Naruto Shippuden

Unmittelbar nach dem Ende von Naruto startete noch 2007 der Nachfolger Naruto Shippuden im japanischen TV. Im Jahr 2017 feierte die Erfolgsserie, welche im Gegensatz zur ersten Serie ältere Charaktere und eine ernstere Grundstimmung präsentiert, sowohl zehnjähriges Jubiläum als auch Ende, da im März die letzte Episode lief. Insgesamt brachte es der Anime somit auf satte 500 Episoden in 23 Staffeln. Im folgenden Review schauen wir uns an, was den Nachfolger abgrenzt und wie sich die Serie qualitativ entwickelt hat.

  

Zweieinhalb Jahre nach Sasukes Flucht kehrt Naruto Uzumaki in sein Dorf Konoha zurück. Nachdem er in dieser Zeit im Training bei Jiraiya war, ist er froh, seine Freunde wiederzusehen und verfolgt weiter das Ziel, Sasuke nach Hause zu bringen. Jedoch wird auch die Organisation Akatsuki immer aktiver und entführt gleich zu Beginn den neuen Kaze-Kage Gaara …

Mehr Action, tiefere Geschichte

Ohne Frage legt Naruto Shippuden wesentlich mehr Action hin als sein Vorgänger. Auch die Grundstimmung ist sowohl ernster als auch zunehmend düsterer. Insgesamt steigt mit dem Alter der Protagonisten auch das Alter der Zielgruppe, da sich Naruto Shippuden im Gegensatz zum Vorgänger an Jugendliche richtet. Zusätzlich präsentieren sich viele der Charaktere aufgrund ihres Alters nun interessanter als zuvor – natürlich in Kombination zur neugewonnen Stärke, da die Ninjas in der Zwischenzeit nicht auf der faulen Haut lagen. Allgemein geht die Geschichte der Serie wesentlich tiefer ins Detail und beleuchtet unfassbar viele Aspekte. Die Akatsuki gehören zu den Hauptantagonisten, weshalb man auch zunehmend mehr über sie erfährt. Wer ist der Anführer? Warum wurde die Organisation gegründet? Welche Ziele verfolgt sie? All das und noch mehr wird endlich aufgedeckt. Im Zusammenhang dazu wird auch genauer erklärt, was der neunschwänzige Fuchs (im Original: Kyuubi), der in Naruto versiegelt ist, eigentlich ist. Aus der ersten Serie ist bekannt, dass es mehrere dieser Monster gibt, die in Menschen versiegelt sind.

Die Legende eines Helden

Naruto ist in der Fortsetzung 15-17 Jahre alt und das merkt man ihm auch an. Er hat seine individuellen Charakterzüge behalten, zeigt jedoch immer mehr Reife. Diese erlangt er stellenweise auch durch einschneidende Erlebnisse, die die zunehmend angespannte Situation der Shinobi-Welt hervorbringen. In der ersten Serie war dabei kaum vorstellbar, dass der freche Naruto wirklich einen guten Hokage abgeben würde – in Naruto Shippuden kauft man ihm das gerne ab. Insbesondere im Kampf gegen Pain, um Konoha zu schützen, hat er genau die Ambitionen gezeigt, die ein Hokage braucht.  Natürlich wird der blonde Ninja auch immer stärker und lernt im Laufe der Serie viele neue Techniken. Diese präsentieren sich zumeist als sehr spannend insziniert und sorgen für Abwechslung.  Naruto lernt sogar, wie man das Chakra des neunschwänzigen Fuchses kontrolliert.  In den letzten Abschnitten der Serie wird der Stärkepegel jedoch zunehmend überspannt, wobei dies bei dem Charakter Sasuke Uchiha noch deutlicher der Fall ist. Im Laufe der Serie wird ebenso aufgedeckt, wer Narutos Eltern sind und warum sie sterben mussten.

Sasuke Shippuden?!

