Just Because (Folge 7)

Nach der Pause zur Seasonmitte knüpft die Handlung der neuen Folge von Just Because direkt an den Geschehnissen am Ende des vorigen Kapitels an. Doch Eitas Beistand für die niedergeschlagene Ena hat weitreichende Folgen, sowohl für die Handlung als auch deren Geschwindigkeit.

Der Beginn der zweiten Serienhälfte bietet einiges an Spannung und Drama. Dieses mal ist es die Handlung selbst, die eine für die Serie fast schon unglaubliche Beschleunigung erfährt. Der Fokus liegt dabei ganz auf dem Dreiergespann Ena, Natsume und Eita. Hazuki und Haruto rutschen dagegen gefühlt in die Kategorie der Nebencharaktere ab – ob das in den kommenden Folgen wohl so bleiben wird? Eita hilft seinen beiden Schulkameradinnen jeweils aus ihrer misslichen Lage, was diese wiederum dazu bringt, ihre Ansichten über den kurz angebundenen, aber geradezu erfrischend direkten Helfer gehörig zu überdenken. Zugegeben, keine dieser neuen Entwicklungen kommt allzu überraschend – das Ende der Folge einmal ausgenommen. Aufgrund des auf Realismus abzielenden Settings des Anime wären allzu unvorhersehbare Handlungsverläufe auch kaum möglich, fühlten sie sich doch schnell forciert an oder auch unglaubwürdig. Allerdings bleibt die Handlung der Folge nur knapp unter dieser Grenze. Denn vor allem im Hinblick auf besagtes Ende – das Treffen zwischen Ena und Natsume, bei dem beide ihre Position deutlich machen – offenbart die Serie wie schon zuvor ihre Stärke: ihr Drama immer dann zuzuspitzen, wenn der Zuschauer es nicht unbedingt kommen sieht.

Wandel in der Erzählweise?

Mit dem Mehr an Erzählgeschwindigkeit geht, so scheint es, auch eine Reduktion der vielen kleinen, die Stimmung untermalenden, Metaphern und Bilder einher, die Just Because vor allem zu Beginn visuell interessant gestaltet haben. Auch das schon fast rituelle Baseballspiel fehlt in dieser Episode – zumindest zum allergrößten Teil. Dieser Wandel in der Erzählweise, der schon in den vorigen Episoden stattfand, aber in der neuesten bisher am deutlichsten aufscheint, macht allerdings auch Sinn: Das Setting der Serie ist das mehr oder weniger alltägliche Leben japanischer Teenager, und das ist nun mal – zumindest aus Sicht des japanischen Zielpublikums – nicht spannend genug, um allein 13 Episoden lang ein Publikum bei der Stange zu halten.

Dass der Fokus auf die Entwicklung der Handlung zu Lasten der Visuals geht, ist für mich daher auch mehr als verkraftbar. Insgesamt gesehen bleibt der Anime seinem Konzept ja treu. Die rasante Handlung empfand ich an einigen Stellen zunächst etwas unglaubwürdig, vor allem Eitas Hilfe für Natsume, wo er ihr gegenüber doch bisher so passiv war. Allerdings liefern er selbst und später auch Natsume in ihren Erinnerungen eine plausible Erklärung für sein Verhalten. Zudem erspart sein Aktivismus dem Zuschauer unnötiges Melodrama und treibt die Handlung dankenswerterweise so weit voran, wie das an dieser Stelle nur wenige Genre-Vertreter machen. Gefreut habe ich mich zudem über die endgültige Aufwertung von Enas Rolle zu einer der Zentralfiguren des Dramas. Den eindeutigen Sympathieträger der Serie als einseitigen Fotographie-Freak und Eitas Schulter zum Ausweinen zu belassen, das wäre am Ende doch eine arge Vergeudung von Potenzial gewesen.

Zweite Meinung:

In dieser Episode gibt es kein Nebenher der Protagonisten, keine beiläufigen Begegnungen oder belanglosen Gespräche. Eita, Ena und Natsume wirken wie drei Planeten, die einander umkreisen und sich aufeinander zubewegen. Jeder nimmt den anderen intensiv wahr und stellt gleichzeitig sich selber in Bezug auf den anderen in Frage. Das ist ein guter Start für die zweite Halbzeit, und es ist gut, dass sich zunächst auf diese drei Figuren konzentriert wird, so hat der Zuschauer genügend Zeit, um sich mit der zunehmenden Aktivität der Charaktere zu beschäftigen. Besonders Eita kommt in Bewegung, als Natsume in der Klemme steckt. Wirklich helfen kann er auch nicht, aber er ist da, als sie jemanden braucht, der ihr Mut zuspricht und sie anschubst. Er hat die Sache im Blick, kennt die Abläufe, weiß die Fragen und strahlt genau die richtige Dosis Ruhe aus, die nötig ist. Natsume schaut nur auf sich, ist bereit, die Gegebenheiten als unabänderlich anzuerkennen und aufzugeben. Momentan strahllt sie wesentlich mehr Lethargie aus als Eita. Ena dagegen wirkt, als wenn ihre kleine, lustige Welt auf einmal unüberschaubar groß geworden ist und sie ihren sicheren Stand darin verloren hat. Dass sie nicht in der Lage ist, sich gegen den Passanten, der sie fälschlich beschuldigt, zu behaupten, zeigt deutlich, wie durcheinander sie ist. Die drohende Auflösung ihres Clubs nimmt ihr einen sicheren Platz in der Welt, von dem aus sie bisher agiert hat. Warum allerdings dieser Club ihr so wichtig ist, das ist noch nicht deutlich geworden. Ich bin gespannt, wie es weitergehen wird, denn die letzte Szene zwischen Ena und Natsume birgt genug Sprengstoff, um die ganze Geschichte auseinanderzureißen. Hoffentlich haben die Macher dieses Anime weiterhin ein so geschicktes Händchen, um unnötige Dramen zu vermeiden, trotzdem aber die Intensität der Gefühle und Spannungen authentisch herauszustellen.

nightfury

nightfury liebt Geschichte(n), gibt aber auch gerne seinen eigenen Senf dazu: er verkriecht sich für seine Doktorarbeit in staubige Archive und philosophiert viel zu lange über das Werk, das er konsumiert hat. Leider mag er auch Sprachen und ist ein Grammatik-Freak, weshalb kein Text vor seinem Pedantismus sicher ist. Wenn er mit seiner Besserwisserei dann endlich am Ende ist, hört er auch gern mal den Anderen zu oder spielt ihnen mit seiner Westerngitarre Lieder von Johnny Cash vor.

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