bei ihm dürfte schon alleine der Name verwirren, der wie “Hero” klingt. Vom Heldsein ist er ziemlich weit entfernt. Doch mit der Zeit ist der Fall klar, denn bei ihm handelt es sich eindeutig um einen soziopathischen Jugendlichen. Zumindest sprechen alle Verhaltensmuster dafür. Sein Freund Ando Naoyuki ist von seinen Taten alles andere als begeistert und das Ende einer Freundschaft ist vorprogrammiert. Ichiro gewöhnt sich in der Zwischenzeit an seinen Körper und findet Freude, darin anderen Menschen zu helfen und sie von Krankheiten zu heilen und kann jemanden wie Hiro nicht dulden. So ist ein Kampf zwischen ihm und Hiro unausweichlich.

Abschaum der Gesellschaft

Originaltitel Inuyashiki
Episoden 11 (1 Staffel)
Genre Action, Psychological, Drama
Regisseur Keiichi Sato, Shuhei Yabuta
Studio MAPPA

Es fallen kleine Ähnlichkeiten zwischen Inuyashiki: Last Hero und Gantz auf. So fühlt man sich bei Hiro Shishigami etwas an den Antagonisten Joichiro Nishi erinnert. Bei beiden handelt es sich um Soziopathen. Auch der Ansatz mit den Aliens ist in beiden Titeln vorhanden. Hier sind sie allerdings unterrepräsentiert. Doch die größte Ähnlichkeit dürfte darin bestehen, dass auch hier wieder der Abschaum der Gesellschaft eine Rolle spielt. Zum Beispiel, dass Jugendliche einen wehrlosen Obdachlosen mit Feuerwerk anzünden wollen, Yakuza eine Frau entführen oder  “übliche Dinge” wie Mobbing. Im Grunde findet sich vieles davon auch in der Realität wieder. Besonders dann, wenn die Eltern für die Taten ihrer Kinder fertig gemacht werden, obwohl sie für diese nichts können. Egal ob Medien oder Internettrolle, das alles ist realistischer als vielleicht anfangs gedacht. Sogar Präsident Trump bekommt einen Auftritt im Fernsehen, der allerdings kein gutes Licht auf ihn wirft. Der Anime überzeugt, indem er tief in die Psyche des Menschen eindringt und das auch noch spannend verpackt. Hier wird gut aufgezeigt, wie unterschiedlich Menschen mit ihren Kräften umgehen. Hiro ist mit Light Yagami aus Death Note vergleichbar. Denn es handelt sich auch bei ihm um einen Schüler, der Kräfte bekommt, die bei ihm in den falschen Händen sind. Ganz anders als Inuyashiki, der die Welt zu einem besseren Ort machen möchte und eher zu den stillen Helden gehört. Er will niemanden töten und konzentriert sich mehr auf das Retten von Menschen. Mit ihm wurde ein sehr sympathischer Protagonist geschaffen. Jedes Mal, wenn er etwas Gutes tut, zaubert es vielleicht dem einen oder anderen ein Lächeln aufs Gesicht. Hiro hat im Verlauf auch einige Momente, in denen ihm etwas Sympathie entgegen gebracht werden kann. Doch wirklich mögen kann ihn wahrscheinlich niemand. Zumindest nicht nach den Gräueltaten, die er angerichtet hat. Er ist ein Massenmörder, der jeden tötet, den er als Feind ansieht. Egal ob Polizisten, Reporter, Zivilisten oder ganz Japan. Er schreckt nicht davor zurück, ganz Japan auszulöschen. Nach dem Tod seiner Mutter, die Selbstmord begangen hat, dreht er komplett durch. Ein Mädchen, Shion, was in ihn verliebt ist, kann an dieser Situation auch nichts mehr ändern. Hiro denkt, dass er nicht mehr verfolgt werden würde, wenn er ganz Japan auslöscht. Er rechnet damit, dass er dann in Frieden leben kann, ohne für seine Taten belangt zu werden. Hier wird noch einmal deutlich, dass er ein Soziopath ist, der seine Fehler nicht einsehen kann.

