Death Parade

Mit Death Parade veröffentlichte Universum Anime von März bis Mai 2017 eine Mystery-Serie, deren philosophischer Einschlag schnell eine große Fanbase gewinnen konnte. Psychologische Animes sind nicht unbedingt das am breitesten aufgestellte Feld, insofern nimmt die Serie bereits mit ihrem Naturell eine Nische ein. Sie verdeutlicht, wie nahe Vergnügen und Morbidität liegen können.

    

Das Quindecim ist eine Bar, die sich an keinem interessanteren Ort befinden könnte: An der Schwelle zwischen Diesseits und Jenseits. Kein Wunder, dass es dort meistens leer ist. Wenn dann einmal Gäste eintreffen, dann immer im Doppelpack: Es sind Menschen, die sich nicht unbedingt gekannt haben müssen, aber zum selben Zeitpunkt ihr Leben ließen. Das Quindecim ist gleichzeitig ein Ort, an dem Entscheidungen gefällt werden. Wie soll es weitergehen mit den jeweiligen Gästen? Das wird bei einem von vielen Spielen, wie beispielsweise Darts, entschieden. Der Barkeeper Decim und eine Frau namens Chiyuki wohnen dem Geschehen bei – auch als Schiedsrichter. Denn Decim entschiedet, ob die Reise per Fahrstuhl anschließend in den Himmel oder in die Hölle führt.

Der Fanliebling

Die Ursprünge der Serie führen zurück ins Jahr 2013, als das Animationsstudio MADHOUSE (Death Note) einen Kurzfilm als Beitrag für das “Young Animator Training Project” beisteuerte. Hierbei handelt es sich um eine Nachwuchsförderung der Animationsindustrie, in der junge Animatoren unterstützt werden. Der Animator Yuzuru Tachikawa setzte das Skript von Death Billards mit einem Budget von rund 290.000 Euro um. Der Kurzfilm konnte mit seiner zündenden Idee dabei die Herzen der Zuschauer im Sturm erobern. Der Schauplatz und die Figuren sind identisch mit der Serie, nur das Spiel, welches die Gäste spielen, war dabei individuell, und wie der Name es bereits vermuten lässt, geht es um eine Partie Billard. Der deutschen Veröffentlichung liegt der 25-minütige Film als Bonus bei.

Verfehlungen kommen ans Licht

Originaltitel Death Parade
Jahr 2015
Episoden 12 (1 Staffel)
Genre Psychological, Drama
Regisseur Yuzuru Tachikawa
Studio MADHOUSE

im Quindecim werden guten und bösen Taten auf ihre eigene Art und Weise gewichtet. Da es hierbei um nichts Geringeres als Leben und Tod geht, ziehen die Teilnehmer sämtliche Register, um ihre Haut zu retten. Dabei gelten faire wie unfaire Mittel, sodass der sportliche Wettkampf hier völlig außer Frage steht. Dabei ahnt niemand, dass nicht etwa der Ausgang eines Matches entscheidend ist, sondern der Grad der Menschlichkeit, der hierbei zum Einsatz kommt. Decim ist nämlich Richter der Menschlichkeit und wägt ab, welcher der beiden Kontrahenten welchen Ausgang des Schicksals verdient. Dabei treten die hässlichsten Charakterzüge ans Licht und Geheimnisse werden gelüftet, die das Ansehen so manches Gastes zu Lebzeiten sehr beschädigt hätten. Der Reiz von Death Parade liegt in den zwischenmenschlichen Prüfungen. Hier werden schwierige Beziehungen thematisiert und Tabus sind dabei ohnehin fehl am Platz. Mal tragisch, mal schockierend, mal schonungslos ehrlich werden in Episodengeschichten die Schicksale der Gäste unter die Lupe genommen. Dabei wird nicht nur durch die Einzelschicksale Abwechslungsreichtum geboten, sondern auch durch die Freizeitspiele. Die erste Episode bietet noch ein Dartspiel, doch spätestens wenn es zum tödlichen Twister kommt, punktet die Serie mit Originalität. Im Laufe der Serie offenbart sich allerdings auch, dass Decim nur ein kleines Rädchen eines gesamten Uhrwerks ist, was das Bedürnis nach weiteren Episoden von Death Parade weckt. Der übergeordnete Handlungsbogen nimmt sich deshalb auch Zeit für die Geschichte von Decim und Chiyuki.