Obwohl man gut und gerne behaupten kann, dass das Zurückholen von Sasuke Uchiha irgendwann ein wichtigeres Ziel wird als das Erreichen des Hokage-Statuses, erfährt man zunächst gar nicht so viel über ihn. Trotz der Eingangsszenen der ersten Folge, die einige Neugier weckende Szenen mit Sasuke enthält, kommt es erst in der zweiten Staffel zum emotionalen Wiedersehen von Team 7. Kurz zuvor hat zu Narutos Missfallen ein merkwürdiger Junge namens Sai Sasukes Platz im Team eingenommen. Im Gegenzug widmet sich Staffel 6 zum Großteil dem jüngsten Uchiha und dem Ziel, seinen Bruder zu töten. Dabei wird sehr genau auf die Geschichte des Uchiha-Clans eingegangen, ebenso wie darauf, wieso Itachi Uchiha fast seine gesamte Familie ermordete. Genau wie Naruto macht Sasuke eine starke Charakterentwicklung durch, jedoch deutlich in den kontroversen Bereich. Wer dachte, dass Sasuke bereits zum Ende der ersten Serie ein düsterer Geselle war, wird dies im Laufe von Naruto Shippuden wohl noch stärker empfinden. Nach und nach scheinen sich die Anteile seiner früheren Persönlichkeit zu verringern, er wird immer skrupelloser. Verzweiflung und Hass sind irgendwann die einzigen Emotionen, die er noch ausleben möchte.

Kämpfe, Politik und Redeschwall

Originaltitel Naruto Shippuuden
Jahr 2007 – 2017
Episoden 500 (23 Staffeln)
Genre Action, Abenteuer, Fantasy
Regisseur Hayato Date
Studio Studio Pierrot

Die Kämpfe werden noch besser inszeniert. Sie haben stets eine angenehme Länge, wirken im Gegensatz zu manchen Genre-Kollegen auch nie unnötig gezogen. Dabei wird jedoch konstant die Spannung aufrecht erhalten, sodass man auch nicht zu schnell das Ergebnis des Kampfes abschätzen kann. Nicht nur Hauptcharakter Naruto redet in den Kämpfen gerne viel – die meisten der Figuren scheinen eine Vorliebe dafür zu haben, wie ein Wasserfall zu reden, obwohl gerade ein Kampf um Leben und Tod tobt. Dies sorgt für Abwechslung, wirkt in mancher Situation jedoch auch ein wenig deplatziert. Zumeist runden sie den Kampf jedoch angenehm ab, da die Gedanken der Kämpfer häufig mit Rückblicken insziniert werden. Allgemein ist die Dichte der Geschichte als positiv zu werten, da das neue Ziel vom langersehnten Frieden auch zeigt, wie grausam Kämpfe eigentlich sein können und was die Spannungen zwischen den Shinobi-Reichen für Opfer fordern. Zusätzlich war lange Zeit nahezu nichts über die weiteren Reiche und Dörfer neben Konoha (Feuerreich) und Suna (Windreich) bekannt. Das ändert sich nun, sodass die Oberhäupter der anderen Dörfer gezeigt werden. In diesem Kontext bietet Naruto Shippuden auch politische Inhalte, so gibt es beispielweise ein Treffen aller fünf Kage.

Dieses ist insbesondere darin begründet, dass Sasuke den Bruder des Raikage angegriffen hat. Da Sasuke urspünglich ein Ninja aus Konoha ist und dem Uchiha-Clan angehört, bringt das den Frieden zunächst sehr in Gefahr. Sasuke muss offiziell zum tötungswerten Feind erklärt werden, was bei Naruto natürlich alle Alarmglocken anwirft.  Bereits im geschichtlichen Aspekt ist es möglich, Parallelen zur realen Weltgeschichte zu ziehen – gab es doch sowohl in Fiktion als auch in Realität bereits große Kriege, die mit Alliierten geführt wurden.