Der Held in animierter Form

Für Fans von Gantz ist die Brutalität in Inuyashiki: Last Hero nichts Neues und eventuell sogar noch milde. Alle anderen dürften vielleicht überrascht sein und in eine Welt eintauchen, in der es alles andere als schön zugeht. Einige Fans haben befürchtet, dass Inuyashiki: Last Hero ein reiner CGI-Anime werden könnte. Zum Glück ist es nicht der Fall. Es handelt sich um eine Mischung aus 2D-Animationen und CGI, dessen Einsatz nicht immer lobenswert auffällt, aber man kann mit dem Ergebnis dennoch recht zufrieden sein. Der Anime ist nicht ganz so farbenfroh gehalten, was zu einer ernsten Geschichte, wie der von Inuyashiki: Last Hero passt. Studio MAPPA schafft es allerdings nicht ganz, die Atmosphäre der Vorlage einzufangen. So wirkt Hiro durch die Zeichnungen von Hiroya Oku im Manga oftmals düsterer und beängstigender. Hier hat eindeutig der Manga die Nase vorn. Was die Animationen angeht, liegen – verglichen mit Gantz, welches 2004 als Anime umgesetzt wurde – fast Welten. In dieser Hinsicht hat Inuyashiki: Last Hero mehr Glück. Das Opening ”My Hero” von Man with a Mission (Mobile Suit Gundam: Iron-Blooded Orphans) gehört zu den stärksten Openings des Jahres 2017 und kann sowohl auf visueller, als auch auf akustischer Ebene überzeugen. Es hat einen einprägsamen rockigen Refrain mit Ohrwurm-Faktor und wird in Englisch gesungen. Hier hat MAPPA alles richtig gemacht, denn das Opening gehört nicht ohne Grund zu den beliebtesten Openings der Herbst Season 2017. Das Ending ”Ai wo Oshiete Kureta Kimi e” von Qaijff stimmt im Vergleich zum Opening eher ruhigere Töne an, was den perfekten Abschluss einer Folge bildet. Visuell ist das Ending in schwarz/weiß gehalten und zeigt einen Sternenhimmel, auf dem die Charaktere mehfach abgebildet werden. Verglichen mit dem Inhalt der Folgen wirkt das Ending emotional und nachdenklich. Der Soundtrack von Yoshihiro Ike (Gantz:O) kann sich auch hören lassen. Besonders eindrucksvoll kommt dieser in den Szenen von Hiro zur Geltung. Zum Beispiel, als Hiro Ando seine Kräfte demonstriert. Bemerkenswert an dem Anime ist auch, dass einige der Rollen nicht von echten Synchronsprechern gesprochen werden, sondern von Schauspielern, die noch in keinen Animes zu hören waren. Der Unterschied lässt sich schnell bemerken, denn die Stimmen klingen natürlicher und weniger übertrieben, als es in Animes üblich ist. Hiro wird von Nijiro Murakami (Anohana: The Flower We Saw That Day) gesprochen. Viele Zuschauer erinnert seine Stimme an die von Mamoru Miyano (Death Note). Der Synchronsprecher von Ando; Kanata Hongo (Gantz: Perfect Answer) hat 2018 dieselbe Rolle auch in der Realfilm-Adaption von Inuyashiki: Last Hero übernommen. Er war auch schon in Gantz: Spiel um dein Leben als Joichiro Nishi zu sehen.