Tödliches Spiel im Neonlook

Obwohl der Schwerpunkt auf den Figuren liegt, sind die optischen Reize der Serie nicht zu verachten. Das beginnt bereits bei der Gestaltung des Quindecims: Der Club präsentiert sich im endlen Neonlook mit surrealem Flair, was das gesamte Ambiente sehr einladend macht. Es geht nicht immer ruhig zu, denn manches Duell gestaltet sich temporeich und fesselnd, sodass es zu schnellen Schnitten und mitunter sogar zu Actionszenen kommt. Die Charakterdesigns stammen von Shin`ichi Kurita (Ga-Rei: Zero) und lassen die Figuren mit eher hageren Figuren, länglichen Gesichtern und kantigen Gesichtszügen auftreten. Passend zum Setting kommen loungige Jazztöne hinzu, die die Bar trotz des wichtigen Themas in ein entspanntes und lässiges Gewand hüllen und einen harten Kontrast zur Fallhöhe der Prüfungen darstellen. Damit bekommt Death Parade eine bittersüße Note und weiteres Alleinstellungsmerkmal.

Selten habe ich Serien so ausgekostet wie Death Parade. Dennoch ist die Serie nicht gänzlich rund geworden, denn oftmals fehlt die Transparenz, nach welchen Kriterien Decim ein Urteil fällt. Der Unterhaltungswert geht dadurch zwar keineswegs verloren, doch ein bisschen die Nachvollziehbarkeit. Schließlich erhält der Barkeeper immer nur einen kurzen Einblick in das Leben eines Gastes, was alles andere als eine moralisch angemessene Grundlage ist. Mit den einzelnen Geschichten schwankt die Qualität, das muss gesagt werden. Leider gerät auch das Konzept zunehmend in Vergessenheit. Grade, wenn man mal Folge 1 mit Folge 12 vergleicht, ist das ein heftiger Unterschied, denn im Laufe der Zeit werden die Gäste uninteressanter, während die Gastgeber das Spotlight an sich reißen. Ich finde ja, dass die Geschichte sich positiv entwickelt hat, bin gleichzeitig aber schon ein wenig traurig, dass man aus dem Konzept nicht viel gemacht hat. Insofern hat die Serie für mich persönlich den Bogen schon noch gekriegt. Aber ob das einem gefällt, hängt eben wirklich davon ab, wie sehr man sich für Decim und Chiyuki interessiert. Trotz allem eine außergewöhnliche, erfrischende und spannende Serie. Folge 11 ist in meine persönliche “beste Animefolgen ever”-Historie eingegangen.

Zweite Meinung:

Ich empfinde Animes, die sich mit dem Thema Tod/Wiedergeburt beschäftigen, schon immer als ganz interessant. Ist nicht verwunderlich, dass ich Death Parade innerhalb von zwei Tagen durchgeschaut habe. Die Abgründe der Menschen und die nicht gerade fehlerfreien Entscheidungen der Richter, sorgen für die nötige Spannung. Die Serie ist schon recht episodisch aufgebaut, was mich nicht stört. Später bringt man mit Chiyuki noch eine gute Geschichte zum Abschluss rein. Ich denke, für 12 Folgen ist die Serie ziemlich gut geworden, auch wenn hier das Potenzial des Animes nicht komplett ausgeschöpft wurde. Ansonsten ist Death Parade größtenteils ernst, auch wenn im Mittelteil etwas Comedy hinzukommt. Der Soundtrack fiel mir nicht so sehr auf, aber irgendwie fühle ich mich manchmal etwas an die Musik aus der Liar Game Live Action-Serie erinnert. Die Synchronisation von Universum Anime kann ich nur loben., sehr passend ausgewählte Stimmen. Werde mir den Anime auf jeden Fall noch öfter anschauen. Wer nach einem guten Anime sucht, der eine ähnliche Thematik hat, dem kann ich Shigofumi: Letters from the Departed empfehlen.