Altbekannte Ärgernisse

Bereits die erste Serie hatte eine grausige deutsche Umsetzung. Falsche Aussprache, lächerliche Dialogverharmlosungen und sinnentstellende Übersetzungsfehler zogen sich durch alle neun Staffeln. In Naruto Shippuden ist das nicht anders, erst ab Episode 268 ändert sich endlich etwas, da die Serie ab diesem Zeitpunkt nicht mehr im Auftrag von RTL 2 vertont wird. Die Dialogzensur ist Geschichte, während die falsche Aussprache zugunsten der deutschen Kontinuität beibehalten wird – wie man dies persönlich findet, muss wohl jeder für sich entscheiden. Im Zuge dessen gibt es mit Beginn der Abschaffung von der Dialogzensur leider auch einen Sprecherwechsel beim Haupcharakter selbst. Die neue Stimme von Naruto erweist sich als nicht immer ideal, da die tiefere Stimme in vielen Situationen einfach nicht zu einer jugendlichen Figur wie Naruto Uzumaki passen möchte. Die Filler-Folgen, die von vielen Fans gefürchtet werden, steigern sich in ihrer Anzahl zunehmend. Es gibt Story-Arcs, die eine ganze Staffel darstellen und nicht im Manga vorkommen. Dazu gehören z.B. Staffel 3 sowie Staffel 5. Dies gelingt stellenweise recht gut, sodass sie die Haupthandlung sinnvoll ergänzen, doch Staffel 3 fehlt die Logik absolut, da sich die dort erzählte Geschichte nicht logisch mit der Hauptgeschichte vereinbaren lässt. Neben diesen zusammenhängenden Filler-Staffeln gibt es ebenso Staffeln, die sich Einzelgeschichten zuwenden, wobei es sich nicht selten um Rückblicke handelt, die dem Zuschauer zum Teil sogar sinnvoll die Nebenfiguren näherbringen. Dieses Prinzip findet man z.B. in Staffel 9 und 11, in denen längere Ruheperioden oder Reisen stattfinden. In den letzten etwa 200 Folgen werden viele Filler-Folgen sehr zufällig und ohne weiteren Kontext angerissen, was sehr irritierend sein kann.

Naruto Shippuden bietet noch einmal wesentlich mehr als sein Vorgänger – eine ausgearbeitetere Story, ältere Charaktere, coolere Jutsus und einen noch besseren Soundtrack. Das höhere Alter der Figuren bekommt der Geschichte sehr gut und auch die Charakterentwicklungen sind nicht zu verachten. Insbesondere Staffel 6, 8 und 10 liebe ich aus vollem Herzen, und selbst die Filler stören mich zum Teil gar nicht so sehr, da sie stellenweise sehr sinnvolle Ergänzungen darstellen. Erst später nehmen diese derart überhand, dass ich mir dachte, dass man genauso gut eine eigene Serie nur aus einzelnen Filler-Abenteuern machen könnte. Leider ist der letzte große Abschnitt auch im Anime mehr schlecht als recht gelungen. Der gesamte Arc um den 4. Ninjakrieg ist irgendwann nur noch nervig. Es war eine denkbar schlechte Idee, alle Charaktere auf ein Schlachtfeld zu werfen und mit dem sogenannten Edo Tensei auch noch Verstorbene zurückzuholen. Tod ist Tod, in der Hinsicht ist schon das Finale der 8. Staffel grenzwertig, als Nagato seine Opfer wiederbelebt (obwohl ich darüber froh war, da ich sonst Favoriten verloren hätte). Ebenso rollte ich bei den Kraftschüben von Naruto und besonders Sasuke irgendwann nur noch mit den Augen, da sich so das Gefühl einschlich, dass sie nur noch Übermachten darstellen, die jegliche neue Stärke hinterhergeworfen bekommen. Dabei hab ich früher nur zu gerne gesehen, wie die beiden stärker wurden und neue Techniken lernten.  Trotzdem ist Naruto Shippuden unterm Strich ein außergewöhnlich guter Fighting-Shounen, der einen besonderen Platz in meinem Herzen hat. Besonders gut finde ich, dass die Geschichte wirklich tief geht, was vor allem bei Rückblicken von Staffel 8 erneut deutlich wird. Hauptcharakter Naruto Uzumaki selbst ist hier ebenso eine noch bessere Figur, sodass ich ihn noch einmal lieber mag als in der ersten Serie. Er macht eine wirklich interessante Entwicklung durch, die zumeist auch sehr nachvollziehbar ist. Die Antagonisten, insbesondere die Organisation Akatsuki, stellen für mich auch ein Highlight dar. Die Gegner haben manchmal etwas, das so nicht existieren kann, so wie z.B. Akatsuki-Mitglied Deidara Münder in den Händen hat, mit denen er Lehm für seine Jutsus produzieren kann. Dennoch geht das Charakterdesign weitesgehend nicht in groteske oder lächerliche Richtungen, von wenigen Ausnahmen abgesehen. Dementsprechend abwechslungsreich sind die Kämpfe, die hier wirklich in passender Anzahl gesetzt werden.