Fazit

Die Anime-Adaption hat mich darin bestärkt, mir den Manga zuzulegen. Zwar hatte ich schon vorher Interesse daran, als der Manga in Deutschland lizenziert wurde, aber der Anime war dann doch der Auslöser. Schon nach den ersten zwei Folgen habe ich zugegriffen. Der perfekte Zeitpunkt, da Egmont Manga die Vorlage unter dem Titel Last Hero Inuyashiki inzwischen vollständig veröffentlicht hat. So bin ich auch zum Vorgängerwerk Gantz gekommen, was mir ebenfalls ausgesprochen gut gefällt. Studio MAPPA hätte bei Inuyashiki: Last Hero ruhig 13 Folgen produzieren können, da der Anime etwas gehetzt ist. Doch wenn man davon absieht, ist der Anime ganz ordentlich ausgefallen. Inuyashiki: Last Hero wird auf jeden Fall lange Zeit Gesprächsthema bleiben, denn auf die Animeserie folgt die Realfilm-Adaption. Nicht überraschend für mich, da auch Gantz vor einigen Jahren verfilmt wurde. Ich kann den Anime allen empfehlen, die Animes wie Death Note, Erased – Die Stadt, in der es mich nicht gibt oder Gantz toll finden. Ein spannender, emotionaler und an einigen Stellen auch realistischer Anime, der aufgrund der gezeigten Gewalt nicht für jeden geeignet ist. Auf jeden Fall gehört der Anime jetzt schon zu den umstrittensten Werken, was einfach daran liegt, dass man selten Animes dieser Art erlebt. Ich freue mich darauf die Blu-ray Collector’s Edition von Universum Anime zu vervollständigen. Ein klarer Favorit neben Attack on Titan Season 2 aus dem Jahr 2017 für mich. Kein Titel, der schnell vergessen wird.

 

Zweite Meinung:

Selten hat eine Serie derart polarisiert wie Inuyashiki: Last Hero. Nicht nur der Realismusgehalt (sogar Trump wurde wie die Faust aufs Auge getroffen!), sondern vor allem die verstörende Schonungslosigkeit, mit der hier Menschen exekutiert werden, sorgen dafür, dass dieser Titel garantiert in Erinnerung bleiben wird. Dabei werden vor allem mit den Massenhinrichtungen die allerniedrigsten Instinkte befriedigt, die GANTZ bereits bediente. Zwar wird man hier von Nacktheit verschont, dafür gibt es jede Menge Gewalt gegen Zivilisten und sogar vor Kindern wird kein Halt gemacht. Diese Sensationsgier kann ich beim besten Willen nicht gutheißen und deshalb verfolgte ich die Serie mit einem gewissen Maß an Verständnislosigkeit. Dem entgegen steht der ungewöhnliche Hauptcharakter, der sich nicht nur durch sein Alter auszeichnet und leider völlig zu Unrecht Debatten auslöste, ob es mehr “alte Knacker” geben müsste. Dazu kann ich nur sagen: Alte Menschen existieren, auch im Internet. Daher ist diese Entscheidung eine einzige Wohltat und auch die familiären Bindungen Inuyashikis überzeugen mit viel Liebe. Mit diesen beiden starken Gewichten auf jeder Seite entsteht für mich ein mittelmäßiger Anime, dessen Plakativität ich beim besten Willen nicht gutheißen kann.

Alva Sangai

Alva Sangai beschäftigt sich in ihrer Freizeit gerne mit Medien verschiedenster Art. Egal, ob Serien, Filme, Anime oder Manga. Dabei spielt es keine Rolle aus welchem Land die Produktionen stammen, denn Alva ist da sehr weltoffen. Des Weiteren hört sie gerne Musik, schreibt Geschichten und zeichnet ab und zu. Ein Tee oder ein Cappuccino darf dabei natürlich nicht fehlen. Nebenbei beschäftigt sich Alva mit den vielen Funktionen von Clip Studio Paint EX, denn sie möchte sich in der Zukunft an einem Web-Comic versuchen. Der Name Alva Sangai setzt sich aus dem Vornamen der Protagonistin ihrer ersten längeren Geschichte, sowie ”Sangai”, Hirschen die nur in Manipur (Indien) zu finden sind, zusammen. Sangai spielt also auf ihre Bollywood-Artikel an.

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