Dritte Meinung:

Ich habe es zwei Mal mit Death Parade probiert, einmal alleine, was nach drei Episoden sein gähnendes Ende fand, und dann noch einmal in netter Gesellschaft. Manchmal hilft das ja, die verborgenen Qualitäten des Geschauten zu enthüllen, doch bei diesem Anime war das für mich leider nicht das erhoffte Ergebnis. Ich fand ihn langweilig, auch wenn es den einen oder anderen Aufreger gab, der dazu führte, dass ich beim zweiten Sehen drangeblieben bin (plus natürlich die nette Gesellschaft). Zu diesen blutdrucksteigernden Fakten gehört für mich, dass eine in sich gut funktionierende Geschichte nicht gut umgesetzt wurde. Sie hatte Längen und einen zerfaserten roten Faden. Zu vielen Charakteren wurde Aufmerksamkeit geschenkt, den Verstorbenen, deren Leben noch einmal beleuchtet wurde, und dem Personal, welches wichtige Aufgaben zu erfüllen hatte. Dadurch entwickelten sich kaum individuelle Persönlichkeiten, was ich schade fand, denn in sich war doch fast jeder Charakter interessant, egal, auf welcher Seite er stand. Manche Schicksale haben mich wirklich beschäftigt, wie zum Beispiel das von Misaki und Yousuke in der vierten Episode. Aber auch da blieb es eigentlich bei den Stereotypen “Otaku” und “überforderte Mutter”, wirklich bedauerlich. Absolut nichts zu nörgeln gibt es für mich bei der wirklich gelungenen Animation, die Bilder sind eine Augenweide, sehr detailliert und vielschichtig. Musikalisch ist mir nichts in Erinnerung geblieben, was aber wahrscheinlich heißt, dass die BGM maximal unauffällig war.

Vierte Meinung:

Ich hatte mit Death Parade viel Spaß. Ja, sicher, es ist episodisch und formelhaft, es gibt viele Figuren, über die wenig erzählt wird und wenige, über die viel erzählt wird. Das finde ich okay, schließlich sind die vielen Verstorbenen, die um Himmel oder Hölle spielen, nicht dazu da, um Charakterentwicklungen zu durchlaufen, sondern um das Funktionieren des Systems zu demonstrieren. Darum kriegen sie höchstens einen Plot Twist in ihrer Vorgeschichte, aber mehr nicht. In der Häufung merkt man, dass Twists ein bisschen billige Nummern sind, verglichen mit richtiger Charakterentwicklung und das piekt ein bisschen beim Schauen, aber, wie gesagt, finde ich es plausibel, dass es so sein muss. Die übernatürlichen Figuren leben vor allem von ihrer Skurrilität. Die ist sehr schön designt, eine Welt, in der Kinnbärtchen adlich gibt es aber nur zwei Figuren, auf die es ankommt, und die kriegen auch ihren Entwicklungsbogen. Schade eigentlich, dass der sein Ende findet, wie Bögen es haltuch Lotosblüten sein können, finde ich klasse. Dazu passt es ganz gut, dass der Bartträger und seine Kollegen in vielem unausgemalt und rätselhaft bleiben. Letzten so tun, meinetwegen hätte es noch viel mehr Folgen mit der gleichen Grundsituation, gepflegter Inneneinrichtung, schrägen Figuren und fiesen Spielen geben können.

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Ayres

Ayres ist ein richtiger Horror- & Mystery-Junkie, liebt gute Point’n’Click-Adventures und ist Fighting Games nie abgeneigt. Besonders spannend findet er Psychologie, deshalb werden in seinem Wohnzimmer regelmäßig "Die Werwölfe von Düsterwald"-Abende veranstaltet. Sein teuerstes Hobby ist das Sammeln von Steelbooks. In seinem Besitz befinden sich mehr als 100 Blu-Ray Steelbooks aus aller Welt.

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Aki
Aki
Redakteur
13. Oktober 2017 18:22

Ich liebäugle ja noch immer mit den deutschen Disk. Mir fehlt nur immer das passende Kleingeld. Danke das jemand hier was zu den deutschen Stimme geschrieben hat. Bin daher mal gespannt, wenn es bei mir doch noch klappen sollte, dass ich sie mir kaufe, wie ich sie finden werde.
Ich liebe das Opening Flyers von BRADIO. Ist seit damals in meiner Playlist auf dem Handy und sorgt immer für gute Laune. Das Ending von NoisyCell mag ich aber auch.
Ich hätte persönlich ja gerne eine zweite Staffel.

Spoiler
Immerhin endet der Anime doch etwas sehr offen. Wobei es schön ist, dass Chiyukis Fall gelöst worden ist. Doch Decim hat sich weiterentwickelt und jetzt würde ich einfach gerne sehen, wie es mit ihm weiter geht!

Optisch hat mir die Serie richtig gut gefallen. All diese Lichtspiele und die Farben *__* In so einer Bar wie Decim sie hat, würde ich auch gerne mal hocken und Fotos machen.