Zweite Meinung:

Als Ganzes betrachtet, ist Naruto Shippuden eine recht durchwachsene Angelegenheit. Stets Gefahr laufend, die Mangavorlage einzuholen, wurde mehr als nur einmal die Geschwindigkeit gedrosselt, was zu langatmigen Laberfolgen führte. Teile, die schon im Original ihre Längen haben, verschlimmert das leider eher noch weiter. So sehr einige Anime-only Folgen die Geschichte dieser fiktiven Welt auch ergänzen, so sehr nehmen sie oft doch einiges an Luft der eigentlich zusammenhängenden Handlung der Mangavorlage raus. Studio Pierrot ließ es sich auch nicht nehmen, zu so einigen Sparmaßnahmen zu greifen, was bei einer durchgehend wöchentlich laufenden Serie sicher auch wirtschaftlich absolut notwendig ist. Ändert leider nichts daran, dass diese Serie einige der billigsten (Nicht-)Animationen der Anime Industrie zu bieten hat. Allerdings gleichwohl auch einige der besten. Wenn die Serie auf einen Höhepunkt zusteuert, kann man davon ausgehen, dass die Episodenregie und die Animatoren von Studio Pierrot sich dafür richtig ins Zeug legen. Dabei kommen einige kontroverse Animationen (der eher unbeliebte Pain Fight beispielsweise) heraus, aber auch etliche ausgesprochen atemberaubende. Nicht selten ist so manch eine Szene auch um einiges packender als die Vorlage. Zugute kommt hier auch die Welt von Naruto, die für Kampfszenen wahrlich viel hergibt: Mit der Körperkunst Taijutsu gibt es viele Möglichkeiten für Material Arts und Waffenkämpfe aller Art, während die Geheimkünste der Ninjutsu allerhand erfinderische Superkräfte und die Illusionskünste der Genjutsu fantasievolle Visionen und Scheinwelten zu bieten haben. Die Stellen, die das voll ausnutzen, sind ein wahrer Augenschmaus. Für den Rest braucht man leider sehr oft doch einiges an Geduld.

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Ayla

Ayla ist Schülerin und beschäftigt sich hobbymäßig mit allen möglichen Medien, ohne dabei Beschränkungen zu kennen. Dennoch ist sie vor allem ein Serien- & Game-Junkie und liebt besonders actionreiche und dramatische Inhalte, wobei sie gleichzeitig für viele kindliche Themen zu haben ist, weshalb sie weiterhin großer Disney-Fan ist. Abseits ihrer Leidenschaft des Sammelns ihrer Lieblingsmedien schreibt Ayla gerne selbst Geschichten oder zeichnet Bilder, um sich so zu entspannen.

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